Trocken zu werden ist ein komplexes Zusammenspiel mehrerer Organe und Mechanismen. Oftmals hilft auch Physiotherapie. Sich vorschnell Sorgen zu machen, ist jedoch nicht angebracht.
Grundsätzlich gilt, nicht zu früh in Panik zu verfallen. „Viele Eltern sind verunsichert, wenn ihr Nachwuchs mit zunehmendem Alter nicht trocken wird. Vor dem fünften Lebensjahr muss man sich aber meist keine Sorgen machen“, gibt die Wiener Urologin Dr. Anne-Catherine Piskernik Entwarnung. Enuresis (Bettnässen) bedeutet ungewollter Harnverlust an mindestens zwei Nächten im Monat nach dem fünften Lebensjahr. Jeder fünfte bis sechste Sprössling im Vorschulalter ist betroffen. 10 bis 15 Prozent der Sechs- bis Zehnjährigen wachen regelmäßig in einem nassen Bett auf.
Die Ursachen: Verzögerung des Reifeprozesses, eine Störung der Produktion von Hormonen, funktionell zu kleine Blase, große Nachtharnmengen und schwere Weckbarkeit, wodurch die Kinder den Drang während des Schlafes nicht spüren. Auch wenn vorwiegend am Abend getrunken wird, vermag das nachts die Blase zum Überlaufen zu bringen. Früher hat man das Problem meist der Psyche zugeschrieben. Dr. Piskernik: „Seelische Faktoren sind aber selten der Auslöser, sondern oft eher die Folge.“ Auch haben genetische Faktoren Einfluss. „Wenn bereits die Eltern ein Problem hatten, so ist die Wahrscheinlichkeit deutlich erhöht, dass die Kinder nachts einnässen.“ Der Darm spielt mitunter ebenso eine Rolle - nämlich dann, wenn eine Verstopfung vorliegt.
Nach eingehendem Gespräch, Beurteilung eines Trink- und Harnprotokolls und urologischer Untersuchung wird eine individuelle Behandlung erarbeitet. Meist ist eine Kombination aus Veränderung des Trinkregimes, der Lebensgewohnheiten, Verhaltens- und Alarmtherapie (nächtliches Einnässen löst ein Signal aus und sollte zum Erwachen führen) sowie Medikamenten notwendig, um das Bettnässen langfristig in den Griff zu bekommen. Oft kann man mit Physiotherapie Erfolge erzielen. Wenn das Kind auch tagsüber - bei Husten, Niesen, Lachen oder Heben eines schweren Gegenstandes - Harn verliert, stellt diese einen wichtigen Faktor in der Behandlung dar. Ebenso, wenn bei allzu schwungvollem Hüpfen und Springen auf dem Trampolin die Blase undicht wird. Hilfreich kann auch Biofeedback sein: „Damit lernen die Kinder sehr gut, die Spannung ihres Beckenbodens zu kontrollieren“, so die Physiotherapeutin Elisabeth Tutschek aus Maria Enzersdorf (NÖ). „Im Übrigen wird dieser auch durch Singen und Pfeifen gestärkt.“
Eva Greil-Schähs, Kronen Zeitung
Kommentare
Da dieser Artikel älter als 18 Monate ist, ist zum jetzigen Zeitpunkt kein Kommentieren mehr möglich.
Wir laden Sie ein, bei einer aktuelleren themenrelevanten Story mitzudiskutieren: Themenübersicht.
Bei Fragen können Sie sich gern an das Community-Team per Mail an forum@krone.at wenden.