Anschlag verhindert

Paketbomben in Cargo-Flugzeugen entdeckt

Ausland
29.10.2010 23:09
Zwei in aus dem Jemen kommenden Frachtflugzeugen in Dubai und Großbritannien sichergestellte Pakete mit dem Ziel USA haben nach Angaben von US-Präsident Barack Obama Sprengstoff enthalten. Die Sendungen seien an jüdische Einrichtungen in Chicago gerichtet gewesen. Von den beiden Päckchen sei eine "glaubwürdige terroristische Bedrohung" ausgegangen, fügte Obama hinzu. Die beiden Pakete wurden nach Angaben der US-Regierung in der Nacht zu Freitag gefunden.

Die USA seien entschlossen, das Terrornetzwerk Al Kaida, dem die Urheberschaft zugesprochen wurde, auch im Jemen zu zerstören, sagte Obama weiters. Der US-Präsident hatte das Land jüngst als Rückzugsort für Al Kaida bezeichnet. Der jemenitische Arm der Terrorgruppe gilt als neues Rückrad der Extremisten.

Aufgrund der Meldungen über die verdächtigen Pakete aus dem Jemen setzte nach dem Transportunternehmen Fedex auch der Frachtdienstleister UPS nach eigenen Angaben Lieferungen aus dem Jemen umgehend aus. Die Luftfahrtbehörde der Vereinigten Arabischen Emirate bestätigte am Freitag in einer Mitteilung, dass ein verdächtiges Paket aus dem Jemen sichergestellt worden sei. Das Paket sollte demnach in einem Fedex-Transportflugzeug in die USA geflogen werden.

Passagierflugzeug mit Kampfjets eskortiert
Zuvor hatte es mehrmals Terroralarm gegeben: Zwei US-Kampfjets eskortierten am Freitag ein Passagierflugzeug aus dem Jemen mit Ziel New York über dem amerikanischen Luftraum. Die F-15-Flugzeuge seien "aus übergroßer Vorsicht" aufgestiegen, berichteten US-Medien. Die Passagiermaschine der Fluggesellschaft Emirates habe ein verdächtiges Paket an Bord, meldete der Sender MSNBC. Nach der Landung auf dem JFK-Flughafen wurde das Flugzeug isoliert.

Die Funde in Dubai und auf dem englischen Flughafen East Midlands Airport führte nach US-Angaben zur Untersuchung weiterer Frachtmaschinen auf den US-Flughäfen Philadelphia und Newark. Die dortigen Einsätze erfolgten laut US-Flugsicherheitsbehörde TSA in Reaktion auf "Berichte über mögliche verdächtige Gegenstände an Bord von Frachtflugzeugen".

"Über eine mögliche Terrorbedrohung unterrichtet"
Nach Angaben des Weißen Hauses wurde Präsident Obama am Donnerstagabend gegen 22.35 Uhr (Ortszeit, 4.35 Uhr MESZ) von seinem Sicherheitsberater John Brennan "über eine mögliche Terrorbedrohung unterrichtet". Obama habe Geheimdienste, Polizei und das Heimatschutzministerium angewiesen, "Schritte zu unternehmen, um die Sicherheit und Unversehrtheit des amerikanischen Volks zu gewährleisten", teilte das Weiße Haus mit.

Obama auch hat bereits, nach den Worten seines Top-Sicherheitsberaters John Brennan, mit dem jemenitischen Präsidenten Ali Abdullah Saleh telefoniert. Saleh habe seine volle Kooperation zugesagt. Brennan sagte weiter, die im Jemen aufgegebenen Pakete seien präpariert gewesen, "um irgendeine Art von Attacke auszuführen". Obama unterstrich, seine Regierung werde keine Mühen scheuen, "um die Herkunft dieser verdächtigen Pakete zu ermitteln".

Die Pakete "sollten Schaden anrichten", sagte Brennan. Über das mögliche Ausmaß wollte er aber nicht spekulieren. Dass die Pakete abgefangen werden konnten, zeige, dass das Sicherheitssystem "sehr, sehr gut" gearbeitet habe. "Wir arbeiten gerade daran, sicherzustellen, dass wir so wachsam wie möglich bleiben."

Auch London bestätigt explosives Material
Die britische Innenministerin Theresa May hat mittlerweile auch bestätigt, dass in einer für die USA bestimmten Luftfracht-Sendung aus dem Jemen explosives Material gefunden wurde. Ob es sich dabei um einen "funktionsfähigen Sprengsatz" handelte, könne aber noch nicht gesagt werden, sagte May in der Nacht zum Samstag. Das verdächtige Paket war in einem Frachtflugzeug auf einem Flughafen in Mittelengland entdeckt worden. Die Sendung sollte nach Chicago gehen.

Das aus dem Jemen stammende Paket sei nach dem Fund auf dem East-Midlands-Flughafen bei Nottingham sofort von britischen Experten untersucht worden, sagte die Innenministerin. "Im Moment kann ich nur sagen, dass das Objekt explosives Material enthielt", so May. "Unklar ist noch, ob es sich um einen funktionierenden Sprengsatz handelt. Die Untersuchungen dauern an."

Geheimdienst war informiert
Unbestätigten Angaben zufolge hatte der Geheimdienst schon seit Tagen Kenntnis über einen geplanten, mutmaßlichen Komplott. Die Pakete in Dubai und Großbritannien seien am späten Donnerstagabend entdeckt worden, nachdem ein ausländischer Geheimdienst den Jemen betreffende Informationen erhalten und diese an die US-Behörden weitergeleitet hatte. 

Bereits seit September soll der US-Geheimdienst immer wieder vor der Möglichkeit gewarnt haben, dass Terroristen versuchen könnten, chemische oder biologische Kampfmittel für Anschläge auf dem Postweg zu befördern. Auch andere westliche Länder könnten das Ziel derartiger Anschläge sein, hieß es weiter. In der Vergangenheit gab es des Öfteren ähnliche Warnungen.

Weitere Flugzeuge gestoppt
Aus Sicherheitsgründen war eine von Dubai kommende Maschine mit dem Ziel New York am Freitag über Kanada abgefangen worden. Allerdings hatte sich laut Behördenangaben aus Dubai kein Paket jemenitischer Herkunft befunden. Das berichtete die staatliche Nachrichtenagentur Wam unter Berufung auf Verantwortliche der zivilen Luftfahrtbehörde des Emirats am späten Freitagabend. Das Flugzeug war von der US-Luftwaffe in Begleitschutz genommen worden, weil an Bord Frachtgut aus dem Jemen vermutet wurde.

Die US-Behörde für Verkehrssicherheit gab nach Ermittlungen wegen des Verdachts auf weitere Paketbomben Flugzeuge des Frachtdienstes UPS frei. Es handle sich um drei Maschinen, die wegen der Ermittlungen am Morgen auf den Flughäfen Newark bei New York und Philadelphia gestoppt worden seien, teilte eine UPS-Sprecherin am Freitagabend mit. Es war ihren Angaben zufolge unklar, ob die Maschinen inzwischen weitergeflogen sind.

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