Kurz traf Experten

Corona-Massentests: Planungen im Kanzleramt laufen

Politik
18.11.2020 15:03

Kanzler Sebastian Kurz (ÖVP) treibt seine Pläne voran, nach dem Lockdown ähnliche Massentests wie in der Slowakei auch in Österreich durchführen zu lassen. Am Mittwoch traf er sich mit Vertretern der Sozialpartner, der Ärztekammer und der Medizinischen Universität Wien. Aus dem Bundeskanzleramt hieß es, dass die erste Gesprächsrunde positiv verlaufen sei.

Die kostenlosen und freiwilligen Massentestungen sollen begleitend zu den geplanten Lockerungsschritten nach dem Lockdown wie etwa Schulöffnungen stattfinden und zum anderen dazu beitragen, dass in Vorbereitung auf Weihnachten und auf die Zeit danach das Infektionsgeschehen weiter reduziert wird. Dadurch soll es möglich werden, dass die Bevölkerung zumindest im kleinen Kreis das Weihnachtsfest feiern kann und ein weiterer Lockdown im neuen Jahr verhindert wird. Vor allem einkommensschwächere Familien sollen von der Gratis-Testung profitieren, betonte das Bundeskanzleramt.

Es sollen weitere Gespräche folgen. (Bild: APA/HELMUT FOHRINGER)
Es sollen weitere Gespräche folgen.

Das Vorhaben sei am Mittwoch bei den Experten und Wissenschaftlern auf breite Unterstützung gestoßen, konstatierte das Bundeskanzleramt. Die Regierung sieht sich somit in ihrem Vorhaben bestärkt. Nunmehr sollen weitere Detailarbeiten durchgeführt werden.

AK-Präsidentin: „Sicher eine gute Sache“
AK-Präsidentin Renate Anderl zeigte sich nach dem Termin zufrieden. Massentests seien „sicher eine sehr gute Sache“, sagte sie. Allerdings seien auch noch viele Fragen offen, etwa jene nach den personellen Ressourcen. Geklärt werden muss für die Chefin der Arbeiterkammer außerdem, ob die Tests auch in den Betrieben stattfinden können, etwa durch eine Betriebsärztin oder einen Betriebsarzt. Vonseiten der Regierung zugesichert worden sei auch, dass die Tests auf freiwilliger Basis stattfinden und zeitnah wiederholt werden sollen.

AK-Chefin Renate Anderl (Bild: APA/GEORG HOCHMUTH)
AK-Chefin Renate Anderl

ÖGB für bundesweit einheitliche Teststrategie
Auch die Gewerkschaft hält Massentests für sinnvoll. Zielführend seien diese aber nur dann, wenn sie regelmäßig stattfinden, sagte ÖGB-Präsident Wolfgang Katzian nach der Gesprächsrunde im Bundeskanzleramt. Besonders wichtig seien diese für Beschäftigte im Gesundheits-, Pflege- und Sozialbereich sowie in den Bildungseinrichtungen. Auch eine bundesweit einheitliche Teststrategie hält der ÖGB-Chef für sinnvoll.

Gewerkschafter Wolfgang Katzian (Bild: APA/Georg Hochmuth)
Gewerkschafter Wolfgang Katzian

So wie die Gewerkschaft unterstützt auch die Wirtschaftskammer die Pläne der Bundesregierung. Diese könnten ein „weiterer Baustein für ein nachhaltiges Corona-Management“ sein, das den Unternehmen die „so dringend notwendige Planbarkeit“ gebe, erklärte WKÖ-Präsident Harald Mahrer.

Harald Mahrer (Bild: APA/Georg Hochmuth)
Harald Mahrer

Kritik an Plänen des Kanzlers
Kurz hatte am Wochenende Massentests in der Bevölkerung angekündigt, doch der Vorschlag war nicht bei allen auf Begeisterung gestoßen. SPÖ-Chefin Pamela Rendi-Wagner sieht vor allem ein Problem bei den Massentests: Dass sie jene, die sich in der Inkubationszeit befinden, nicht erfassen. „Dadurch ergeben sie kein Gesamtbild. Menschen in der Inkubationszeit scheinen falsch negativ auf und liefern erst in zwei bis drei Tagen einen positiven Test“, so die frühere Medizinerin.

(Bild: APA/ROLAND SCHLAGER)

Daher müssten Massentest nach fünf bis zehn Tagen mindestens einmal wiederholt werden. Am besten wäre es, wenn man sie in regelmäßigen Abständen mache. „Das wäre möglich, aber ich erkenne keine Strategie in den Ankündigungen des Kanzlers. Ich hoffe, dass es nicht nur eine mediale Ankündigung war, denn die Menschen erwarten sich jetzt, dass sie getestet werden“, betonte Rendi-Wagner.

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