Conny Bischofberger, Star-Interviewerin und Kolumnistin der „Krone“, hat nun ihren ersten Roman geschrieben. Über einen Mann und eine Frau, die einander in unzähligen Mails näher und näher kommen. Ein Buch, das berührt - und einen wahren Hintergrund hat.
Conny, „unsere Conny“, sitzt in ihrem Büro im zweiten Stock des Pressehauses. Vor ihr, auf dem Schreibtisch, türmen sich Zeitungsberge; auf einem leeren Platz in dem – doch irgendwie geordneten – Chaos steht ein goldgerahmtes Bild von ihrer viel zu früh verstorbenen Kollegin Marga Swoboda.
Das knapp 15 Quadratmeter große Zimmer, in jedem Eck sind Töpfe mit Pflanzen, die mit Ablegern hochgezüchtet wurden: Aloe Vera, Nesseln, Grünlilien. An den Wänden hängen Fotos, aufgenommen bei Interviews, eines davon dominiert: Es zeigt Conny in einem Flugzeug vor langer Zeit, bei einem Gespräch mit Alois Mock, als er Außenminister war. Daneben eine Aufnahme von Hans Mahr, dem Vater ihrer zwei Söhne; und eine von ihrem Bruder Norbert, dem berühmten Wissenschafter.
Und dann gibt es da noch dieses Plakat, auf dem „Keep calm and drink Champagne“ steht. „Ich weiß nicht mehr, von wem ich dieses Schild geschenkt bekommen habe. Aber es wissen ja viele Menschen, dass ich bei besonderen Anlässen gerne Champagner trinke.“ Wahrscheinlich zitiert sie in ihrem neuen Buch deshalb auch Coco Chanel: „I only drink Champagne on two occasions – when I’m in love and when I’m not.“
Aber viel wichtiger scheint eine andere Textstelle darin. Sie stammt von der bekannten US-Autorin Siri Hustvedt; auch sie wurde bereits von Conny „befragt“. „Jede Geschichte, die wir über uns erzählen, kann nur in der Vergangenheit erzählt werden. Sie spult sich von dort, wo wir heute stehen, nach rückwärts ab, und wir sind nicht mehr ihre Akteure, sondern ihre Zuschauer, die sich entschieden haben zu sprechen.“
Ein süchtig machendes Pingpong-Spiel
Ja, „unsere Conny“ hat nach mehreren Bestsellern – darunter die Autobiografien von Helmut Zilk und Niki Lauda – einen Roman mit dem Titel „Herzschweißen“ geschrieben. Einen Liebesroman.
Gemischt aus Fiktion – und tatsächlich Geschehenem. Der Plot: Isabella Mahler, 57 Jahre alt, eine erfolgreiche Journalistin, sieht im Fernsehen Christoph Regner (56), Chef einer NG-Organisation. Was er sagt, sein Aussehen, sein Blick berühren die Frau. Und sie schreibt ihm in der Folge ein Mail.
Der Beginn eines Pingpong-Spiels. Immer öfter, schließlich unaufhörlich, schicken die beiden einander Nachrichten. Nein, es sind nicht bloß Nachrichten, sondern echte Briefe. In denen sie sich laufend mehr über ihr Ich erzählen. Sie sprechen über ihre Vergangenheit. Über ihre Lieblingsspeisen und die Art, sie zuzubereiten. Sie verfassen Gedichte füreinander. Ihre Worte; die Fragen, die sie sich stellen, die Antworten – werden zu einem überbordenden Verbindungselement.
Und dann verändert sich plötzlich Regners Sprache, er verschwindet aus Isabellas Leben. Und sie begibt sich auf die Suche, nach ihm – und sich selbst.
Ich bin Isabella – und ich bin sie nicht. Wir haben zwar denselben Beruf, aber nicht dieselben Lebensgewohnheiten.
Conny Bischofberger über die Protagonistin ihres Romans
Conny, gib zu, du bist Frau Mahler, du erzählst in deinem Roman so viel über die „Krone“, deine Interviews und Kolumnen ... „Ich bin Isabella - und ich bin sie nicht. Wir haben zwar denselben Beruf, aber nicht dieselben Lebensgewohnheiten.“ Nachsatz, lachend: „Ich fahre zum Beispiel keinen zerbeulten Mini, und ich trinke nicht allzu oft Champagner.“
Um Autos und Sprudel geht es aber nicht vorrangig in dem Buch. Sondern eben um die Begegnung mit einem Mann, der Isabella beeindruckt. Conny, du hast dich offenkundig verliebt ... „Ja, das stimmt. In einen Menschen, der Regner - in Ansätzen - ähnelt.“
„Vielleicht waren wir beide Suchende“
Der Grundstein für eure Beziehung? „Vielleicht, dass wir beide Suchende waren.“ Suchende wonach? „Nach dem Glück. Nach dem Augenblick der Erfüllung. Ohne den anderen besitzen zu wollen.“
Das klingt ein wenig abgebrüht. Denn gehört zur Liebe nicht auch der Anspruch auf Exklusivität? „Immer nur im Moment. Es gibt nämlich unterschiedliche Möglichkeiten, wie Liebe ausgelebt werden kann. Und jeder sollte zu unterschiedlichen Zeiten den gerade passenden Rahmen dafür finden.“ Ist das wirklich so einfach? „In meinem Roman lasse ich oft Isabellas Freundinnen zu Wort kommen. Sie sehen ,diese Sache‘ aus anderen - ebenfalls nachvollziehbaren - Blickwinkeln.“
In dem Buch kommt neben Regner ein weiterer interessanter Mann vor. Ein Investmentbanker, der völlig andere Werte hat als der NGO-Idealist, dem Geld und Luxus extrem wichtig sind. Und der dennoch irgendwie sympathisch wirkt; in seiner Ehrlichkeit über sich selbst, in seinen Stärken und Schwächen. „Alle Figuren haben einen realen Hintergrund, manche mehr, manche weniger. Es bereitete mir Freude, bei ihrer Entwicklung meine Fantasie spielen zu lassen. Wie gesagt, Erfindung und Wahrheit sind in der Geschichte vermischt.“
Ich wollte über die Liebe schreiben. Über dieses Mysterium, das zwischen zwei Menschen entstehen kann.
Conny Bischofberger über die Inspiration zu ihrem Roman
Aber vor allem wollte sie über die Liebe schreiben: „Über dieses Mysterium, das zwischen zwei Menschen entstehen und etwas Wunderbares sein kann. Weil Liebe so viel verändert.“
Bei Conny sind diese „Veränderungen“ erkennbar. Zwölf Kilo hat sie - „und darüber bin ich froh“ - im vergangenen Jahr abgenommen; sie ist trotz einer gerade erst überstandenen Corona-Erkrankung fit: „Ich habe vor ein paar Monaten wieder damit begonnen, Sport zu betreiben. Weil Liebe einfach lebendig macht.“
„Aber es ist nie zu spät für etwas Neues“
Der Zauber der Liebe, wie erklärst du ihn? „Dieser besondere Zauber bleibt gleich. Egal, wie alt man ist. Sich zu verlieben, ob mit 18 oder 80, ist dasselbe Gefühl. Und das ist gut so. Was ich mit meinem Roman allen Frauen - und natürlich auch allen Männern - mitgeben möchte: Liebe lohnt sich immer. Und: Es ist nie zu spät für etwas Neues.“
Der Zauber der Liebe bleibt ja doch immer gleich. Egal, ob man 18 oder 80 ist. Und das ist gut so.
Conny Bischofberger über die Liebe
Bist du gerade verliebt? „Das“, sagt Conny, und sie lächelt dabei, „bleibt mein großes Geheimnis ...“
Der Bestseller-Autor Robert Schneider - „Schlafes Bruder“ - hat den Roman längst gelesen, auf der Klappe steht ein Kommentar von ihm: „Ein berührendes Buch, das in kreisenden Bewegungen immer wieder zur selben Frage zurückkehrt: Wer bin ich?“
Conny Bischofbergers - teils fiktiver, teils autobiografischer - Liebesroman spielt kurz vor und im Lockdown 1 und kommt nun im Lockdown 2 auf den Markt. (edition a-Verlag, Preis: € 22,-)
Sie schrieb das Buch im vergangenen Sommer, in einem Wiener Hotel, in dessen Bar sich Isabella und Christoph - ihre beiden Hauptprotagonisten - zweimal zum Teetrinken trafen. Ob diese Rendezvous tatsächlich stattgefunden haben oder ein Produkt ihrer Fantasie sind, will Conny nicht verraten. Die Präsentation des Buches findet am 6.12., genau ab 12.06 Uhr, statt. „Das Datum, die Zeit - entspricht meiner Liebe zu Zahlen.“ Auch darüber ist in dem Roman einiges zu erfahren.
Martina Prewein, Kronen Zeitung
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