„Sicherheit geht vor“

Wachsende Front gegen europäisches Skiverbot

Ausland
25.11.2020 11:37

Die Diskussion um ein generelles europäisches Verbot der Skisaison - zumindest bis Weihnachten - geht am Mittwoch in die nächste Runde. Für Thomas Bareiß, den Tourismusbeauftragten der deutschen Regierung, ist Skifahren unter klaren Kriterien möglich: „Ein generelles Verbot halte ich für falsch“, sagte er. Auch in Italien macht eine wachsende Opposition zunehmend Druck auf Regierungschef Giuseppe Conte, der das Skiverbot zunächst angeregt hatte.

Nachdem sich der französische Staatspräsident Emmanuel Macron noch am Dienstagabend an die Seite Contes und auch des bayrischen Ministerpräsidenten Markus Söder gestellt hatte, erhält die Skiverbots-Allianz am Mittwoch Gegenwind. 

Der deutsche Tourismusbeauftragte Thomas Bareiß sieht ein generelles Skiverbot kritisch. (Bild: AP)
Der deutsche Tourismusbeauftragte Thomas Bareiß sieht ein generelles Skiverbot kritisch.

Österreich lehnt Skiverbot kategorisch ab
Die Gegenstimmen kommen nicht mehr nur aus Österreich, wo sich die Regierungsspitze aus Wirtschaftsminister Gernot Blümel und Tourismusministerin Elisabeth Köstinger (beide ÖVP) vehement gegen geschlossene Skipisten aussprach und im Falle eines EU-Entscheids auch Geld aus Brüssel fordert, sondern mittlerweile auch aus Deutschland und Italien.

CDU-Politiker Bareiß sagte zwar, dass die Sicherheit vorgehen müsse. Er sei aber davon überzeugt, dass Skifahren in einem gewissen Umfang möglich sei, und brachte dabei etwa eine Begrenzung der täglichen Skipässe als Maßnahme ins Spiel.

Ob die Skipisten in Österreich heuer zu Weihnachten genauso leer bleiben wie der Weltcup-Hang im finnischen Levi auf diesem Bild, ist derzeit noch offen. (Bild: APA/AFP/Lehtikuva/Jussi Nukari)
Ob die Skipisten in Österreich heuer zu Weihnachten genauso leer bleiben wie der Weltcup-Hang im finnischen Levi auf diesem Bild, ist derzeit noch offen.

„Skifahren ist kein Hobby für Reiche“
Die Chefin der italienischen Rechtspartei Fratelli D‘Italia, Giorgia Meloni, glaubt nicht an ein europäisches Skiverbot: „Es hat keinen Sinn, die Skipisten in Italien geschlossen zu halten, wenn diese im Rest Europas offen sind“, sagte sie in einem TV-Interview. Ähnlich sieht das Lega-Chef Matteo Salvini: „Entweder alle Skipisten in Europa bleiben geschlossen, oder Italien kann nicht allein auf Winterurlaub verzichten. Skifahren ist kein Hobby für Reiche, sondern ein Wirtschaftssektor, der 20 Milliarden Euro bewegt und von dem unzählige Jobs abhängen.“

„Eine Wintersaison wird es geben“
Die Vorarlberger Landesräte Christian Gantner (Tourismus) und Marco Tittler (Wirtschaft, beide ÖVP) sprachen sich ebenfalls klar gegen eine europaweite Schließung der Skigebiete aus. „Eine Wintersaison wird es geben, wenn auch eine andere“, erklärten sie am Mittwoch. Sie schlossen einen Vorarlberger Alleingang aber kategorisch aus. Eine Entscheidung könne nur österreichweit fallen.

Im US-amerikanischen Park City hat die heurige Skisaison am 20. November begonnen. (Bild: AP)
Im US-amerikanischen Park City hat die heurige Skisaison am 20. November begonnen.

Auch aus der Steiermark gab es wenig überraschend Stimmen für einen baldigen Saisonstart und gegen die Vorstöße aus Italien, Frankreich und Bayern. „Der größte Feind des Virus sind viel Bewegung im Freien und frische Luft, und beides können wir neben akribisch umgesetzten Sicherheitsmaßnahmen in jedem Fall garantieren“, teilte Fachgruppen-Obmann Fabrice Giradoni mit. Die Pisten werden seit Tagen beschneit.

Die italienische Regierung versprach indes finanzielle Unterstützung für alle jene Betriebe, die vom Skitourismus abhängig sind, sollte es zumindest in Italien zu einem Skiverbot zu Weihnachten kommen.

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