Wirbel um Innviertler

Uni-Forscher verglich Razzia mit der Nazizeit

Oberösterreich
23.11.2020 07:00

Er steht im Visier heimischer Terrorfahnder, schwieg zu den Vorwürfen bislang beharrlich: Nun hat sich der 38-jährige Politologe der Uni Salzburg erstmals geäußert - und sorgt prompt für einen Eklat: Er verglich die Ermittlungen gegen sich und die radikalislamischen Muslimbrüder mit den Novemberpogromen von 1938.

Es ist ein längerer Artikel in englischer Sprache, veröffentlicht auf der Webseite einer Initiative der Georgetown University. Darin nimmt der umstrittene Islamforscher der Universität Salzburg erstmals – zumindest indirekt – Stellung zu den schwerwiegenden Vorwürfen gegen ihn.

Scharfe Kritik an Razzien
Der 38-Jährige kritisiert den Zeitpunkt der Razzien gegen Islamisten in ganz Österreich am 9. November scharf. Im Jahr 1938 fanden an diesem Tag vom NS-Regime organisierte Gewaltakte gegen Juden in Deutschland und Österreich statt. Der Islamforscher findet es unerhört, dass die Bundesregierung zwar der NS-Verbrechen gedenke – am selben Tag aber Hausdurchsuchungen gegen die Muslimbrüder angeordnet hat.

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Der Vergleich ist völlig unangebracht. Nähere Informationen haben wir von der Staatsanwaltschaft aber immer noch nicht.

Martin Weichbold, Vizerektor für Lehre

Islam werde kriminalisiert
Damit „untergrabe man die Glaubwürdigkeit der Gedenkfeiern“, schreibt der Politologe. Weiters heißt es wörtlich: „Die österreichische Regierung geht eindeutig bereits in eine totalitäre Richtung.“ Die Bundesregierung kriminalisiere den Islam, wolle die Meinungsfreiheit verbieten. Und: Der 38-Jährige fühlt sich angesichts der Vorgänge an das „Leiden der uigurischen Muslime in China“ erinnert. Diese seien „gezwungen, ihre muslimische Identität zu verbergen.“

„Dieser Vergleich ist völlig unangebracht“
An der Universität wusste man von diesem Online-Artikel bis Sonntagabend noch nichts: „Davon höre ich zum ersten Mal. Der Vergleich der Razzia mit der Pogrom-Nacht ist aber völlig unangebracht und absurd“, äußert sich Vizerektor Martin Weichbold zu dem Beitrag. Seitens der Bundesregierung hagelte es Kritik. „Die Gleichstellung des Novemberpogroms mit dem legitimen und entschlossenen Auftreten gegen den radikalen politischen Islam gleichzusetzen, ist nicht nur völlig geschmacklos, sondern vielmehr Ausdruck einer antidemokratischen Haltung“, so Innenminister Karl Nehammer.

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