Genau vor fünf Jahren, am 12. Dezember 2015, wurde das historische Pariser Klimaabkommen unterzeichnet. Doch von den hehren Zielen ist bislang kaum etwas umgesetzt worden. Noch gibt es großteils nur viele Lippenbekenntnisse.
Vor fünf Jahren lag sich die Welt in den Armen. Denn bei der Weltklimakonferenz in Paris im Dezember 2015 hatte sich Historisches ereignet: 197 Staaten hatten sich darauf geeinigt, die globale Erwärmung zu begrenzen – auf maximal 2 Grad, am liebsten aber auf nur 1,5 Grad im Vergleich zur vorindustriellen Zeit. Diese Werte gelten als gerade noch verträglich für das Überleben der Menschheit.
Corona nur eine kurze Atempause
Viel passiert ist seit der Unterzeichnung des Pariser Klimaabkommens aber nicht. Ganz im Gegenteil: Der weltweite Ausstoß von CO2, das unsere Atmosphäre erwärmt, ist in den vergangenen Jahren weiter gestiegen.
Nur dieses Jahr schert im positiven Sinne aus: Wegen der Corona-Pandemie ist der weltweite CO2-Ausstoß 2020 um sieben Prozent im Vergleich zu 2019 zurückgegangen. Die Menge ist um 2,4 Milliarden Tonnen auf 34 Milliarden Tonnen CO2 gesunken. Das geht aus einer aktuellen Bilanz des Global Carbon Projects hervor.
2020 wieder eines der wärmsten Jahre
Dennoch: Schon jetzt liegen die Temperaturen 1,1 bis 1,2 Grad über jenen der vorindustriellen Zeit. Die Weltorganisation für Meteorologie hat zuletzt mitgeteilt, dass auch 2020 wohl eines der drei wärmsten je gemessenen Jahre werden wird. Nach Berechnungen der Vereinten Nationen steuert die Welt derzeit auf eine Erwärmung von drei Grad zu - und verfehlt so kolossal die Ziele des Pariser Klimaabkommens.
Österreich zählt zu den Schlusslichtern in der EU
Auch Österreich hinkt in der Klimapolitik noch sehr weit hinterher. Laut dem Wegener Center für Klima und Globalen Wandel hat es Österreich seit 1990 nicht geschafft, die Treibhausgas-Emissionen zu reduzieren. Damit zählen wir neben vier anderen Ländern zu den Schlusslichtern in der Europäischen Union. Auch außerhalb der EU verfehlen zahlreiche Länder die Klimaziele. Darunter Australien, Brasilien und die USA.
Österreich ist weit davon entfernt, Vorreiter im Klimaschutz zu sein. Werden nicht unverzüglich wirksame Maßnahmen gesetzt, ist es nicht mehr möglich, das globale 1,5-Grad-Ziel zu erreichen.
Klimaforscherin Helga Kromp-Kolb
Ambitionierte Vorhaben geben Grund zur Hoffnung
Doch es ist noch nicht aller Tage Abend. Und es gibt auch Grund zur Hoffnung, dass die Ziele doch noch erreicht werden. Um die Erwärmung auf 2 oder gar 1,5 Grad zu begrenzen, bräuchte es bis zur Mitte des Jahrhunderts Treibhausgas-Neutralität. EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen präsentierte vor einem Jahr mit dem „Green Deal“ die Klimaschutzstrategie der EU-Kommission, die unter anderem Klima-Neutralität der EU bis 2050 vorsieht.
Am Freitag hat auch die EU ihr Klimaziel deutlich nachgeschärft. Auch China, Japan und Südkorea erklärten, bis zur Mitte des Jahrhunderts klimaneutral werden zu wollen. Werden diese Lippenbekenntnisse zu Handlungen, scheint das 1,5-Grad-Ziel doch noch machbar.
Kurzer Online-Treff statt zweiwöchiger Konferenz
Anders als sonst immer um diese Jahreszeit trifft sich heuer nicht die ganze Welt zu einer großen Klimakonferenz, um die Umsetzung des Pariser Klimaabkommens zu überprüfen und die Klimaziele weiterzuentwickeln. Das zweiwöchige Mega-Event ist der Corona-Pandemie zum Opfer gefallen. Stattdessen wird am heutigen Samstag nur ein fünfstündiger Online-Treff abgehalten.
Sandra Schieder, Kronen Zeitung
Kommentare
Da dieser Artikel älter als 18 Monate ist, ist zum jetzigen Zeitpunkt kein Kommentieren mehr möglich.
Wir laden Sie ein, bei einer aktuelleren themenrelevanten Story mitzudiskutieren: Themenübersicht.
Bei Fragen können Sie sich gern an das Community-Team per Mail an forum@krone.at wenden.