Peter Hochegger jonglierte als PR-Profi und Lobbyist mit Millionen. Jetzt ist er im Konkurs. Ein Gespräch über Weglassen, Haft und Corona.
Er nahm’s gelassen. In einem ersten Statement nach der Verurteilung im Buwog-Prozess um geflossenes Schmiergeld für Grasser & Co. sagte er fast lakonisch: „Es hat sicher einen Sinn, das Ganze. Welchen, das wird die Zukunft zeigen.“
Reiseführer in Afrika
Wer ist dieser fast schon buddhistische Peter Hochegger, vor gar nicht allzu langer Zeit „Everybody’s Darling“ der Schickeria, auf Du und Du mit Promis? Vor 71 Jahren geboren im steirischen Mürzsteg - jenem kleinen Ort, der auch den Sommersitz des Bundespräsidenten beherbergt -, ließ er sich Zeit mit der Karriere. Er jobbte als Reiseführer in Afrika, gründete mit 30 mit seinem Bruder die PR-Agentur, die ihm prestigeträchtige Kunden bringen sollte - und sehr viel Geld.
Und neue Freunde: Karl-Heinz Grasser und dessen „Buddy“ Walter Meischberger. Hochegger gefiel die Unbekümmertheit der viel Jüngeren. Und seine Firma profitierte davon: Da kam zum Beispiel die Telekom Austria als großer Auftraggeber herein.
Achillessehnenriss als „Wende“ in seinem Leben
„Die Wende“, sagt er heute leise und nachdenklich im „Krone“-Gespräch, „kam 2005 mit dem Riss meiner Achillessehne.“ Statt Heilung gab es Entzündungen und die Suche nach alternativen Behandlungsmethoden: „Eine Energietherapeutin sagte, ich sei völlig blockiert.“ Hochegger stellte seine Ernährung um, wurde Veganer. Fuhr nach Indien, um zu meditieren. Lernte Yoga. Streifte den Business-Anzug ab, schlüpfte in die Strandschlapfen: „Ich hab' mir Fragen übers Leben gestellt. An sich und im Besonderen über meines. Über die Gier, immer mehr haben zu wollen, als man braucht, über Schein und Sein.“
Das tut etwas mit einem Menschen. Bei ihm kam zuerst einmal der totale Zusammenbruch mit Depressionen und Aufenthalt in einer steirischen Reha-Klinik: „Diese Zeit war finster, und sie liegt weit hinter mir.“ Denn da war plötzlich - Sonne. In Brasilien, seiner neuen Heimat. Seine Cousine wagte ein kleines Hotelprojekt in Parajaru: „Sie holt Kids von der Straße und gibt ihnen eine Ausbildung. Das und das Land sind ein Glücksfall gewesen. Es ist weit weg von allem. Ich kann dort Kraft tanken, atmen.“
Kein „Lohn“ für Geständnis
Er kam zurück - und prompt in Haft. Dort fiel der Entschluss, „reinen Tisch“ zu machen - das Geständnis im Buwog-Prozess, mit dem er die einstigen Freunde Grasser und Meischberger schwer belastete. „Lohn“ gab es vom Gericht dafür keinen: Hochegger wurde nicht rechtskräftig zu sechs Jahren Gefängnis verurteilt. Selbst dafür hat er - Verständnis: „Damit ist klar, ich hatte keine Vereinbarung, keinen Deal mit dem Gericht.“
In Berufung geht er trotzdem. Vielleicht weil er das Gefängnis bereits von innen kennt? „Nein, das war eine spannende und auch bereichernde Zeit. Du erkennst Muster, warum man dort landen kann. Fehlende Bildung ist eines davon.“
„Es bleibt der nackte Mensch“
Und die drohenden sechs Jahre im doch fortgeschrittenen Alter? „Wenn es so kommen sollte, dann muss man sich mit sich selbst beschäftigen. Wie jetzt auch, in der Zeit von Corona. Materielle Scheinbefriedigungen fallen weg, es bleibt der nackte Mensch. Und die Frage: Was brauche ich wirklich?“ Für sich scheint es Hochegger gefunden zu haben: „Ich bin der Hauptdarsteller meines Lebens. Und als geistiges Wesen ist jeder von uns unsterblich.“
Gabriela Gödel, Kronen Zeitung
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