Corona setzt massiv zu

Flughafen Wien: -71% Passagiere, enorme Verluste

Wirtschaft
17.11.2020 09:55

Der börsennotierte Flughafen Wien hat wie die gesamte Luftfahrtbranche die Corona-Krise massiv zu spüren bekommen. In den ersten drei Quartalen 2020 flog das Unternehmen in den roten Zahlen (41 Millionen Euro Verlust). Die Passagierzahl ist ebenso eingebrochen wie der Umsatz. Für das Gesamtjahr rechnet der Vorstand mit einem noch größeren Verlust, der Verkehrsrückgang setzte sich zuletzt fort. Die Hoffnung liegt auf Corona-Schnelltests.

Der Umsatz brach um knapp 57 Prozent auf 277 Millionen Euro ein. Das Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) sackte um mehr als 80 Prozent auf 62,3 Millionen Euro ab und das operative Ergebnis (EBIT) drehte in die Verlustzone, auf minus 43,6 Millionen Euro.

Beim Ebitda rechnen die Flughafenchefs Jäger und Günther Ofner für 2020 mit einer Bandbreite von 55 bis 60 Millionen Euro und mit einem Nettoverlust von 75 bis 85 Millionen Euro vor Minderheiten.

Nettoverschuldung mehr als verdoppelt
„Belastet wird das Ergebnis durch die im dritten Quartal vorgenommene Abschreibung von 6,9 Millionen Euro auf das Revitalisierungsprojekt Pier Ost, das krisenbedingt wegfällt“, erklärte der Flughafen am Dienstag in einer Aussendung. Das Nettoergebnis vor Minderheiten wurde ebenfalls rot, es lag bei minus 41,3 Millionen Euro. Die Nettoverschuldung hat sich gegenüber Ende 2019 (81 Mio.) mehr als verdoppelt (162 Mio. Euro).

Zahl der Flugbewegungen schrumpft
Von Jänner bis September verzeichnete die Flughafen-Wien-Gruppe in Wien-Schwechat sowie an den Auslandsbeteiligungen Malta und Kosice einen Passagierrückgang von 71,2 Prozent auf 8,7 Millionen Fluggäste. Am Standort Wien betrug das Passagierminus 70,7 Prozent auf etwas mehr als sieben Millionen Reisende. Die Zahl der Flugbewegungen schrumpfte in den ersten neun Monaten des heurigen Jahres um mehr als 60 Prozent auf 80.580 Starts und Landungen, die durchschnittliche Auslastung von 77,5 auf 59,5 Prozent.

Drastische Sparmaßnahmen
Bereits im September hat der Flughafen wegen der Coronakrise drastische Sparmaßnahmen verhängt und die zwei größten Bauvorhaben, die Sanierung des Pier Ost und die Erweiterung von Terminal 3, auf Eis gelegt. Der Airport verwies am Dienstag erneut auf das Sparprogramm im Umfang von 220 Millionen Euro, das um 100 Millionen Euro reduzierte Investitionsprogramm und die unternehmensweite Kurzarbeit für rund 6000 Beschäftigte, die die Eckpfeiler der Krisenbewältigung seien.

Hoffen auf Antigen-Schnelltests
Punkto Corona setzt der Flughafen Wien auf Antigen-Schnelltests. Der gemeinsam mit der Austrian Airlines (AUA) laufende Probebetrieb sei sehr erfolgreich. Diese Testverfahren sollten, um Tourismus und Wirtschaft wieder in Gang zu bringen, europaweit flächendeckend eingesetzt werden, bekräftigte Jäger. Außerdem brauche es europaweit und global einheitliche Reisebestimmungen. Die aktuellen Ankündigungen zu Impfstoffen ließen zumindest ab dem zweiten Halbjahr 2021 auf eine deutliche Erholung im Reiseverkehr hoffen.

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