Seit Mittwoch steht fest, dass es bis 7. Jänner keine Konzerte mit Publikum in Österreich geben darf. Auf das größte Event am 1. Jänner müssen die Fernsehzuschauer aber dennoch nicht verzichten, legte sich Daniel Froschauer als Vorstand der Wiener Philharmoniker am Donnerstag unmissverständlich fest: „Das Neujahrskonzert wird natürlich auch ohne Publikum stattfinden.“
Natürlich müsse man sich nun auf ein Konzert ohne klatschende Zuhörer einstellen, was eine neue Erfahrung für das Orchester werde: „Da müssen wir uns dramaturgisch noch etwas einfallen lassen.“ Zweifelsohne sei der Effekt eigen, wenn eine Schnellpolka ende und dann kein Applaus erfolge. „Wir arbeiten dran“, unterstrich Froschauer. Vielleicht fasse man ein paar Stücke zusammen, um einen thematischen Bogen zu schaffen. Wie man dann mit der traditionellen Zugabe nach dem Radetzkymarsch - dem Mitklatschhit des Neujahrskonzerts - umgehe, müsse sich zeigen. „Vielleicht können wir im Orchester selber klatschen?“, sinnierte Froschauer.
„Unmöglich, das Konzert nicht zu machen"
Eine Absage der Veranstaltung sei jedenfalls nie im Raum gestanden. „Es wäre international unmöglich, das Konzert nicht zu machen“, zeigte sich der Philharmoniker-Vorstand angesichts von 30 Millionen Zuschauern weltweit überzeugt: „Das Konzert ist für mich eine Botschaft in die Welt.“ Auch das bereits im Februar fixierte Programm, das heuer stark auf die Strauß-Dynastie fokussiert, bleibe unangetastet. „Wir können da jetzt auch nichts mehr ändern“, verwies Froschauer auf die lange Vorbereitung mit Dirigent Riccardo Muti. Eventuell fließe die aktuelle Pandemieerfahrung für das Konzert 2022 ein: „Vielleicht findet man einen Pest-Walzer, damit man rückblickend auf Pandemie schaut.“
Zu den konkreten finanziellen Folgen der Corona-Krise für die Wiener Philharmoniker wollte sich das Orchester nicht en detail äußern. „Wir haben natürlich enorme Verluste“, unterstrich Geschäftsführer Michael Bladerer angesichts allein 35 abgesagter Konzerte im ersten Lockdown: „Das ist ein extrem schwerer wirtschaftlicher Schlag für uns.“
Corona-Sicherheit geht vor
Damit das Neujahrskonzert kein gesundheitlicher Schlag für die Musiker wird, setzt man auf höchstmögliche Sicherheit. „Selbstverständlich gelten die Regeln für die Wiener Philharmoniker wie für alle anderen Staatsbürger“, machte Froschauer deutlich. So werde es zwei Pools an Musikern für das Staatsopernorchester und eben für das Neujahrskonzert geben - regelmäßige Testungen inklusive. Außerdem setze man auf die Eigenverantwortlichkeit der Beteiligten: „Ich gehe davon aus, dass jeder für sich vernünftig agiert. Wenn ich das Neujahrskonzert spiele, werde ich Weihnachten im engsten Kreis feiern.“ Das Persönliche spiele dann auch für ihn selbst am Neujahrsmorgen die Hauptrolle, so Froschauer augenzwinkernd: „Wenn ich von meinen Schwestern höre: ,Du hast so ernst dreingeschaut beim Spielen‘, erzeugt das mehr Druck, als dass wir vor einem leeren Saal spielen.“
Für Applaus registrieren lassen
Ganz auf Applaus müssen die Philharmoniker nicht verzichten. So setzt der ORF, der das Konzert ab 11.15 Uhr wieder live in ORF 2 und auf Ö1 überträgt, auf interaktive Ovationen. In Kooperation mit dem Grazer Unternehmen Poet Audio hat man eine Plattform aufgesetzt, mittels derer registrierte Zuschauer ihren Applaus am Ende beider Konzertteile live abgeben können. Dieser wird durch 20 Lautsprecher in den Goldenen Saal des Musikvereins eingespielt. Die Registrierung für die Aktion ist ab sofort weltweit via Webportal möglich. Auch können Interessierte hier vorab ein Foto ihrer Begeisterung hochladen. Eine Auswahl der besten Aufnahmen wird dann vom ORF während des Applauses eingeblendet.
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