„Nicht jetzt!“

Nächste Terror-Panne: Höhere Einstufung abgelehnt

Wien
18.11.2020 06:00

Nach dem fatalen Routine-SMS an den späteren IS-Killer drei Stunden vor dem Anschlag wird nun die nächste Panne bei der Terrorabwehr bekannt. In einem internen Staatsschutz-Papier empfiehlt ein Beamter die Erhöhung der Gefährdungseinstufung nach dem Munitionskauf - Antwort seiner Vorgesetzten: „Nicht jetzt!“ Wie die „Krone“ aufdeckte, könnte die Kurznachricht eines Handyanbieters an Kujtim F. der letzte Auslöser für seine Mordtour im Herzen Wiens gewesen sein. 

Denn 50 Stunden nach einer Einbruchsanzeige erhielt der 20-jährige verurteilte Terror-Sympathisant jene Nachricht, wonach Telefonnummer und Standort der Polizei übermittelt worden seien. Daraufhin dürfte er seine Wohnung verbarrikadiert, ein Bekenner-Video hochgeladen und sich dann zu Fuß mit Sturmgewehr und Pistole von seinem Gemeindebau in Richtung Schwedenplatz aufgemacht haben.

Kujtim F. (20) geriet nach diesem Verständigungs-SMS völlig in Panik und zog mordend durch das Herz von Wien. (Bild: Reuters/Mike Blake, Fotomontage)
Kujtim F. (20) geriet nach diesem Verständigungs-SMS völlig in Panik und zog mordend durch das Herz von Wien.

Sachbearbeiter empfahl höhere Gefahreneinstufung
Jetzt wird eine weitere brisante Panne bekannt! Der Untersuchungskommission rund um die anerkannte Uni-Strafrechtsexpertin Ingeborg Zerbes liegt ein internes Papier des Landesamts für Verfassungsschutz und Terrorismusbekämpfung (LVT) vor. Demnach empfahl ein Sachbearbeiter nach dem Munitionskauf des Verdächtigen eine höhere Gefährdungseinstufung. Auch weil F. Mitglied eines Islamisten-Netzwerkes sei, an dessen Spitze ein zurückgekehrter deutscher IS-Kämpfer stand.

Seine vier Vorgesetzten lehnten aber mit dem Verweis auf die Operation „Luxor“ gegen Muslimbrüder ab. „Nicht jetzt, das machen wir im November!“

Eine fatale Fehleinschätzung, die nicht nur strafrechtliche Folgen für die leitenden Beamten, sondern auch Relevanz bei Amtshaftungsklagen von Angehörigen gegen die Republik haben könnte ...

Christoph Budin, Kronen Zeitung

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