Zuerst 500.000 Ältere

Corona-Impfstrategie für Österreich in drei Phasen

Politik
24.11.2020 14:21

Bereits im Jänner will man - vorbehaltlich einer Marktzulassung - in Österreich mit den ersten Impf-Tranchen gegen das Coronavirus beginnen. Die Impfstrategie umfasst laut Gesundheitsminister Rudolf Anschober (Grüne) und Clemens Martin Auer, Covid-Sonderbeauftragter im Gesundheitsministerium, drei Phasen. In der ersten Phase, die den Jänner und Februar 2021 umfasst, werde Impfstoff nur eingeschränkt zur Verfügung stehen. Auer schätzte, dass zunächst eine Million Dosen vorhanden sein können. Bei zwei notwendigen Teilimpfungen pro Person wären damit 500.000 Menschen zu immunisieren.

  1. Die erste Zielgruppe sind Menschen über dem Alter von 65 Jahren vor allem in Alters- und Pflegeheimen und das gesamte Personal in diesen Heimen. Danach folgt das Personal im Gesundheitsbereich, also in Spitälern, Ordinationen, Rettungsorganisationen und sozialen Diensten. Höchste Priorität haben aber auch Hochrisikogruppen mit definierten Vorerkrankungen.
  2. In der zweiten Phase im März und April stehen zwei Millionen Impfstoffe für eine Million Menschen zur Verfügung. Damit sollen grundsätzlich Personen über 65 Jahre sowie solche mit Systemrisiko in den Bereichen Sicherheit, Justiz, Schulen und Bildungseinrichtungen, kritische Infrastruktur und zur Aufrechterhaltung des öffentlichen Lebens geimpft werden.
  3. Ab dem zweiten Quartal sollte auch der Impfstoff von AstraZeneca zur Verfügung stehen, damit kann man Auer zufolge auch in den niedergelassenen Bereich gehen, weil dieser Impfstoff nicht bei minus 80 Grad gelagert werden muss und deshalb auch von Hausärzten verabreicht werden kann. Die Mediziner sollen laut dem Experten aufgefordert werden, vor allem auf ältere Menschen aktiv zuzugehen. 
Clemens Martin Auer, der Sonderbeauftragte des Gesundheitsministeriums, und Gesundheitsminister Rudolf Anschober (Bild: APA/Herbert Neubauer)
Clemens Martin Auer, der Sonderbeauftragte des Gesundheitsministeriums, und Gesundheitsminister Rudolf Anschober

16,5 Millionen Dosen für 200 Millionen Euro
200 Millionen Euro stehen für den Ankauf von 16,5 Millionen Dosen von fünf Herstellern zur Verfügung. Über weitere zwei Millionen Dosen laufen Verhandlungen auf EU-Ebene. Pro Person sind zwei Impfdosen im Abstand von drei bis vier Wochen notwendig. Die ersten Impfstoffe werden von den Herstellern Pfizer/Biontech, Moderna und AstraZeneca erwartet. Der Gesundheitsminister will eine Durchimpfungsrate von deutlich über 50 Prozent erreichen. Grundsätzlich sagte der Ressortchef, dass die Sicherheit an allererster Stelle stehe und nicht der Zeitfaktor. „Je höher die Durchimpfungsrate in Österreich wird, desto geringer sollte schrittweise das Risiko werden“, so Anschober.

Welcher der Impfstoffe in Österreich zuerst verwendet wird, hänge von der Verfügbarkeit ab, wurde bei der Pressekonferenz betont. Welcher zuerst die Zulassung bekommt, der werde auch als Erstes angekauft und verwendet. Eine Erkrankung nach einer Infektion mit dem SARS-CoV-2-Virus sei nicht zu verharmlosen, es gehe darum, Leben zu retten, sagte Maria Paulke-Korinek, Leiterin der Impfabteilung und Mitglied des Nationalen Impfgremiums.

Gesundheitsminister Anschober mit Maria Paulke-Korinek, Leiterin der Impfabteilung und Mitglied des Nationalen Impfgremiums (Bild: APA/Herbert Neubauer)
Gesundheitsminister Anschober mit Maria Paulke-Korinek, Leiterin der Impfabteilung und Mitglied des Nationalen Impfgremiums

Am Mittwoch wird sechster Impfstoff-Vertrag unterschrieben
Die Impfstoffe werden alle zentral von der EU beschafft. Mit fünf der sieben Impfstoffanbieter wurden bereits fixe Vorverkaufsverträge auf EU-Ebene abgeschlossen, am Mittwoch soll der sechste, mit Moderna, folgen. Im Detail wird AstraZeneca sechs Millionen Dosen nach Österreich liefern, Biontech/Pfizer 3,5 Millionen, Curevac drei Millionen, Johnson&Johnson 2,5 Millionen und Sanofi 1,5 Millionen. Auch zwei Prozent des Moderna-Impfstoffes gehen an Österreich.

Simulation bestätigt: Zuerst Menschen ab 65 Jahren impfen
Im Rahmen eines virtuellen Covid-19-Symposiums an der Johns Hopkins University stellten Wissenschaftler der Tiroler Privatuniversität UMIT übrigens eine Entscheidungsgrundlage für eine gezielte Impfstrategie vor: In einer Computersimulationsstudie wurden unterschiedliche Szenarien unter Berücksichtigung begrenzter Impfkapazitäten untersucht. Das Ergebnis: Zunächst sollten Personen, die älter als 65 Jahre sind, geimpft werden, gefolgt von vulnerablen Personen und Gesundheitspersonal - so, wie es die österreichische Impfstrategie, die am Mittwoch beim Ministerrat beschlossen werden soll, auch vorsieht.

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