Eigentlich sollte das Weihnachtsgeschäft gerade voll anlaufen, doch der zweite Lockdown macht Österreichs Unternehmern einen ordentlichen Strich durch die Rechnung. Daher fordert Wirtschaftskammer-Präsident Harald Mahrer für die Zeit nach dem Lockdown längere Öffnungszeiten und das Aufsperren für den Handel auch am Sonntag.
Einerseits soll damit der Umsatz in der Vorweihnachtszeit noch angekurbelt werden, andererseits gehe es auch „um das Entzerren der Kundenströme“, so Mahrer im Ö3-„Frühjournal“. „Ich glaube, da braucht es ganz pragmatische Lösungen, dass die Österreicher für ihre Lieben einkaufen gehen können, ohne dass sich alle wieder anstecken“, ergänzte der Wirtschaftskammer-Präsident.
„Die Geschenke laufen nicht weg“
Der zweite Lockdown sei ein „ganz schwerer Schlag für den Handel“, wie Mahrer betonte: „Die haben sich alle eingedeckt mit Ware für das Weihnachtsgeschäft, das ist die stärkste Zeit im Jahr. Aber die Geschenke laufen nicht weg. Ich glaube, das ist die wichtigste Botschaft.“
Österreichische Onlineshops unterstützen
Für alle, die es nicht mehr aushalten und die Weihnachtseinkäufe schon jetzt erledigen wollen, gab der Wirtschaftskammer-Präsident den Hinweis, „regional-digital“ einzukaufen. „Es gibt österreichische Online-Shoppingportale. Wichtig ist jetzt, dass die Umsätze in Österreich bleiben“, so Mahrer. Die WKO hat bereits im ersten Lockdown eine Liste mit österreichischen Onlineshops zusammengestellt und auch die „Krone“ hat mit krone.at/shopfinder eine Plattform für österreichische Firmen erstellt.
Lugner begrüßt Vorstoß
Einen prominenten Unterstützer für seine Forderung nach einer Sonntagsöffnung im Weihnachtsgeschäft hat Mahrer gefunden: Richard Lugner, Eigentümer der Lugner City und seit Jahrzehnten ein Befürworter längerer Öffnungszeiten. Er sehnt ebenfalls den offenen Sonntag herbei - und auch die Kunden, wie Lugner versichert. Für diese sei der gemeinsame Familieneinkauf ein Event.
Das habe sich bei der Sonntagsöffnung während der Fußball-Europameisterschaft 2008 gezeigt, als die Händler in seinem Einkaufszentrum an den Sonntagen mehr Umsatz gemacht hätten als an jedem anderen Tag. Und das bei deutlich kürzeren Öffnungszeiten. Die Regierung müsse „endlich den Händlern die Möglichkeit geben, sich gegen Amazon und Co. zu wehren“. Gerade an den Sonntagen würde hier viel Kaufkraft ins Ausland abfließen, so Lugner. Viele andere Länder in Europa hätten das schon erkannt und die Öffnungszeiten ausgedehnt - nur eben Österreich nicht.
„Allianz für freien Sonntag“ dagegen
Die „Allianz für den freien Sonntag“, zu der neben den Kirchen auch Gewerkschaften und zahlreiche zivilgesellschaftliche Organisationen gehören, ist auch im Corona-Jahr gegen eine Sonntagsöffnung in der Vorweihnachtszeit. Gerade die Handelsangestellten, die in den vergangenen Monaten arg drangekommen seien und sich einem gesundheitlichen Risiko aussetzten, bräuchten die Erholung am Sonntag, sagte Allianz-Koordinatorin Daniela Ebeert am Donnerstag.
Für die, die am Sonntag shoppen wollen, sollte es ein größeres Angebot an regionalen digitalen Plattformen geben.
Allianz-Koordinatorin Daniela Ebeert
Das Argument, den österreichischen Handel mit längeren Öffnungszeiten vor Weihnachten gegenüber dem US-Riesen Amazon zu stärken, lässt Ebeert nicht gelten. Viele Österreicher seien in Kurzarbeit gewesen oder arbeitslos, sie hätten jetzt nicht mehr Geld zum Ausgeben. An den verbleibenden Sonntagen vor Weihnachten könnte nicht alles nachgeholt werden. „Für die, die am Sonntag shoppen wollen, sollte es ein größeres Angebot an regionalen digitalen Plattformen geben“, forderte Ebeert. „Wenn die Wirtschaftskammer bereit ist, das zu fördern, sind auch wir dabei. Dafür muss niemand am Sonntag im Geschäft stehen.“
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