An Tag 7 des harten Lockdowns stellte Gesundheitsminister Rudolf Anschober (Grüne) fest: „Die zweite Welle hat es wirklich in sich.“ Daher werde auch nach dessen Ende „nicht alles wie vorher sein“. Bei einer Pressekonferenz am Montag warnte er, dass die Zahlen noch immer „extrem hoch“ seien. Man merke aber in ersten Ansätzen, dass der Lockdown - wenn auch nur leicht - „langsam zu wirken beginnt“.
Am Montag wurden 3145 Neuinfektionen verzeichnet. 71 Todesfälle in Zusammenhang mit dem Coronavirus kamen dazu.
Bis zum Ende des Lockdowns noch „ein weiter Weg“
Die Wirkung des harten Lockdowns werde man erst im Lauf der nächsten Tage sehen. Anschober gab zu bedenken, dass die Zahl an vermeldeten Neuinfektionen am Montag stets deutlich geringer ist als ab Dienstag - das sei unter anderem auf die geringere Anzahl der Tests am Sonntag zurückzuführen. Es sei noch ein „weiter Weg“, bis die Zahlen so weit heruntergebracht werden können, dass der harte Lockdown gelockert werden könnte.
Mit Lockdown-Ende „nicht alles wie vorher“
Anschober stellte zwar ein Ende des harten Lockdowns am 8. Dezember in Aussicht, dazu müsse man den Reproduktionswert unter den Faktor 0,9 bringen. Mit dem angepeilten Ende werde allerdings „nicht alles wie vorher sein“, betonte er. Es seien weiterhin Schutzmaßnahmen erforderlich, um zu vermeiden, „nach den Feiertagen in eine dritte Welle zu stolpern“. Er spreche sich für ein „gezieltes, gesichertes Öffnen“ aus - für die Zeit nach dem Lockdown werde ein Schutzkonzept erarbeitet.
Anschober appellierte an die Bevölkerung, es heiße jetzt „durchhalten“ - er erinnerte daran, im akuten Lockdown alle Kontakte zu meiden, „die nicht erforderlich sind“. Von Nikolausbesuchen riet der Minister daher explizit ab.
Besonders die Situation in Altersheimen bereitet dem Gesundheitsminister Sorgen - es gebe aktuell 2748 Fälle in Pflegeheimen. Das sei ein Plus von vier neuen Fällen. Dies stelle zwar einen Rückgang im Wachstum" dar, aber kein Grund für eine Entwarnung. Außerdem seien aktuell 1914 Mitarbeiter in der Branche erkrankt.
„Wir haben es in unseren Händen“
„Die Pandemie ist keine Naturkatastrophe, kein Erdbeben“, appellierte Anschober daran, die Corona-Maßnahmen zu befolgen. „Wir haben es in unseren Händen, dass wir als Gemeinschaft was dagegen tun, dann zeigt sich auch eine Wirkung.“
Experte: Nur Maßnahmen-Mix verringert Ausbreitung
Peter Klimek vom Complexity Science Hub Wien berichtete in der Pressekonferenz, man habe die Maßnahmen verschiedener Staaten und deren Wirksamkeit unter die Lupe genommen. Dabei zeigte sich, dass Beschränkungen von Zusammenkünften (Home-Office, Treffen mit weniger als 50 Personen) einer der effektivsten Hebel war. Wirkung zeigten auch Schulschließungen und Verringerung der Mobilität. „Es gibt nicht die eine Maßnahme, mit der wir eine Epidemie unter Kontrolle bringen werden. Es braucht einen intelligenten Mix solcher Maßnahmen“, betonte der Forscher.
Die Beschränkung der Öffi-Nutzung habe dagegen weniger große Effekte. In U-Bahnen hätte man ja nicht so intensiven sozialen Kontakt. Auch die Oberflächendesinfektion sei nicht sehr effektiv bei der Bekämpfung des Virus. Er warnte vor einem frühen Ende der Maßnahmen, da „mit jeder Lockerung das Risiko steigt, in die dritte Welle hineinzugehen“.
Rasche Entspannung bei Hospitalisierungen erwartet
Einen Hoffnungsschimmer konnte Herwig Ostermann, Geschäftsführer der Gesundheit Österreich, bieten. Er rechnet mit einer raschen Entspannung bei den Hospitalisierungen. Er freute sich zudem, dass die Zahl der Genesenen jene der Neuinfektionen vergangene Woche erstmals überschritten hatte. Ostermann schätzt, dass es Mitte der Woche etwa 5000 neue Fälle pro Tag geben wird.
Kommentare
Da dieser Artikel älter als 18 Monate ist, ist zum jetzigen Zeitpunkt kein Kommentieren mehr möglich.
Wir laden Sie ein, bei einer aktuelleren themenrelevanten Story mitzudiskutieren: Themenübersicht.
Bei Fragen können Sie sich gern an das Community-Team per Mail an forum@krone.at wenden.