Eine seriöse, breit aufgestellte und von Experten begleitete Plattform für Patienten war vorher nicht selbstverständlich. Bis Peter Paul Hopfinger eine solche gründete.
„Da hat’s mich gerissen. Ein blinder, schreibender und natürlich auch viel lesender Journalist? Das geht gar nicht“, erinnert sich Peter P. Hopfinger an die Schock-Diagnose im Jahr 1995. Der Verlust des Augenlichts war nur eine der vielen möglichen Spätfolgen seiner Erkrankung. „Sie haben Diabetes, einen seltenen Typ LADA, müssen ab sofort für den Rest Ihres Lebens Insulin spritzen“, so die fachliche Auskunft des Arztes im Wiener Evangelischen Krankenhaus. Was folgte, waren zunächst Zweifel („Vielleicht doch ein Irrtum?“), dann Fatalismus („Immerhin kein Krebs!“) und letztendlich die Suche nach medizinischer Unterstützung. „Die fand ich in Prof. Dr. Kinga Howorka, Internistin in Wien. Mit der von ihr entwickelten Funktionellen Insulin Therapie bin ich heute in Sachen Selbstständigkeit wie ein VW-Käfer: Es läuft und läuft und läuft. Ohne Spätschäden und gröbere Unterzuckerungen mit vernünftigem Langzeitwert“, so der ehemalige Ressortleiter der Jugendredaktion Insider bei der Kronen Zeitung.
Damals, im Oktober vor 25 Jahren, änderte sich für Hopfinger, heute 65, zwar sein ganzes Leben, aber er wäre kein Vollblutjournalist, wenn sich ihm nicht in Kürze eine neue Perspektive aufgetan hätte - nämlich Gleichgesinnte zu erreichen und für mehr breite Information zu sorgen. „Vor einem Vierteljahrhundert waren erst rund 300.000 Österreicher im WorldWideWeb. Aber schon damals suchten viele Schicksalsgenossen nach seriösen Webseiten und Antworten zum Thema.“ Der nächste Schritt war daher die Gründung der ersten deutschsprachigen Homepage für Diabetiker „Diabetes Austria“ 1996. Zuvor erfand der „proaktive Patient“ (Eigendefinition Hopfinger) noch den Diabetes Notfallanhänger (als Schmuckstück tragbar, ermöglicht durch klar formulierte Anweisungen im Notfall hilfsbereiten Menschen, rasch und effizient zu handeln), über den wir im Gesundheitsmagazin gleich mit Begeisterung berichteten und der unzähligen Trägern das Leben gerettet hat.
Die Patientenplattform gewann zahlreiche, auch prominente, Unterstützer, zum Beispiel Jazz Gitti, Olympiasieger im Gewichtheben Matthias Steiner oder Sportreporter-Legende Sigi Bergmann, allesamt selber von der Zuckerkrankheit betroffen. 2400 Ratsuchenden konnte persönlich geholfen werden, mehr als 3 Millionen Besucher zählt Seite bereits. Es wurden Musik-CDs produziert, Preise gewonnen und Bücher publiziert. 2015 fand ein Benefiz-Fußballmatch FC Diabetes : FC Parlament auf der Wiener Hohen Warte zugunsten chronisch kranker Kinder unter der Schirmherrschaft der damaligen Gesundheitsministerin Sabine Oberhauser, moderiert von Sigi Bergmann, statt.
In Zeiten von Corona und social distancing setzen Hopfinger und sein Team mit tatkräftiger Unterstützung von Langzeit-Weggefährtin Veronika Kub auf Podcasts („Diabetes Plauscherl“), Experten-Talks und Soziale Medien. Seriöse Information ist wichtiger denn je. Auch die nächsten 25 Jahre noch.
Karin Podolak, Kronen Zeitung
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