Im Pflegeheim „Tannenhof“ im steirischen St. Lorenzen im Mürztal sind 42 von 45 Bewohnern mit Corona infiziert. Weil auch 75 Prozent des Personals krank oder als Kontaktperson in Quarantäne sind, muss nun das Bundesheer aushelfen - ein heikler Einsatz!
Den ersten Corona-Fall gab es im Pflegeheim „Tannenhof“ in St. Lorenzen im Mürztal bereits Ende der vorletzten Woche. Die Infektionskette kann - wie es derzeit leider oft der Fall ist - nicht mehr nachvollzogen werden. Fakt jedoch ist, dass aktuell nur drei von 45 Bewohnern noch gesund sind. Zudem ist auch der Großteil des Pflegepersonals infiziert - 19 Personen wurden positiv getestet -, einige davon vermelden einen ungewöhnlich schwerem Krankheitsverlauf.
Von den anderen steirischen Pflegeheimen des Arbeiter-Samariterbunds konnte kein Personal abgezogen werden. Deshalb wurde von der zuständigen Gesundheitsbehörde am Wochenende der Assistenzeinsatz des Bundesheeres angefordert, der nun seit Montag läuft.
Schichtbetrieb rund um die Uhr
„Wir haben einen Pflegedienstleiter und zehn diplomierte Krankenpfleger vor Ort, die ab sofort im Schichtbetrieb rund um die Uhr ihren Dienst machen“, erklärt Oberst Gerhard Schweiger. Zudem war am Montag auch eine ABC-Abwehreinheit vor Ort, die das Gelände desinfiziert hat. Neben den Sanitätssoldaten sind auch noch Hilfspersonal und ausgebildete Notfallsanitäter im Einsatz.
Das Personal kommt aus dem Sanitätszentrum Süd in Graz, in dem mehr als 100 Soldaten versammelt sind, die zusätzlich zu ihrer militärischen Ausbildung auch eine zivile Ausbildung haben: „Diese Strukturen ermöglichen es uns, auf außergewöhnliche Situationen, so wie aktuell in St. Lorenzen, zu reagieren“, erklärt Schweiger. Vorerst soll der Assistenzeinsatz bis Mittwoch dauern, doch Schweiger versichert: „Wir werden nicht weggehen, bevor die zivile Infrastruktur wieder lückenlos aufgebaut ist.“
„Behörden müssen prüfen“
Der Fall schlägt natürlich über St. Lorenzen hinaus Wellen. Die Steiermark hat im Bundesländer-Vergleich die meisten Pflegeheime. Im Ö1-„Mittagsjournal“ spricht sich die steirische Pflegeombudsfrau Michaela Wlattnig dafür aus, dass verstärkt auf die mobile Pflege gesetzt wird. Sie fordert auch, dass „die Behörden zeitnah überprüfen“, ob im Fall von St. Lorenzen alle Hygienerichtlinien eingehalten wurden und vor allem, ob für das Personal genügend Schutzausrüstung zur Verfügung stand.
Die steirischen Grünen wollen am Dienstag im Landtagsausschuss die Einrichtung eines Pools an Springerinnen und Springer im Pflegebereich initiieren. Auch für Klubobfrau Sandra Krautwaschl ist das steirische System zu „heimlastig“.
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