Microsofts gegen monatliche Abo-Gebühr lizenzierbares Office-Paket Office 365 bekommt Funktionen, mit denen das Management eines Unternehmens die Office-Aktivitäten der Mitarbeiter genau überwachen kann. Sogar eine Produktivitäts-Note kann Office 365 errechnen.
Bei den neuen Überwachungs-Tools in Office 365 handelt es sich laut einem „Heise“-Bericht um die Funktion „Workplace Analytics“. Sie soll Statistiken über die Arbeitsgewohnheiten der Mitarbeiter sammeln und errechnet sogar eine Produktivitäts-Bewertung. Der Administrator kann die Daten einsehen, ohne dass der betroffene Mitarbeiter benachrichtigt würde.
Video: Microsoft stellt „Workplace Aalytics“ vor:
Die Arbeitsweise der Office-365-Nutzer wird mit den „Workplace Analytics“ ganz genau durchleuchtet. Wie viele E-Mails verschickt der User am Tag? Wie viele Dokumente hat er bearbeitet? Hat er gechattet oder andere Kanäle genutzt? Sind Trödeleien zu beobachten? All diese Fragestellungen werden überwacht und fließen in den Produktivitäts-Score ein.
Anonymisierung ist optional
Zum Produktivitäts-Score werden standardmäßig auch die Namen, die Abteilungen und die Standorte der einzelnen Mitarbeiter gesammelt. In Videokonferenzen wird protokolliert, wie lange der einzelne Mitarbeiter seine Kamera aktiviert und seinen Bildschirm geteilt hatte. Eine Anonymisierung ist standardmäßig nicht vorgesehen, sondern lediglich optional.
Funktionen, mit denen Unternehmen die Arbeitsgepflogenheiten ihrer Bürobelegschaft detailliert durchleuchten können, widersprechen und verstoßen gegen Persönlichkeitsrechte der Mitarbeiter und Datenschutz.
Bertold Bücher, Deutscher Gewerkschaftsbund
Gewerkschafter sind angesichts der neuen Überwachungs-Tools im weltweit populärsten Office-Paket besorgt. Bertold Bücher vom Deutschen Gewerkschaftsbund: „Funktionen, mit denen Unternehmen die Arbeitsgepflogenheiten ihrer Bürobelegschaft detailliert durchleuchten können, widersprechen und verstoßen gegen Persönlichkeitsrechte der Mitarbeiter, Datenschutz und - wenn vorhanden - den Beteiligungsrechten und -pflichten der Betriebs- und Personalräte.“
Trend zur Überwachung im Home-Office
In den letzten Monaten, die viele Angestellte im Home-Office verbracht haben, gab es bei Unternehmen weltweit Bestrebungen, die Mitarbeiter auch bei der Telearbeit verstärkt zu überwachen. Dafür hat zum Beispiel die Unternehmensberatung PwC ein Tool erdacht, das per Webcam protokolliert, wie lang der Mitarbeiter vorm Laptop sitzt. Die neuen, laut Microsoft bereits nutzbaren Überwachungsfunktionen in Office 365 sind ein weiteres Anzeichen für diese aus Mitarbeitersicht bedrohliche Entwicklung.
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