"Es ist etwas Unglaubliches, hier den Titel zu verteidigen. Der Druck war natürlich riesengroß, der heute auf mir gelastet ist. Ich wollte unbedingt gewinnen, aber mit der Leistung, die er heute gebracht hat, hat er es mir extrem schwer gemacht", sagte ein erleichterter Melzer. "Er hat für ihn leider, und für mich Gott sei Dank beim Ausservieren ein bisschen nachgedacht und mich zurück in die Partie gelassen", gestand Österreichs Nummer 1.
Ein Jahr nach dem Premierentitel in Wien, der eine sensationelle Saison einleitete, die ihn vorerst bis auf Platz 12 hochschnellen hat lassen, bestätigte Melzer mit seinem ersten Einzel-Titel in diesem Jahr seinen Aufstieg. "Ich bin mir sicher, dass es so weiter geht. Ich habe heuer einen großen Sprung nach vorne gemacht, in meinem Spiel und in meinem Kopf. Da hat alles Klick gemacht, nach dem letztjährigen Sieg hier", ist Melzer überzeugt, dass sein Weg nach oben noch nicht vorüber ist.
Die Atmosphäre in der Stadthalle, die mit 5.500 Zuschauern zu rund 60 Prozent gefüllt war, war geteilt, denn die Anfeuerungsrufe kamen für beide Spieler. Sogar "lets go Österreich" war zu hören, ein schöner Impuls für das heimische Tennis.
Beide Finalisten werden allerdings in der kommenden Woche pausieren. Melzer fliegt nach Basel und wird wegen seines angeschlagenen Ellbogens, Haider-Maurer den Challenger in Eckenthal vor Ort nach der obligatorischen Untersuchung absagen. Melzer wird der Gala zur Wahl des "Sportlers des Jahres" am Mittwoch in Vösendorf beiwohnen, wo er mit großer Wahrscheinlichkeit tatsächlich auch noch diesen Titel holen wird. "Ich hätte aber auch, wenn ich in Basel gespielt hätte, einen Weg gefunden, da dabei zu sein", versicherte Melzer.
Der angeschlagene Ellbogen sei dank der guten Behandlung seines Physios Jan Velthuis und auch Schmerztabletten im Finale "okay" gewesen. "Selbst wenn ich die Partie verloren hätte, hätte ich es nicht auf den Ellbogen schieben können, weil er hat einfach echt gut gespielt", zollte Melzer dem im Ranking nun ca. auf Platz 116 vorschnellenden Haider-Maurer Respekt.
"Mit der Leistung heute bin ich sicher zufrieden, aber natürlich bin ich nach dem Match enttäuscht, weil ich die große Chance gehabt habe, das Turnier zu gewinnen", meinte ein diesmal doch etwas leer wirkender Haider-Maurer nach den Strapazen von insgesamt acht Matches in Wien. "Es ist aber auch verständlich, wenn ich als krasser Außenseiter im Finale stehe und kurz davor bin, den Titel zu holen, dass man da kurz nachdenkt", sagte Haider-Maurer, der bei 5:4 auch mit zwei Doppelfehlern das Rebreak mit ermöglicht hat. "Aber Jürgen hat dann einen super dritten Satz gespielt und verdient gewonnen", war er sportlich sehr fair.
Für Haider-Maurer hätte der Sieg freilich den Einzug in die Top 100 bedeutet, auch das war ein wenig bitter für ihn. "Wenn ich das Niveau so halte, ist es nur eine Frage der Zeit, bis ich das erste Ziel, die Top 100, schaffe. Daran werde ich hart arbeiten", versprach der 23-jährige Waldviertler mit Wohnsitz Innsbruck.
Während Melzer nach einer Woche Pause beim Masters-1000-Turnier in Paris und danach im Doppel-World-Tour-Finale antreten wird, hat Haider-Maurer noch einen Challenger in England, danach Salzburg und eventuell Helsinki auf dem Programm. Er kämpft noch um die Chance, den direkten Einzug ins Hauptfeld der Australian Open im Jänner zu schaffen.
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