Der Science-Fiction-Film „Universal Soldier“ lässt grüßen: Der Ethikrat der französischen Armee hat offiziell gestattet, technologisch hochgerüstete Supersoldaten zu entwickeln. Sie sollen mit Implantaten, Prothesen und speziellen medizinischen Behandlungen stärker, schlauer und robuster als normale Soldaten gemacht werden. Doch es gibt Grenzen ...
Neben der Erweiterung der menschlichen Fähigkeiten hofft man, aufgerüstete Soldaten auch mit Ortungs- oder Waffensystemen vernetzen zu können. Das geht aus einem Papier des Ethikrates der französischen Streitkräfte hervor, aus dem der US-Fernsehsender CNN zitiert. Demnach sei auch denkbar, medizinische Behandlungen und chemische Substanzen einzusetzen, um das Schmerzempfinden der Soldaten zu unterdrücken, damit diese beispielsweise unter Folter keine Geheimnisse verraten.
Es geht um „operative Überlegenheit“
Bei der Entwicklung bionischer Supersoldaten mit Implantaten und anderen speziellen Anpassungen gehe es darum, die „operative Überlegenheit der französischen Streitkräfte in einem fordernden strategischen Kontext“ zu gewährleisten. Dabei müsse man sich aber trotzdem an die „fundamentalen Werte unserer Gesellschaft“ halten, steht in dem Papier.
Dem entsprechend hat der Ethikrat auch einige Modifikationen identifiziert, die aus seiner Sicht unangemessen wären. Dazu zählen alle Modifikationen, die einem Soldaten die Fähigkeit nehmen würden, seine Kraft selbst zu dosieren und generell alles, was die „Menschlichkeit“ des Soldaten untergräbt. Auch kognitive Implantate, die den freien Willen des Soldaten unterdrücken oder Modifikationen, die eine Rückkehr ins zivile Leben erschweren, will man in Frankreich nicht.
Wir müssen uns aber im Klaren darüber sein, dass nicht jeder dieselben Skrupel hat wie wir und wir uns auf diese Zukunft auch vorbereiten müssen.
Frankreichs Verteidigungsministerin Florence Parly
Verteidigungsministerin Florence Parly erklärte nach Veröffentlichung des Papiers des Ethikrates, dass man bislang keine bionisch hochgerüsteten Soldaten in den französischen Streitkräften habe. „Wir müssen uns aber im Klaren darüber sein, dass nicht jeder dieselben Skrupel hat wie wir und wir uns auf diese Zukunft auch vorbereiten müssen.“ Man werde die künftige Entwicklung genau beobachten und die Strategie auch laufend anpassen.
Der Ethikrat der französischen Armee wurde Ende 2019 gegründet und setzt sich aus 18 namhaften Experten aus verschiedenen Feldern der Wissenschaft zusammen. Seine Hauptaufgabe ist, sich mit den ethischen Fragen der militärischen Anwendung neuer Technologien zu beschäftigen und Handlungsempfehlungen zu erarbeiten.
Tests mit modifizierten Soldaten laufen schon
Soldaten mit Implantaten, Prothesen und anderen technischen Gadgets mit übermenschlichen Fähigkeiten auszustatten, ist weltweit ein Thema. Das US-Militär arbeitete beispielsweise schon vor vier Jahren an einem Hirnimplantat, mit dem Soldaten Computer gedankensteuern können sollen. In Großbritannien testete die Royal Navy erst vergangenes Jahr ein Soldaten-Jetpack, mit dem diese einfach über Minenfelder schweben könnten.
Es gibt keine ethischen Grenzen in Pekings Streben nach Macht.
John Ratcliffe, Direktor der US-Nachrichtendienste
Und auch in China wird an bionischen Soldaten geforscht, schreibt CNN. John Ratcliffe, Direktor der US-Nachrichtendienste: „Die US-Aufklärung zeigt, dass China an Mitgliedern der Volksbefreiungsarmee Versuche am Menschen durchgeführt hat, in der Hoffnung, Soldaten mit biologisch verbesserten Fähigkeiten zu entwickeln. Es gibt keine ethischen Grenzen in Pekings Streben nach Macht.“ Die Reaktion aus China: Ratcliffe solle „aufhören, politische Viren und Lügen zu verbreiten“.
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