Angrés im Interview

Fünf Wochen LKH, eine Woche “Urlaub” in Kabul

Kärnten
30.10.2010 10:05
Der Hamburger Matthias Angrés hat als absoluter Glücksgriff für das Klinikum Klagenfurt gegolten. Er wurde von Ines Manegold geholt, die ihn jetzt wieder gefeuert hat. Im Interview mit "Krone"-Reporter Thomas Leitner spricht der Arzt über das zum Scheitern verurteilte System Kabeg und die große Chance des Klinikums.

"Krone": Während Ihrer Zeit als medizinischer Leiter im LKH Klagenfurt standen sie auch in Afghanistan im Hilfseinsatz. Eine Arbeit in zwei Krisengebieten? 
Matthias Angrés: Die Lage in Kabul ist für mich nicht so schwierig wie hier in der Kabeg. In Kabul ziehen alle an einem Strang - in der Kabeg verfolgt jeder seine eigenen intransparenten Interessen. Es ist ein Kampf gegen Windmühlen.

"Krone": Wo sehen Sie die größten Probleme in der Kabeg?
Angrés: Das gravierendste ist ein Systemproblem. Man glaubt, dass die Zentralisierung der Struktur Probleme lösen kann. Anstatt einen Allmachtsvorstand zu benennen, muss man den Menschen auf den Stationen die Fähigkeiten geben, sich entwickeln zu können. Die Infrastruktur ist zwar fertig - jetzt das Personal zu reduzieren und sofort anzufangen, das Geld herauszutragen, funktioniert aber nicht. Ich habe die Probleme erkannt, aber niemand wollte sie hören.

"Krone": Apropos Infrastruktur...
Angrés: ...jene des Klinikums ist medizinisch fantastisch und sucht europaweit ihresgleichen. Es gibt ein Potenzial an Ärzten, die in der Spitzenliga spielen. Man hat ein Rennpferd im Stall, dem man jedoch keinen Hafer gibt.

"Krone": Sind Sie enttäuscht von Manegold, die Sie ja nach Kärnten geholt hatte?
Angrés: Sie wusste, dass ich für die Qualität der Medizin einstehe und ein Querdenker bin. Ich bin entsetzt.

"Krone": Werden Sie gegen ihre Entlassung vorgehen?
Angrés: Ja, aber nicht einer Abfindung wegen, sondern weil ich Recht suche.

Mit Stiftung "RobinAid" nach Afghanistan und Haiti
Matthias Angrés widmet sich nach seiner Abberufung als medizinischer Leiter im LKH Klagenfurt nun wieder voll seinen Hilfsprojekten: Als Vorsitzender der Stiftung "RobinAid" steht er in Krisengebieten wie Haiti und Afghanistan im Einsatz. Auch während seiner Zeit im LKH reiste der Hamburger alle vier bis sechs Wochen nach Kabul, um dort den Aufbau medizinischer Infrastruktur zu unterstützten, Ärzte auszubilden und den Notleidenden zu helfen. 

"Jeder Mensch hat das gleiche Recht auf optimale medizinische Behandlung - egal welcher Religion, aus welchem Land und unter welchen Lebensumständen", ist der Arzt aus Leidenschaft überzeugt. Seit März 2009 ist der Hanseat mit seiner Stiftung in Kabul tätig, wo mit fünf Partnern das größte Krankenhaus betrieben wird. Sein nächster Einsatz führt Angrés jetzt nach Haiti. 

von Thomas Leitner ("Kärntner Krone") und kaerntnerkrone.at

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