Die Regierung will die Bevölkerung nach dem harten Lockdown Massentests unterziehen - auf freiwilliger Basis. Gesundheitsexperten befürworten dies, betonen aber, dass ein „gutes Konzept“ vorhanden sein müsse. Nach einem Treffen am Mittwoch im Bundeskanzleramt zum Thema (siehe auch Video oben) sagte Ärztekammer-Präsident Thomas Szekeres am Donnerstag bei einer Pressekonferenz, die Idee sei „von allen gutgeheißen“ worden. Die genaue Strategie werden noch erarbeitet, die Herausforderungen lägen im Detail - vor allem, was die Logistik angehe.
ÖÄK-Vizepräsident Herwig Lindner sagte, die Antigen-Tests müssten unter ganz genau standardisierten Bedingungen stattfinden und „gehören in Hände von Ärzten“. Dazu, die qualitativ besten Antigen-Tests zu verwenden, gebe es ein Bekenntnis, so Szekeres. Geplant sei, zunächst Lehrer zu testen, bevor die Schulen wieder öffnen. Zudem wolle man in die Breite gehen und möglichst viele Menschen testen und Infizierte in Quarantäne schicken.
Experten erinnern an „watscheneinfache“ Maßnahmen
Allerdings werde „alleiniges Testen eine dritte Welle nicht verhindern“, sagte Umweltmediziner Hans-Peter Hutter. Ganz wichtig sei die Nachverfolgung. Er und Szekeres betonten, dass auch während des und nach dem Lockdown weiterhin dringend zu gelten habe, dass man Abstand halte, in geschlossenen Räumen Maske trage und lüfte sowie regelmäßige Händehygiene betreibe. Die Maßnahmen „sind watscheneinfach“. Zudem rieten die Experten zur Benützung der Stopp-Corona-App, „nachdem das Contact Tracing immer schwieriger geworden und teilweise ausgefallen ist“.
Noch Hoffnung für Vorbeischrammen am Worst Case
Entscheidend für das Meistern der Krise sei die Kapazität der Spitäler, so der Ärztekammer-Präsident. Die Hoffnung sei, dass mit dem verschärften Lockdown, der seit Dienstag gilt, mit einer Verzögerung von zwei Wochen auch die Zahl der Intensivpatienten nach unten geht, „sodass wir ganz knapp an einem Worst Case vorbeigeschrammt sind“, dass nicht mehr alle Patienten die beste Behandlung bekommen können.
Hutter betonte, dass sich die Wirksamkeit des zweiwöchigen Teil-Lockdowns vor der aktuell geltenden Maßnahmen-Verschärfung bereits abbildet. „Heute oder morgen könnte ein Plateau erreicht sein“, sagte er zur Zahl der Neuinfektionen. „Das heißt aber noch nicht, dass es nach unten geht.“ Zudem würde sich der Trend in den Spitälern erst mit einer Verzögerung zeigen.
Beide plädierten für Präventionskonzepte für die Wiederöffnung der Schulen, für Menschenmassen beim Einkaufen und dafür, „wie man Weihnachten feiern wird“, so Hutter. „Wichtig ist, dass man sich überhaupt etwas überlegt.“ Der Experte vom Zentrum für Public Health der Medizinischen Universität Wien riet beispielsweise dazu, für Schulen und Kindergärten Lüftungen bereitzustellen, wo mechanisches Lüften nicht ausreicht.
„Nicht mit Weihnachten verspielen, was zuvor erreicht wird“
Außerdem werde es nach dem 6. Dezember zu Hotspots beim Einkaufen kommen. Hier sei offen, wie das unter Kontrolle zu halten sei, wie man eventuell staffelt und mit den Öffnungszeiten umgeht - in dieselbe Kerbe hatte am Donnerstag Wirtschaftskammerpräsident Harald Mahrer, der auch mit der Sonntagsöffnung für die Zeit vor Weihnachten nicht nur den Handel zum Teil retten, sondern auch Kundenströme entzerren möchte. Beim Weihnachtsfest dürfe nicht das „verspielt“ werden, was zuvor mit Anstrengungen erreicht wird, warnte Hutter. Es müsse langfristig gedacht werden, „wie wir da durchkommen“.
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