Acht Meter tiefer See

Spektakulärer “Erdfall” auch bei Großgmain

Salzburg
03.11.2010 08:35
Ganz Deutschland spricht über den Riesenkrater von Schmalkalden (Thüringen), der über Nacht entstanden ist. Auch bei uns lauern Gips, Ton und Salz im Untergrund. Abtenau, Kuchl, Hallein und Großgmain sind besonders gefährdet. Im Kurort an der Grenze zu Bayern ist eine Wiese eingebrochen und ein acht Meter tiefer See entstanden. Ein Haus musste abgerissen werden.

"Was sich gerade in einer Nacht in Thüringen ereignet hat", so Landesgeologe Gerald Valentin, "das passiert seit vielen Jahren Stück für Stück auch an der Grenze zu Bayrisch Gmain." In Sichtweite des Großgmainer Kirchturms hat sich dort auf 500 Metern Länge beim Grögerngut eine riesige Wiese abgesenkt, ein mittlerweile acht Meter tiefer Krater füllte sich mit Wasser. Bohrungen bis in 20 Meter Tiefe und Schallwellen-Messungen mit Geoelektrik haben weitere Hohlräume unter dem "Grögernweiher" gezeigt.

Um ein bis zwei Zentimeter pro Jahr sinkt die Wiese weiter ab. Die Ursache ist ähnlich wie beim Vorfall in Deutschland, so Gerald Valentin: "Wir haben berechnet, dass auf diesem Areal 1.000 Tonnen Gips durch den Grundwasserstrom jährlich ausgewaschen werden." Vor Jahren musste ganz in der Nähe das Haus des früheren Großgmainer Amtsleiters Rupert Bliem abgerissen werden: "Es stand genau auf der Bruchlinie", so Bürgermeister Sebastian Schönbuchner. "Das Haus hatte am Schluss Risse, bei denen man die Hände hindurchstecken konnte."

"Grundwasserstrom ist ein kontinuierlicher Lösungsprozess"
Gleich in der Nähe, an der Leopoldstalstraße, brach bei einer Bushaltestelle einmal unvermutet ein Straßenstück weg. "Der Grundwasserstrom ist ein kontinuierlicher Lösungsprozess", warnt Landesgeologe Gerald Valentin. "Und das besonders Gefährliche dabei ist: Gips im Untergrund ist nicht beherrschbar."

Gips- und Salzvorkommen im Land gelten daher immer als große Gefahr für umliegende Siedlungen: Früheren und gegenwärtigen Abbaustellen in Kuchl, Abtenau und Hallein gilt daher die besondere Aufmerksamkeit der Geologen.

Beim "Grögernweiher", der zum Großteil auf bayerischem Gebiet liegt, wacht das Landesamt für Geologie in München über alle Veränderungen. Großgmains Bürgermeister Sebastian Schönbuchner (Bild): "In meiner Zeit als Bürgermeister hat sich die Senke jedenfalls enorm vergrößert." Eine aktuelle Gefahr für umliegende Bauernhöfe und Wohnhäuser sieht Geologe Valentin nicht: "Sie sind weit genug weg."

von Wolfgang Weber, Kronen Zeitung

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