Gesundheitsminister Rudolf Anschober (Grüne) hat nach dem Ministerrat am Mittwoch gesagt, dass die nächsten vier Wochen „die wichtigsten überhaupt in der Pandemie-Bekämpfung“ werden. Die bevorstehenden Feiertage würden einen bedeutenden Risikofaktor darstellen, den man bereits im Voraus unter Kontrolle bringen müsse. Anschober und Innenminister Karl Nehammer (ÖVP) appellierten gemeinsam eindringlich an die Bevölkerung, an den „perfekt organisierten“ Corona-Massentests teilzunehmen, auch angesichts von dreistelligen Covid-19-Todeszahlen in der Vorwoche. Die Corona-Maßnahmen für Weihnachten möchte Anschober „bis allerspätestens Mitte nächster Woche“ bekannt geben.
Der Gesundheitsminister sprach aufgrund der aktuell sinkenden Zahlen davon, dass der harte Lockdown gut gewirkt habe. „Die nächsten vier Wochen werden wahrscheinlich die wichtigsten Wochen überhaupt“, sagte er, weil viele Einkaufs- und auch die Weihnachtsfeiertage bevorstünden. In den vergangenen 24 Stunden meldeten die Behörden erneut knapp 3000 Neuinfektionen mit dem Coronavirus und 54 weitere Covid-19-Todesfälle. Pro Woche habe es zuletzt einen Rückgang von 1000 Neuinfektionen gegeben. „Wir gehen davon aus, dass die Auswirkungen des harten Lockdowns noch zehn Tage anhalten werden.“
„Die Pandemie gibt nicht nach“
Für die kommende Woche geht Anschober davon aus, dass die Zahl der täglichen Neuinfektionen unter 2000 sinkt, „aber wir sind weiterhin viel zu hoch“. Außerdem sei es gelungen, die Reproduktionszahl von 1,44 auf 0,84 zu senken. Ein „Traumziel“ wäre es, auf unter 0,8 zu kommen. „Der Trend in den vergangenen sieben Tagen ist so, dass wir bei den aktiven Fällen ein Minus von 21 Prozent hatten.“ Die 7-Tages-Inzidenz liegt laut Anschober in Österreich derzeit bei 237, zum Vergleich in Italien bei 238, in Deutschland 157 und in Tschechien bei 261. „Europa ist nach wie vor mitten in dieser Krise drinnen, die Pandemie gibt nicht nach.“
Gemeinsam alles tun, damit Zahlen weiter sinken
Von „einem positiven Trend“ sprach auch Nehammer, der aber auch an die belasteten Kapazitäten in den Spitälern erinnerte. „Wir müssen daher gemeinsam absolut alles dafür tun, damit die Zahlen weiter sinken. Und das heißt, die Maßnahmen weiter befolgen“. so der Innenminister. Positiv bewertete er, dass es in den vergangenen beiden Tagen nach dem Ende des harten Lockdowns zu keinen Massenansammlungen gekommen sei: „Danke an die Menschen, die in Österreich leben, dass die Maßnahmen so gut umgesetzt worden sind."
Appell zur Teilnahme an Massentests
Im Zuge der Massentests habe man bisher 566.000 Personen getestet und dabei etwa 2000 positive Fälle gefunden. „Das sind großteils Menschen, die nicht wissen, dass sie infiziert sind, weil sie keine Symptome haben“, so Anschober. Das Entscheidende sei die Anzahl der Personen, die man aus dem „Infektionszyklus“ herausholen könne. Eine Verbesserungsmöglichkeit sieht er bei der Teilnahme an den Massentests. „Mein dringender Appell ist, die Chance zu nützen und an den Massentests teilzunehmen.“ Bei fast 100 Todesfällen am Tag in der Vorwoche müsse es jedem eine halbe Stunde Zeitaufwand wert sein, an den Massentests teilzunehmen.
Maßnahmen keine Empfehlung, sondern Verpflichtung
Nehammer erinnerte daran, dass die Ausgangsbeschränkung keine Empfehlung, sondern eine Verpflichtung seien. „Das ist kein Selbstzweck und kein unnötiges Quälen, ganz im Gegenteil.“ Die Zahlen würden zwar einen positiven Trend zeigen, seien aber noch immer zu hoch. Nehammer verwies auf Deutschland, wo der führende Coronavirus-Experte Christian Drosten „bei viel niedrigeren“ Zahlen weitreichende Schulschließungen empfohlen hatte. Auch Nehammer rief zur Teilnahme an den Massentests auf: „Es liegt in unseren Händen dafür zu sorgen, dass kein weiterer Lockdown notwendig ist.“
Die Zahl der Testungen in der Bevölkerung sind bei weitem noch nicht genug. Dazu möchte ich aber ganz klar sagen: Ein Test ist viel besser als ein weiterer Lockdown, der notwendig wird wenn die Infektionszahlen dramatisch steigen.
Innenminister Karl Nehammer (ÖVP)
Weiteren harten Lockdown vermeiden
Angesprochen auf die deutschen Pläne für einen harten Lockdown sagte Anschober: „Unser Ziel ist es, das alles zu vermeiden.“ Dafür müsse man tagesaktuell und möglichst genau die Zahl der Neuinfektionen überprüfen. Zuvor hatte Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP) ein in Deutschland veröffentlichtes Papier der Nationalen Akademie der Wissenschaften Leopoldina als hilfreich für Österreich bezeichnet. Darin sprachen sich führende Virologen für einen harten Lockdown aus, besonders über die Weihnachtsfeiertage vom 24. Dezember bis 10. Jänner, und auch für Schulschließungen ab dem 14. Dezember.
Bezüglich der Neuwahl-Gerüchte, die FPÖ-Chef Norbert Hofer am Wochenende befeuerte, zeigte Anschober sich „erstaunt“. Die Zusammenarbeit zwischen Innenministerium und Gesundheitsministerium funktioniere jedenfalls gut. Nehammer betonte, dass Diskussionen wichtig und notwendig seien, für die man sich manchmal auch mehr Zeit nehmen müsse. Das zeichne die Zusammenarbeit in der Regierung auch aus.
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