Einen gegenüber dem „weichen“ Lockdown ab 3. November deutlichen Rückgang der Mobilität in Österreich hat die harte Variante seit Dienstag gebracht. Dieser Effekt reicht aber nicht an jenen vom Frühjahr heran, wie die ersten Mobilfunk-Bewegungsdaten bis Mittwoch zeigen. Als Treiber des Mobilitätsrückganges entpuppen sich Schließungen im Handel und von Schulen. Es gibt aber auch Anzeichen von Corona-Müdigkeit, analysieren A1 und die Firma Invenium.
Die anonymisierten Analysen über die durchschnittlich in Österreich zurückgelegten Wege werden von Invenium, einem Spin-off der TU Graz, auf Basis von Information darüber erstellt, welche Mobiltelefone sich über die SIM-Karte über den Tag verteilt an welchen Handymasten einwählen. Seit Beginn der Corona-Krise liefern die Unternehmen Informationen an Behörden, darunter auch das Gesundheitsministerium.
Keine so deutliche Reduktion wie im März
Die ersten Tage des neuerlichen strikten Maßnahmenkurses der Bundesregierung zeigen auch tatsächlich eine Reduktion des Anteils an Menschen, die einen Bewegungsradius von mehr als einem Kilometer am Tag haben, erklärten Mario Mayerthaler von A1 und Michael Cik von Invenium. Diese Gruppe gilt in der Analyse als „mobile Menschen“. Im normalen, langjährigen Schnitt sind in etwa 73 Prozent derart mobil. Dieser Wert sank zu Beginn des ersten Lockdowns Mitte März auf rund 45 Prozent und weniger. Die dann schrittweise Re-Mobilisierung fand im Sommer ihren Höhepunkt, und reichte knapp an den Normalwert heran. Im Oktober war dieses Bild ähnlich.
Der Beginn des „Soft-Lockdowns“ brachte einen Rückgang auf 63 Prozent bei dieser Mobilitätsgruppe. Für diesen Knick mitverantwortlich waren aber auch die dramatischen Einschränkungen etwa mit dem Aussetzen der Schulpflicht in Wien nach dem Terroranschlag in der Innenstadt am Vorabend. Dann wuchs diese Mobilitätsgruppe wieder leicht auf rund zwei Drittel an.
Man sieht also, dass es wirkt, natürlich nicht in der Dimension wie beim ersten Lockdown.
Michael Cik von Invenium
Am Dienstag (17. November) - dem ersten Tag des harten Lockdowns - verzeichnete man nun um die 57 Prozent, der Mittwoch ergab einen ähnlichen Wert. „Man sieht also, dass es wirkt, natürlich nicht in der Dimension wie beim ersten Lockdown“, sagte Cik, der davon ausgeht, dass die Werte in den kommenden Wochen in etwa auf diesem Niveau bleiben. Man sehe nämlich, dass sich in den verschiedenen Lockdown-Szenarien die Lebensgewohnheiten doch recht stabil ändern.
80 Prozent Minus auf der Mariahilfer Straße
In der Wiener Mariahilfer Straße hielten sich am Dienstag im Schnitt zwar um mehr als 80 Prozent weniger Menschen auf als an einem normalen Dienstag im November 2019. Im März war das Passantenaufkommen aber noch niedriger. Trotzdem ist die Reduktion „auch im ,Lockdown 2‘ extrem sichtbar“, so Cik. Das gilt in etwas abgeschwächter Form auch in der Innsbrucker Innenstadt. Gerade in den Stadtzentren bringe die Schließung weiter Teile des Handels starke Effekte. Insgesamt wirken sich auch Schulschließungen und verstärktes Home-Office deutlich aus.
Auch Daten aus den Stadtzentren von Los Angeles oder New York zeigten zuletzt deutliche Reduktionen, betonte Mayerthaler. Interessant ist aber, dass es in den USA gar keinen derartigen Lockdown gibt. Dass dies hierzulande sozusagen nicht von selbst passiere, könnte man vielleicht als Hinweis auf eine gewisse Krisenmüdigkeit sehen. Motivforschung erlauben die Mobilitätszahlen jedoch keine, betonten die Experten.
Einen starken Rückgang gibt es seit Anfang der Woche auch wieder im öffentlichen Verkehr zu verzeichnen, so Cik. Mit einem Minus von 60 bis 70 Prozent gegenüber dem Vorkrisenniveau liege man laut dem Verkehrsforscher aber merklich über dem Einbruch im Frühjahr (minus 90 Prozent).
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