Die Hälfte der Österreicher hat noch keine Geschenke gekauft. Jedes zweite Christkindl wartet auf die Öffnung der Geschäfte am Montag. Der Ansturm könnte aber die Fallzahlen steigen lassen. Damit es nicht so weit kommt, setzten die Einkaufszentren auf sicheres Shoppen - wo zu viel Einkaufswahn herrscht, wird eingeschritten. Auch die Polizei wird am 7. und 8. Dezember in den Einkaufsstraßen und Einkaufszentren kontrollieren - und wenn es sein muss, strafen. Innenminister Karl Nehammer (ÖVP) mahnte am Sonntag zu Vorsicht und sagte: „Sie müssen nicht am ersten Tag in die Einkaufszentren strömen.“
Der Ansturm ist vorprogrammiert - und bereitet Händlern, Exekutive und Gesundheitsexperten große Sorgen. Mediziner Gerald Gartlehner ruft die Österreicher zur Zurückhaltung auf: „Es wäre absurd, wenn wir drei Wochen im Lockdown sind, und dann haben wir wieder so etwas.“ Nämlich Schlangen vor den Geschäften ganz ohne Babyelefant - wie es sie am Samstag vor dem Lockdown gab.
„Wir wollen die Bilder vermeiden, die wir alle kennen“, mahnt auch der Innenminister: „Es sind noch knapp drei Wochen Zeit bis Weihnachten. Es wird genug Zeit sein, damit jede und jeder seinen Weihnachtseinkauf erledigen kann.“ Die Maßnahmen seien „mühsam und nervig und gleichzeitig eine absolute Notwendigkeit“, so Nehammer in einer Aussendung. Gerade in Einkaufsmeilen sei „höchste Vorsicht geboten".
Zu viel Einkaufswahn könnte auch teuer werden: Die Polizei wird am 7. und 8. Dezember in den Einkaufsstraßen und Einkaufszentren verstärkt kontrollieren - und wenn es sein muss, strafen. „Wenn Verstöße wahrgenommen werden, können Organstrafmandate oder auch Anzeigen erstattet werden. Die Strafen der Gesundheitsbehörden sind empfindlich hoch - bis zu 1450 Euro“, betonte Nehammer am Sonntag.
Die betroffenen Anlaufstellen bereiten sich indes auf den Ansturm vor:
Wien: Im Donau Zentrum wurde die Anzahl der Securitys verdoppelt. Durchsagen und Desinfektionsspender wurden etabliert. Auf Marketingkampagnen hat der Shoppingtempel verzichtet. Sollte es zu Schlangen an den Eingängen kommen, wird mit Kordeln eine Einbahnregelung in Gang gesetzt. Die Zahl der Besucher wird live verfolgt. Wird die Grenze überschritten, ist Schluss. Verweilzonen und Spielplätze bleiben zu.
Burgenland: Im Designer Outlet Parndorf wird ein der Vorweihnachtszeit entsprechender Kundenansturm erwartet. „Die Gesundheit aller steht an oberster Stelle“, betont General Manager Mario Schwann. Das Securityteam wird vor allem die Einhaltung der Maskenpflicht sowie des Abstands noch strenger kontrollieren.
Niederösterreich: Die SCS in Vösendorf wurde im Sommer von unabhängigen Experten als „Safe & Healthy Place“ zertifiziert. Außerdem kontrollieren Sicherheitsteams die Einhaltung der Abstandsregeln und der MNS-Pflicht. Die Zahl der Sicherheitsmitarbeiter wurde verdoppelt.
Vorarlberg: Der Zimbapark in Bürs ist das erste Shoppingcenter in Vorarlberg, dessen Hygienemaßnahmen unter spezieller Berücksichtigung der aktuellen Covid-19-Viruspandemie zertifiziert wurden. Unter anderem wird die Frischluftzufuhr in der Mall dauerhaft erhöht, Armaturen, Geländer, Liftknöpfe wie auch Toilettenanlagen werden häufiger desinfiziert. Zudem gibt es deutlich sicht- und hörbaren Hinweise zur Einhaltung der Maßnahmen.
Oberösterreich: „Wir sind gut aufgestellt. Man darf nicht vergessen, dass jetzt die Gastronomie nur Take-away anbietet, von dem her könnte der Ansturm nicht gleich so groß sein“, erzählt Plus-City-Geschäftsführer Thomas Heidenhofer. Stündlich wird über die Klimaanlage Frischluft in das Shoppingcenter eingeblasen. Beim Eingang gibt es Gratismasken für alle Besucher. Weiters sind mobile Teams im Gebäude unterwegs, die darauf achten, dass auch in den möglichen Warteschlagen der Sicherheitsabstand gehalten wird. „Ein Mitarbeiter von uns läuft als Babyelefant verkleidet durch das Gebäude und soll so für die nötige Distanz sorgen.“
Kärnten: „3000 Kunden dürfen zu uns, es wird lange Warteschlangen geben“, sagt Ernst Hofbauer, Manager der City Arkaden in Klagenfurt. Das Sicherheitspersonal wird aufgestockt. Auf Fahrtreppen sollen vier Stufen Abstand zueinander eingehalten werden. Im Villacher Atrio öffnen 80 Shops und drei Take-away-Läden. „Der Besuch der Kunden soll sich über den ganzen Tag aufteilen, das macht es für alle leichter“, hofft Manager Richard Oswald.
Am Marienfeiertag werde ich nur einige Lebensmittel besorgen. Sonst tue ich mir den Stress nicht an. Ich werde die ganze Woche nicht einkaufen gehen.
Gabriele Krobath, Angestellte aus Klagenfurt
Steiermark: Im Center West, dem größten Einkaufszentrum von Graz, ist man überzeugt, die Zehn-Quadratmeter-Regel ohne Probleme einhalten zu können. „Wir rechnen auch nicht mit der üblichen Vorweihnachtsfrequenz“, sagt Centerleiter Martin Wittigayer. Das Hauptaugenmerk wird auf dem Abstand zwischen den Kunden liegen, vor einzelnen Shops wird Securitypersonal positioniert. Im Grazer Murpark wird mit mehr Sicherheitspersonal etwa darauf geachtet, dass im Einkaufszentrum nicht gegessen und getrunken wird, sagt Leiterin Edith Münzer. Ansonsten setzt man auf das seit Mai bewährte Hygienekonzept.
Mir ist der zu erwartende Rummel zu groß, darüber hinaus gibt es Unvernünftige, die sorglos agieren. Ich denke da an meine Mutter (88), die ich betreue.
Christian Pirkner, Pensionist aus Leoben (Stmk.)
Tirol: „Wir sind gut vorbereitet und haben unsere Hausaufgaben gemacht“, sagt Helmut Larch, Chef vom Innsbrucker DEZ, dem ältesten Einkaufszentrum in Österreich. Die Vorgaben der Regierung werden zum einen von den 118 Geschäften im Haus umgesetzt, zum anderen kümmere sich der Betreiber darum, dass Hygienemaßnahmen und Abstände eingehalten werden.
Salzburg: Im Europark machen erhöhte Frischluftzufuhr, verstärkte Reinigung und Durchsagen das Einkaufen sicherer. Extra Security gibt es nicht: „Wir haben in der Krise unsere Sicherheits- und Reinigungsstandards bereits erhöht. Generell rechnen wir mit einem guten Start“, sagt Center-Manager Manuel Mayer.
Kronen Zeitung/krone.at
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