Landeshauptmann Thomas Stelzer spricht im Interview über das, was ihm Halt gibt, und wie wir einen dritten Corona-Lockdown vermeiden können.
„OÖ Krone“: Wenn ich Fotos von Ihnen sehe, wie Sie in einer Videokonferenz sitzen, ganz alleine, dann frage ich mich: Was geht da in Ihnen vor? Wenn man so Politik machen muss und nur auf Distanz regieren kann?
Thomas Stelzer: Es ist schon eigen. Und natürlich ertappe ich mich selbst auch dabei, zu sagen, was wäre eigentlich jetzt, wenn alles normal gewesen wäre? Oder was war voriges Jahr um diese Zeit? Aber man muss einfach den Schalter schnell umlegen und sagen, ok, das ist jetzt so der Rahmen, er ist noch dazu für alle fast gleich auf der Welt. Es nutzt kein Romantisieren und kein hin und her denken, man muss jetzt aus dem allen das Beste machen.
Was gibt Ihnen eigentlich persönlich Halt in dieser schwierigen Zeit?
(Schweigt länger) Naja also Mit Sicherheit die Familie. Auch mein Glaube. Es ist eh bekannt, ich bin gläubig und das hilft mir. Ich glaube einfach daran, dass wir nicht z'fleiß auf der Welt sind und dass es nicht der Plan ist, dass für uns alles schlecht endet. Und dann gibt's schon auch ganz viele Erlebnisse oder Ereignisse, wo man sich denkt, das macht jetzt schon auch wieder Mut.
Weil das Interview an einem Sonntag erscheint, frage ich jetzt einfach nach: Zweifeln Sie da nicht manchmal an Gottes Plan als gläubiger Mensch?
(Lacht) Gute Frage! Da sind wir jetzt aber bei der allgemeinen Sinnsuche, nach dem Motto, warum muss es überhaupt ein Ende und Krankheiten geben? Ich möchte es nicht wegreden, ich glaube so Grübelphasen, die hat jeder und die habe auch ich, eh klar.
Zum Nationalfeiertag haben Sie in einem neuen Lockdown eine Katastrophe für den Wirtschafts- und Arbeitsstandort Oberösterreich gesehen. Sind wir nun schon mitten in der Katastrophe?
Es ist mit Sicherheit nicht einfacher geworden als vorher. Aber das Allerallerwichtigste ist jetzt, dass wir wirklich alle zusammenhelfen und die Infektionen nach unten bringen. Vor dem Lockdown haben wir wirtschaftlich ein zartes Pflänzchen der Hoffnung gesehen und wenn es uns gelingt, diesen Lockdown möglichst kurz zu halten und den Schwung da mitzunehmen, dann lassen sich gröbere negative Auswirkungen hoffentlich noch abwenden.
Was aber wird uns vor einem harten dritten Lockdown bewahren?
Dass wir alle miteinander nach diesem Lockdown nicht wieder sagen: super, jetzt haben wir's überstanden und überwunden. Weil das war, glaube ich, einer der wesentlichen Treiber, dass wir halt alle miteinander nach dem Sommer geglaubt haben, jetzt passt’s, jetzt kann nichts mehr kommen.
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