Mit 4954 Neuinfektionen binnen 24 Stunden (Stand 9.30 Uhr) beginnt sich die Corona-Lage in Österreich zwar zu stabilisieren, sie sei aber weiterhin „dramatisch“ - wie Gesundheitsminister Rudolf Anschober (Grüne) die derzeitige Situation am Freitagvormittag beschrieb. Er sehe „erste kleine Schritte nach unten“, betonte aber weiterhin, dass jetzt „die wirklich wichtige Phase des zweiten Lockdowns“ beginne, in der die Fallzahlen „dramatisch nach unten“ müssten. Die derzeitige Lage auf den Intensivstationen sei zwar „keine Katastrophe, aber sehr kritisch“, betonte Klaus Markstaller, der Leiter der Universitätsklinik für Anästhesie, allgemeine Intensivmedizin und Schmerztherapie am AKH Wien.
4405 Patienten, die mit dem Coronavirus infiziert sind, befinden sich derzeit in Spitälern, 703 von ihnen auf den Intensivstationen. Damit habe sich die Situation in den Krankenhäusern ebenfalls stabilisiert. Doch bis sich die Lage auf einen Normalzustand entspannt, dauere es noch, so Anschober, deshalb müssten die Ansteckungszahlen „in den nächsten Tagen dramatisch sinken“.
„Es gibt eine Chance, die Katastrophe zu vermeiden“, zeigte sich Anschober zuversichtlich, „um das zu verstärken, haben wir aber noch sehr viel Arbeit vor uns. Wir sind erst am Beginn einer Entwicklung, die müssen wir vervielfachen.“ Durch „zu starke, zu rasche Öffnungsschritte“ dürfe man das jedenfalls „nicht gefährden“, sagte der Minister, gefragt nach den nächsten geplanten Schritten der Regierung. Es bleibe dabei, „dass wir die Fragen der sogenannten Öffnung am kommenden Mittwoch auf den Tisch legen werden, bis dahin läuft der interne Arbeitsprozess“. Man stehe „vor ganz entscheidenden Fragen“.
„Diese Krankheit wollen Sie nicht haben“
Markstaller dankte der Bevölkerung für ihre bisherige Bereitschaft, auf Kontakte zu verzichten, und schilderte die Situation am AKH, wo die jüngste Covid-19-Patientin auf der Intensivstation 19 Jahre alt sei. „Diese Krankheit wollen Sie nicht haben“, beschrieb es Markstaller, auch wenn man in Österreich intensivmedizinisch „sehr gut ausgestattet“ sei. Bernd Lamprecht, Vorstand der Klinik für Lungenheilkunde am Kepler Universitätsklinikum Linz, sieht an seiner Klinik ebenfalls jüngere Intensivpatienten „ohne nennenswerte Vorerkrankungen“.
Dass es im Vergleich zum Frühjahr mehr jüngere Patienten auf den Intensivstationen gebe, liege wohl an der stärkeren Ausbreitung des Virus in der Bevölkerung. „Es ist in der Allgemeinbevölkerung angekommen“, so Markstaller, und „ein gewisser Prozentsatz“ der Infizierten werde schwer krank. Doch in manchen Bereichen sei die Situation besser geworden. Einerseits habe ein jüngerer Mensch bessere Aussichten auf Genesung, und auch die Therapiemöglichkeiten würden „besser und besser“.
Die Auslastung der Intensivstationen liege laut Markstaller derzeit bei 35 Prozent - das sei „keine Katastrophe, aber sehr kritisch“. Das Niveau müsse nun sinken, „damit wir wieder voll handlungsfähig sind“.
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