„Zu Kranken gemacht“

Massentests: FPÖ ruft indirekt zum Boykott auf

Politik
25.11.2020 11:37

Die FPÖ ruft indirekt zum Boykott der Massentestungen gegen das Coronavirus auf. „Wenn Sie Weihnachten in Ruhe feiern wollen, dann lassen Sie sich nicht testen“, sagte Vizeklubchefin Dagmar Belakowitsch am Mittwoch in einer Pressekonferenz. Kritik übte sie abermals daran, dass der Beschaffungsvorgang nicht ausgeschrieben worden sei, zumal es angenehmere Alternativen, etwa mittels Rachenabstrich, gebe. Mobil machte Belakowitsch erneut gegen einen „indirekten Impfzwang“. Scharfe Kritik hagelte es daraufhin von ÖVP-Gesundheitssprecherin Gaby Schwarz, die in einer Aussendung von einer „verantwortungslosen FPÖ“ sprach, die weiterhin Angst in der Bevölkerung auf Kosten der Gesundheit schüre.

Generell wettert die FPÖ weiter gegen das großflächige Testen. „Es werden hier Personen ohne Symptome getestet und damit zu Kranken gemacht“, glaubt Belakowitsch. Wer also die Weihnachtsfeiertage nicht in Quarantäne verbringen, sondern lieber „ungestört“ Verwandte besuchen will, solle von einem Test Abstand nehmen, raten die Freiheitlichen.

Dagmar Belakowitsch (FPÖ) (Bild: APA/HANS PUNZ)
Dagmar Belakowitsch (FPÖ)

Auch die Wahl der Regierung für den Testanbieter will sich die FPÖ „ganz genau anschauen“. Elf unterschiedliche Tests seien derzeit im Angebot, die von der Qualität „teilweise besser“ seien als der von der Regierung ausgesuchte. Als Zumutung - vor allem für Kinder - bezeichnete Belakowitsch die Wahl für einen Test mittels Nasenabstrich, denn: „Da fährt man dann schon ziemlich weit in die Nase.“

„Massive Angst vor indirekter Zwangsimpfung“
„Massive Angst“ herrsche in Teilen der Bevölkerung vor einer „indirekten Zwangsimpfung“, befand Belakowitsch und brachte eine solche mit nicht näher genannten Kontakten von Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP) zu Großunternehmen in Zusammenhang, bei denen einem „schon ein bisschen mulmig“ werde. Die FPÖ fordert daher ein sogenanntes Diskriminierungsverbot für Nicht-Geimpfte ein. Fraglich sei auch, wer für mögliche „Langzeitfolgen“ geradestehe.

Vizekanzler Kogler, Bundeskanzler Kurz und Innenminister Nehammer (Bild: APA/Herbert Neubauer)
Vizekanzler Kogler, Bundeskanzler Kurz und Innenminister Nehammer

Nicht nur medizinisch, auch juristisch sind die Regierungsmaßnahmen gegen die Corona-Pandemie für die FPÖ „nicht nachvollziehbar“, betonte Verfassungssprecherin Susanne Fürst. Sie verwies auf die Ministeranklage gegen Gesundheitsminister Rudolf Anschober (Grüne), die die Freiheitlichen schon Ende April im Nationalrat eingebracht hatten und die am Mittwoch im Verfassungsausschuss behandelt werden soll.

Scharfe Kritik von ÖVP
„Die FPÖ nutzt die Corona-Krise ein weiteres Mal dafür aus, um in völlig verantwortungsloser Manier, auf Kosten der Gesundheit, Angst in der Bevölkerung zu schüren“, reagierte ÖVP-Gesundheitssprecherin Schwarz mit scharfer Kritik. In der Realität seien die geplanten Massentests „ein anerkanntes und essenzielles Werkzeug, um die Pandemie zu bekämpfen und wieder zu mehr Normalität zurückkehren zu können“, so die stellvertretende Generalsekretärin der Volkspartei. Der „unfassbare Aufruf“ von Belakowitsch an die Bevölkerung, sich nicht testen zu lassen, sei ein neuerlicher Beweis dafür, „dass es die FPÖ vorzieht, sich an Verschwörungstheorien zu beteiligen, anstatt konstruktiv bei der Bewältigung der Gesundheitskrise mitzuwirken“, so Schwarz.

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