Drei Impfungen gegen das Coronavirus stehen unmittelbar vor der Zulassung, in wenigen Wochen könnten die ersten Dosen zum Einsatz kommen. Rund um Österreich nutzen Länder diesen Ausblick, um sich vorzubereiten. Spanien definiert 13.000 Impfstationen, Deutschland sichert sich Millionen Dosen, Italien legt fest, wer zuerst geimpft wird. Das Ziel: strukturiert loslegen, sobald das Mittel da ist.
Und Österreich? Da diskutiert die Politik über den Zeitpunkt, wann theoretisch geimpft werden könnte. Während Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP) am Wochenende noch vorsichtig vom „ersten Quartal“ 2021 sprach, konkretisierte Gesundheitsminister Rudolf Anschober (Grüne) am Montag: „Wir werden ein paar Hunderttausend Dosen im Verlauf des Jänners haben. Die entsprechende Logistik ist in Vorbereitung. Über den konkreten Start entscheidet die Marktzulassung.“
Details werden am Mittwoch präsentiert
In der Schublade liegt der fertige Impfplan dem Vernehmen nach schon, am Mittwoch soll er im Ministerrat besprochen werden. Am Montag stimmte Kurz sich mit Deutschlands Kanzlerin Angela Merkel und EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen ab. Möglich ist, dass die geplanten Stationen für die Massentests auch für die Impfungen erhalten bleiben.
Indes fürchten viele Österreicher, zum Versuchskaninchen vorschnell zugelassener Mittel zu werden. Diese Gefahr schließen Gesundheitsexperten aus: Die vor der Zulassung stehenden Impfstoffe hätten den normalen Prozess mit Zigtausenden Testpersonen durchlaufen. Beschleunigt wurden die Verfahren durch schnellere Behördenwege: Noch während die Studien und Tests liefen, wurden und werden alle Auswertungen und Daten an die Behörde geschickt und dort laufend von den EU-Experten überprüft.
Laut WHO sind 48 Impfstoffe in der Entwicklung, mehr als zehn in der Phase 3:
USA: 24 Stunden nach Zulassung der Impfstoffe soll in den USA bereits gegen Corona immunisiert werden. Diesen ambitionierten Plan gab der Leiter der Impfstoff-Arbeitsgruppe der US-Regierung, Moncef Slaoui, in der vergangenen Woche bekannt. Die US-Arzneimittelbehörde FDA wird sich Medienberichten zufolge zwischen dem 8. und dem 10. Dezember treffen, um über die Zulassung von Corona-Impfstoffen zu entscheiden, dann soll mit der Lieferung an die Impfzentren begonnen werden.
Großbritannien: Schon in einer Woche könnten in Großbritannien Massenimpfungen starten. Das berichten britische Medien unter Berufung auf Regierungskreise. In den kommenden Tagen soll der Corona-Impfstoff des deutschen Biotechunternehmens Biontech und des US-Pharmakonzerns Pfizer auf der Insel zugelassen werden. Der Nationale Gesundheitsdienst NHS sei angewiesen worden, sich für eine Verabreichung ab dem 1. Dezember bereitzuhalten. Auch der britische Pharmakonzern AstraZeneca ist mit den Behörden in Gesprächen.
Italien: Als eines der am schwersten betroffenen EU-Länder (rund 50.000 Corona-Tote) kündigte Italien den Start einer großen Impfkampagne an. Laut Gesundheitsminister Roberto Speranza sollen bis Ende Jänner Impfdosen für 1,7 Millionen Bürger verfügbar sein. Priorität haben Personen im Gesundheitsbereich und Senioren. Im Frühjahr folgt dann eine freiwillige Massenimpfung. Die Skepsis unter den Italienern ist groß: Bei einer Umfrage gaben nur 16 Prozent an, sich gegen Covid-19 impfen lassen zu wollen, 42 Prozent wollen noch abwarten.
Deutschland: Der deutsche Gesundheitsminister Jens Spahn rechnet noch heuer mit Impfungen gegen Corona. 300 Millionen Impfdosen sicherte sich die Regierung bereits, Impfzentren sind in Planung. „Auch bei zwei Dosen pro Impfung hätten wir genug für unsere Bevölkerung und könnten mit anderen Ländern teilen“, so Spahn. Er geht davon aus, dass die Bevölkerung vor Ende 2021 durchgeimpft ist. Bei der Grippeimpfung sehe man etwa, dass bis zu 20 Millionen Menschen in ein paar Wochen durchgeimpft werden können.
Spanien: Gemeinsam mit Deutschland will Spanien als erstes EU-Land die Corona-Impfung einführen. Regierungschef Pedro Sanchez kündigte landesweit 13.000 Stationen für Impfungen an. Noch am Dienstag will er einen fertig ausgearbeiteten nationalen Impfplan für sein Land vorstellen. Die EU habe sich insgesamt bereits 1,2 Milliarden Impfdosen gesichert, von denen Spanien zehn Prozent zustehen. Man erwarte, dass schon bis Mitte 2021 rund 70 Prozent der rund 47 Millionen Bürger Spaniens geimpft sein werden. Die Impfung soll kostenlos sein.
Russland: Russland hat im August als weltweit erstes Land einen Corona-Impfstoff zugelassen. Das zog die Kritik von Experten auf sich, da „Sputnik V“ erst weniger als zwei Monate an Menschen getestet worden war. Vor dem Start der Studie hat Russland bereits 10.000 Menschen aus Hochrisikogruppen mit „Sputnik V“ geimpft. Im allgemeinen Umlauf ist er noch nicht, bis Jahresende sollen die Massenimpfungen starten. Mit „EpiVacCorona“ wurde im Oktober ein zweites Mittel gegen Corona zugelassen.
China: China hat im Juli mit Testimpfungen begonnen, mittlerweile sollen fast eine Million Chinesen geimpft worden sein, unter ihnen Staatsbedienstete, Auslandsstudenten und Angestellte mit Auslandskontakten. Sie sind keine offiziellen Teilnehmer der klinischen Studien, sondern haben sich den Angaben zufolge als Freiwillige gemeldet. Derzeit befinden sich in China vier Corona-Impfstoffe in der letzten klinischen Testphase. Bisher lägen keine Erkenntnisse über schwere Nebenwirkungen des experimentellen Wirkstoffs vor, so der Hersteller Sinopharm.
Kronen Zeitung
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