„Demon’s Souls“ aus dem Hause From Software läutete 2009 auf der PlayStation 3 das Zeitalter der Hardcore-RPGs ein. Sein unverzeihliches Gameplay und der konstant hohe Adrenalinpegel ließen es zum Kultspiel avancieren und prägten mit geistigen Nachfolgern wie der „Dark Souls“-Reihe ein ganzes Genre. Rechtzeitig zum Start der Next-Gen-Konsole PlayStation 5 legt Sony den Klassiker nun neu auf - in 4K-Glanz, der im Test glatt jenen des Ur-„Demon’s Souls“ für die PS3 überstrahlte.
Kämpfte das Original noch mit gelegentlichen Einbrüchen in der Bildrate, läuft „Demon’s Souls“ auf der PS5 sehr flüssig - wahlweise bei 30 Bildern pro Sekunde (fps) mit 4K-Auflösung und modernen Lichteffekten oder bei 60 fps mit etwas reduziertem, aber immer noch höchst ansehnlichem Detailgrad.
Wir haben beide Modi getestet, über die optische Opulenz des Kino-Modus gestaunt, dann aber doch lieber im Performance-Modus gespielt. In „Demon’s Souls“ ist schnelle Reaktion nämlich Trumpf und bei hoher Bildrate auf PC-Niveau läuft eben alles ein bisschen flüssiger, was gerade bei diesem Titel, der die Reflexe fordert wie kaum ein anderer, den einen oder anderen Frustmoment verhindert.
Grafik, als wäre es ein ganz neues Spiel
Die Grafik, die das verantwortliche Studio Bluepoint Games - es zeichnet auch für die PS4-Umsetzung von „Shadow of the Colossus“ verantwortlich - aus dem zehn Jahre alten RPG zaubert, ist beeindruckend. 4K-Auflösung, schärfere Texturen, realistischere Vegetation, Wasser- und Reflexionseffekte, detailliertere Charakter- und Gegnermodelle, zeitgemäße Licht- und Partikeleffekte, mehr Weitsicht und frische Animationen verbessern die Optik derart, dass kein Stein auf dem anderen bleibt. Wer mag, kann sogar eigene Filter über das Spiel legen. Der Detailgrad ist enorm, selbst Blutspritzer auf Rüstung und Waffen sind gut zu erkennen.
Zum einer neuen Konsolengeneration würdigen Eindruck tragen besonders die sehr kurzen Ladezeiten bei, die durch den schnellen SSD-Speicher der PS5 ermöglicht werden und nach dem Sterben - und das tut man oft - eine weit schnellere Rückkehr ins Spiel erlauben als auf der PS3.
Neben optischen Verbesserungen fanden wir beim Test auch akustische im „Demon’s Souls“-Remake vor. Der Soundtrack wurde erneuert - und passt so unserer Meinung nach ganz hervorragend ins Spiel. Seine epischen, orchestralen Musikstücke untermalen die beinharten Kämpfe in „Demon’s Souls“ perfekt und tragen das ihre zur Gänsehaut-Atmosphäre dieses dunklen Action-Rollenspiels bei. Die Soundeffekte vom Waffenklirren bis zu den Umgebungsgeräuschen wurden ebenfalls überarbeitet, außerdem gibt es nun virtuellen Raumklang, der den Spieler noch ein bisschen tiefer in die bedrohliche Welt saugt.
Geheimnisvolle Story zum Selbst-Verknüpfen
Bei der Story bleibt alles beim Alten: Der Spieler findet sich in der Fantasy-Welt von Boletaria wieder, wo ein fehlgeleiteter König sich mit Dämonen eingelassen und so die ganze Welt ins Verderben gestürzt hat. Es liegt am Spieler, der dämonischen Invasion Einhalt zu gebieten, korrumpierte Seelen zu ernten und die Welt zu retten. Angesiedelt in einer dreckigen, dunklen und gerade bei den größeren Monstern bisweilen höchst bizarren Fantasy-Spielwelt, wird die Handlung dabei stark mit Hinweisen im Spiel erzählt. Zwischensequenzen und Dialoge mit Figuren, die einen nicht töten wollen, sind vergleichsweise rar. Das verleiht der in einen uralten Kampf zwischen Gut und Böse eingebetteten Geschichte den Hauch des Geheimnisvollen, verlangt vom Spieler aber auch, mit offenen Augen durchs Spiel zu gehen und sich aktiv mit der Welt auseinanderzusetzen.
Hinter jeder Ecke lauert der Tod
Spätestens nach den ersten paar Toden, die man gestorben ist, tastet man sich aber ohnehin behutsam und mit größter Wachsamkeit durch die fünf „Demon’s Souls“-Gebiete, die jeweils in mehrere Abschnitte mit fiesen Endgegnern aufgeteilt sind, die viel Strategie und Geschick erfordern. Hinter jeder Ecke kann ein Gegner lauern, selbst das Kleinvieh darunter kann den Gesundheitsbalken mit wenigen Treffern leeren, wenn man nicht aktiv ausweicht oder blockt. Dass man nach dem Tod mit reduzierten Lebenspunkten seinen Körper erst zurückerlangen muss, sorgt ebenso für Anspannung wie die schiere Vielfalt der Gegner. „Demon’s Souls“ hetzt alles auf den Spieler, was eine Fantasy-Welt hergibt - schnelle und wendige Zombies, verderbte Menschen vom Zauberer bis zum gepanzerten Ritter, in minutenlangen Duellen zu bezwingende Boss-Dämonen, Riesenspinnen und Ungeheuer im Lovecraft-Stil oder auch Drachen. An Abwechslung mangelt es wahrlich nicht.
Das Kampfsystem verlangt schnelle Reflexe
Schlüssel zum Erfolg sind in „Demon‘s Souls“ schnelle Reflexe: Nur wer im rechten Moment blockt oder ausweicht, den Gegner kurz aus dem Tritt bringt oder sich hinter ihm positioniert, triumphiert. Einfach blind draufzuhauen, führt in „Demon’s Souls“ selten zum Erfolg, häufiger schlicht zum Tod. Perfekt platzierte Blocks und Gegenangriffe sowie Attacken von hinten belohnt das Ab-16-Spiel indes mit brutalen Finishern. Es ist ein Kampfsystem, das Einarbeitung erfordert, aber ehrlich und direkt ist, wenn man es einmal verinnerlicht hat - und selbst bei Kämpfen gegen kleinere Gegner Spannung aufbaut. Der kleinste Treffer tut richtig weh, die in der Spielwelt verteilten Heilkräuter braucht man ständig.
Die Wahl der Klasse des optisch ins Detail individualisierbaren Helden hat dabei keinen nachhaltigen Einfluss darauf, wie sich „Demon’s Souls“ spielt. Einerseits kann man im Spielverlauf nämlich zwischen den zehn Klassen - typische RPG-Helden wie Krieger, Schurken, Templer, Jäger, Magier oder auch Priester - hin- und herwechseln, andererseits sind die Klassen generell wenig heikel, was neue Fertigkeiten oder Waffen angeht. Im Spielverlauf kann man aus einem Krieger einen Feuerbälle werfenden Magier machen, gleichzeitig müssen Distanzkämpfer sich auch immer mal wieder in den Nahkampf schmeißen.
Kenner des Originals finden sich sofort zurecht
Änderungen zum Original gibt es abseits einiger weniger neuer Items und einer geheimnisvollen verschlossenen Tür nicht: Die Kämpfe fühlen sich unserem Eindruck nach an wie auf der PS3, nur mit dem feinen Unterschied, dass man nun in deutlich höherer Bildrate und Auflösung spielen kann. Die Spielwelt sieht wesentlich schöner aus als früher, man findet sich als „Demon’s Souls“-Veteran aber dennoch sofort zurecht. Sogar versteckte Waffendepots findet man nach wie vor dort, wo man sie in Erinnerung hat.
Vereinzelt - etwa bei der Steuerung, die nun präzisere Ausweichrollen ermöglicht - haben die Entwickler Komfort-Features eingebaut, am Spielerlebnis ändert das aber kaum etwas. Auch die Menüs bedienen sich ähnlich wie früher. Unverändert zur PS3-Version blieb auch die Gegner-KI: So hart die Burschen auch zuschlagen, die schlauesten sind sie in der Regel nicht.
Tatsächlich kommt das Remake dem ursprünglichen Spielerlebnis sogar näher als die PS3-Version heute. Wurden bei ihr vor einigen Jahren die Multiplayer-Server abgeschaltet, hat die PS5-Version nun wieder die unkonventionellen Multiplayer-Dreingaben des ursprünglichen „Demon’s Souls“. Dazu zählen in der Spielwelt verteilte Nachrichten, die der Spieler als Tipp (oder auch als Falle) für andere hinterlassen kann und die Möglichkeit, sich temporär ins Spiel von jemand anderem einzuklinken, um ihm zu helfen - oder Jagd auf ihn zu machen. Das macht das „Demon’s Souls“-Erlebnis eine Spur „geselliger“, ohne dem Spiel seine düstere und beklemmende Einzelspieler-Atmosphäre zu rauben.
Fazit: „Demon’s Souls“ in der Next-Gen-Version auf der PS5 ist für Kenner des Originals und Einsteiger gleichermaßen ein packendes Erlebnis, dessen Gameplay und Schwierigkeitsgrad man mögen muss, das aber zehn Jahre nach der Erstveröffentlichung nichts von seinem grundsätzlichen Reiz eingebüßt hat. Die exquisite 4K-Grafik, der tolle Soundtrack und die massive Reduktion der Ladezeiten sorgen dafür, dass die Neuauflage am Ende sogar ein runderes Spielerlebnis als das Original ist. Wir meinen: „Demon’s Souls“ ist in der PS5-Version ein erlebenswertes Hardcore-RPG und ein würdiger Vorzeigetitel für die neue PlayStation-Generation.
Plattform: PS5
Publisher: Sony
krone.at-Wertung: 9/10
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