Erst am 25. Oktober hatte die Juristin und Religionslehrerin, die seit 1963 in Salzburg lebt, aber einen deutschen Pass besitzt, nach einem Express-Verfahren die österreichische Staatsbürgerschaft bekommen. "Wenn man es so sieht, bin ich ein Beispiel für gelungene Integration", lachte Widmann.
Mittwoch früh hatte die 50-Jährige ihren großen Auftritt im Chiemseehof: Im Sitzungszimmer des Landtags wurde die Pinzgauerin als neue VP-Landesrätin angelobt. Damit trat sie die Nachfolge von Doraja Eberle an und übernahm so auch deren Ressorts – von der Kinderbetreuung über Heimatmuseen und Asylwesen bis zum Nationalpark.
Dabei hätte ein fehlendes Dokument bis vor Kurzem diese politische Karriere der früheren Spitzensportlerin verhindert. Denn die zweifache Mutter und Polit-Quereinsteigerin kam am 26. April 1960 in Karlsruhe zur Welt – und sie hatte weiterhin die deutsche Staatsbürgerschaft, obwohl ihre Familie schon 1963 nach Anif übersiedelte.
"Ich habe mich immer als waschechte Salzburgerin gefühlt"
"Für mich war das wirklich nie ein Problem", meinte die Piesendorferin nun. "Ich habe mich immer als waschechte Salzburgerin gefühlt - dass ich laut Pass eine Deutsche war, daran habe ich gar nicht gedacht." Erst als VP-Chef Wilfried Haslauer sie im Herbst fragte, ob sie denn nicht Eberles Sitz in der Landesregierung übernehmen wolle, "da kam ich plötzlich drauf, dass ich ein formales Problem habe".
Denn eine Deutsche darf als EU-Bürgerin zwar Gemeindepolitikerin sein - aber ein Sitz im Landtag oder in der Landesregierung ist nicht erlaubt. Dazu ist die österreichische Staatsbürgerschaft zwingende Voraussetzung. Zuständig wäre eigentlich Helmut Fürst gewesen – der wird Tennengauer Bezirkschef und ist SP-nahe. Die VP wollte aber alle Hinweise auf einen Polit-Wechsel verwischen, deshalb wurde eine andere Beamtin mit diesem heiklen Akt betraut.
Deshalb musste es schnell gehen. "Ich hatte ja alle Dokumente und auch längst ein Recht auf die österreichische Staatsbürgerschaft", erklärt Widmann. Am 29. September stellte sie den Antrag bei der Bezirkshauptmannschaft in Zell am See. Dort startete ein Express-Verfahren. Am 25. Oktober war es dann so weit: Da wurde Widmann Österreicherin. "An meiner Person und Einstellung hat das nichts geändert. Aber vor allem mein Mann Paul freute sich riesig darüber. Auch ich bin jetzt stolz auf die Staatsbürgerschaft", erzählte die angehende Landesrätin in ihrem unverkennbaren Salzburger Dialekt.
von Robert Redtenbacher, Salzburg Krone
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