Die Gewerkschaft ist empört über den Vorstoß von WKÖ-Chef Harald Mahrer nach einer Sonntagsöffnung und längeren Öffnungszeiten vor Weihnachten. „Wir sind mehr als überrascht und verärgert. Mit uns wurde nicht einmal das Gespräch gesucht“, sagte GPA-Chefin Barbara Teiber am Donnerstag. Das Argument, die heimischen Handelsbetriebe gegen den US-Giganten Amazon zu stärken, lässt Teiber nicht gelten. Die Gewerkschaft sei zu jeder Allianz für eine faire Besteuerung des Online-Riesen bereit: „So etwas bringt was, nicht zwei Sonntage.“ Für den Handel sinnvoller wäre es außerdem, die ÖGB-Forderung nach einem „Corona-Tausender“ aufzugreifen.
Ende Oktober hatte ÖGB-Chef Wolfgang Katzian seine Forderung nach einem „Corona-Tausender“ für Arbeitnehmer erneuert. „Da gab es die Idee, diesen in Gutscheine umzuwandeln“, erklärt Teiber. Das könnte man kommendes Jahr umsetzen, was dem Handel auch mittelfristig helfen würde. Mahrers Sonntagsöffnungs-Idee für die Zeit nach dem Lockdown sei dagegen eine „der Sozialpartnerschaft unwürdige Hauruckaktion“. Es gehe um Hunderttausende in der Corona-Zeit stark belastete Handelsangestellte.
Öffnungszeiten: „Wie lang denn noch?“
„Wir haben die Handelsangestellten dutzendfach zur Sonntagsöffnung befragt“, diese werde mit großer Mehrheit abgelehnt, so die Spitzengewerkschafterin. Zu einer Verlängerung der Öffnungszeiten sagte Teiber: „Schon jetzt können Geschäfte bis 21 Uhr offen halten. Wie lang denn noch?“ Auch Handelsangestellte „sind Menschen, haben eine Familie“.
Christgewerkschafter: „Schändlich, geschmacklos“
Auch WKÖ-intern gibt es Widerstand gegen die Sonntagsöffnung, etwa aus der Wirtschaftskammer Salzburg. „Das wäre für den Handel nicht gut, speziell für kleine und mittlere Betriebe“, so Präsident Peter Buchmüller. Und auch der ÖVP-Arbeitnehmerbund ÖAAB sparte nicht mit Kritik: Eine „geschmacklose Entgleisung“ sei Mahrers Vorstoß, „das Coronavirus und den Lockdown als Hintertür zum arbeitsrechtlichen Raubbau zu missbrauchen, halte ich für schändlich“, so Fritz Pöltl von der Fraktion Christlicher Gewerkschafter.
Handelsobmann: „Einer von mehreren Vorschlägen“
WKÖ-Handelsobmann Rainer Trefelik gab sich zurückhaltend: „Die Öffnung an den zwei verbleibenden Sonntagen vor Weihnachten ist einer von mehreren Vorschlägen. Weitere Maßnahmen, an die die WKÖ denkt, sind längere Öffnungszeiten oder das Einrichten von Personenleitsystemen.“ Hier brauche es pragmatische Lösungen, damit die Österreicher einkaufen gehen können, ohne sich anzustellen. Zu einer möglichen Sonntagsöffnung sei klar, dass es „sozialpartnerschaftliche Gespräche braucht, um zu einer gemeinsamen Lösung zu kommen“. Ein Vorschlag: Mitarbeiter, die während des Lockdowns nicht gearbeitet haben, könnten für diese beiden Sonntage eingesetzt werden.
NEOS: „Probates Mittel“
Von den NEOS gab es Zuspruch: „Wir sind immer auf die Sonntagsöffnung bedacht, sind schon vor Corona dafür eingetreten“, sagte Wirtschaftssprecher Josef Schellhorn. „Das würde jedenfalls für eine Entflechtung sorgen und wäre ein probates Mittel, wenn auf sieben Tage ausgeweitet wird.“
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