Eine an der Innsbrucker Universitätsklinik durchgeführte Studie kommt zu dem Schluss, dass von Covid-19 Genesene eine stabile Langzeitimmunität aufweisen. Die Ergebnisse decken sich mit internationalen Erkenntnissen. Außerdem zeige sich, dass kein Grund zur Sorge vor einer abermaligen Infektion, Mutationen oder einer Übertragung durch bereits Immune bestehe, erklärte Studienleiter Florian Deisenhammer. Die Immunantwort verhalte sich, wie zu erwarten, „Lehrbuch-konform, indem eine protektive Immunität nach Infekt mit SARS-CoV-2 entsteht“.
Die Studie wurde vom Neurologie-Labor initiiert und in Kooperation mit der Universitätsklinik für Psychiatrie II und dem Institut für Virologie durchgeführt. „Die 29 Studienteilnehmer waren im Durchschnitt 44 Jahre alt und allesamt im März an Covid-19 erkrankt“, beschrieb Deisenhammer, Arbeitsgruppenleiter für Neuroimmunologie an der Medizinischen Universität Innsbruck, die Studienpopulation. Antikörper wurden bei allen Probanden zu drei Zeitpunkten bestimmt, jeweils zwei bis acht Wochen, drei Monate und sechs Monate nach Beginn der Symptome. Zu berücksichtigen sei allerdings die vergleichbar kleine Patientengruppe. Auch wenn sich die Ergebnisse mit mehreren internationalen Untersuchungen decken, würden weitere größere Studien notwendig sein, um die Erkenntnisse weiter zu verfestigen, räumte der Experte ein.
Auch nach halbem Jahr Antikörper nachgewiesen
Bei allen Teilnehmern konnten zu allen Zeitpunkten Antikörper und nach sechs Monaten auch die für die Immunantwort so wichtigen, neutralisierenden Antikörper nachgewiesen werden, was für eine „konstante, stabile und zielgerichtete Langzeitimmunität“ spreche. „Alle Elemente einer protektiven (schützenden, Anm.) Immunität“ seien vorhanden, berichtet Deisenhammer. Man müsse, erklärte der Experte, zwischen Immunität und Antikörpern unterscheiden.
Die Immunabwehr des Körpers könne man sich wie eine Art „Verbrecherjagd“ vorstellen: „Das Virus, der ,Bösewicht‘, wird vom Immunsystem als körperfremd und gefährlich registriert. Daraufhin werden sämtliche typischen Merkmale des Virus, erfasst. Diese Daten speichert der Körper lebenslang in sogenannten Gedächtniszellen.“ Die Immunität bliebe deshalb, betonte Deisenhammer, lebenslang bestehen. Dabei spiele die Schwere der Symptome eine geringe Rolle. Auch jene Studienteilnehmer, bei denen die Krankheit einen milden Verlauf hatte, seien nun immun, so Deisenhammer.
Anders verhalte es sich mit den Antikörpern, hier zog der Mediziner einen Vergleich mit Soldaten, die sich grüppchenweise in Hunderten „Spezialeinheiten“ (Klone) organisieren, um dann jeweils eine bestimmte Stelle des Virus zu attackieren. „Wir haben es hier mit einer ganz normalen Immunantwort zu tun“, konstatierte Deisenhammer. „Die Antikörper bleiben auch nach einer Coronavirus-Infektion grundsätzlich vorhanden, die Messbarkeit könnte jedoch zurückgehen.“ Auch wenn Antikörper mit der Zeit weniger werden, komme es bei neuerlichem Kontakt mit dem Virus über Vermittlung der Gedächtniszellen zu einer sehr raschen Reaktivierung.
Ergebnisse decken sich mit internationalen Studien
Die Ergebnisse der Innsbrucker Antikörperstudie stimmen im Wesentlichen mit internationalen Studienerkenntnissen überein, im Zuge deren oft große Populationen untersucht wurden, berichtete Deisenhammer. So würden auch Untersuchungen in Island und New York zum selben Schluss kommen, in denen Fälle bis zu fünf Monaten nachverfolgt wurden. Eine sehr rezente Publikation aus China habe ebenfalls eine stabile Immunität sechs bis sieben Monate nach einer Covid-19 Infektion nachgewiesen. In Österreich kam eine Studie der Danube Private University Krems mit Teilnehmern aus Weißenkirchen im Bezirk Krems zu praktisch identen Ergebnissen.
Laut Deisenhammer bestehe bei Covid-19-Genesenen keine Sorge vor einer neuerlichen Erkrankung mit dem Coronavirus. „Die Ausnahmen bestätigen die Regel, aber die Ausnahmen sind eben nicht die Regel“, stellte er fest, dennoch würden die Medien die Ausnahmen betonen, das „Regelhafte“ komme zu wenig oft vor. Es bestünde kein Anlass, die Immunität anzuzweifeln. Bei allen ihm bekannten neuerlich an Covid-19 Erkrankten handelte es sich um eine Reaktivierung des Virus und somit um keine echte Neuerkrankung.
Ebenso kritisch sieht Deisenhammer die Diskussion um mögliche Mutationen des Virus. Mutationen lägen zwar vor, da das Virus „einen bestimmten evolutionären Druck“ habe weiterzubestehen. Zudem seien sie „wirtsspezifisch“, so müsse man Mutationen im Menschen von jenen in Tiergruppen unterscheiden. Dass die Immunantwort einer mutierten Form des Coronavirus nicht standhalte, sei jedoch „höchst unwahrscheinlich“, beruhigte der Mediziner.
In den Medien war auch von einer möglichen Übertragung des Virus von bereits Immunen auf Mitmenschen die Rede. Deisenhammer verneinte: „Das ist unwahrscheinlich, denn die Inkubationszeit beträgt einige Tage. Das Virus muss zuerst vom Wirt ausgebrütet werden und kann erst dann weitergegeben werden“. Die Immunantwort würde diesen Vorgang aber verhindern.
Kommentare
Da dieser Artikel älter als 18 Monate ist, ist zum jetzigen Zeitpunkt kein Kommentieren mehr möglich.
Wir laden Sie ein, bei einer aktuelleren themenrelevanten Story mitzudiskutieren: Themenübersicht.
Bei Fragen können Sie sich gern an das Community-Team per Mail an forum@krone.at wenden.