„Weißes Verlies“

Rehe im Huckepack aus Schneemassen gerettet

Tirol
13.12.2020 11:00

Es war ein Bild des Jammers: Nach 125 Zentimetern Neuschnee in 36 Stunden saßen etliche Rehe völlig erschöpft im hinteren Sellraintal in Tirol fest - dem Tod geweiht! Anlass für die örtliche Jägerschaft, mit Tourenskiern auszurücken, um sechs Geißen, Böcke und Kitze zu bergen. Dabei blieb nur die „Huckepack-Methode“ ...

„Bis 4. Dezember lag kaum Schnee und das Wild war nahe der Zirmbachalm auf 1800 Metern Seehöhe unterwegs“, schildert Jagdaufseher Clemens Ruetz. Dann kamen die Schneemassen, wie sie das Sellraintal in derart kurzer Zeit seit 1910 nicht mehr erlebt hat. Der tiefe, lockere Pulverschnee war wie ein weißes Gefängnis für sechs Rehe. Anton Steuxner, Jagdpächter des Reviers Zirmbachalm: „Die Rehe konnten weder vor noch zurück. Manche waren durch den Kampf mit dem Schnee derart erschöpft, dass sie kaum ein Lebenszeichen mehr zeigten.“

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Die Rehe konnten weder vor noch zurück. Manche waren durch den Kampf mit dem Schnee derart erschöpft, dass sie kaum ein Lebenszeichen mehr zeigten.

Jagdaufseher Anton Steuxner

Gelungene Teamarbeit
Die St. Sigmunder Jägerschaft wurde alarmiert und Clemens Ruetz und sein Bruder Lukas schnallten die Tourenskier an. Sie kämpften sich in das tief winterliche Gebiet vor: „Die Spurarbeit stellte eine konditionelle Herausforderung dar. Die Tiere schienen dann geradezu auf ihre Rettung gewartet zu haben.“

Jagdpächter Anton Steuxner mit gerettetem Reh (Bild: Lukas Ruetz)
Jagdpächter Anton Steuxner mit gerettetem Reh

Wildfütterung 300 Meter tiefer war die Rettung
Mit vereinten Kräften aller konnte man die Tiere zur eineinhalb Kilometer entfernten und 300 Höhenmeter tiefer gelegenen Wildfütterung bringen - wo der Schnee tags zuvor mit einer Helfertruppe niedergetreten worden war. Die Überlebenschancen der Tiere waren gering: „Für die Rehe hätte die Gefangenschaft im weißen Verlies den sicheren Tod bedeutet. Unsere Aufgabe als Jäger ist nicht nur die Reduktion und die Erhaltung des Wildbestandes im Sinne einer ökologischen Ausgewogenheit, sondern vor allem auch die Hege des Wildes.“ Ruetz appelliert nun an Wintersportler und Naturfreunde, die Wildruhezonen gerade in dieser schneereichen Situation zu beachten.

Bis zu 1,25 Meter Schnee - kein Fortkommen (Bild: Lukas Ruetz)
Bis zu 1,25 Meter Schnee - kein Fortkommen

Tiere nach Bergung wohlauf gesichtet
Die bezirks- und revierübergreifende Aktion wurde übrigens auch von nachhaltigem Erfolg gekrönt. Inzwischen konnten die Tiere wohlauf wieder im Nahbereich der Fütterung gesichtet werden. „Im nächsten Frühling werden sie sicher wieder in ihren Sommer- und Herbstlebensraum bei der Zirmbachalm zurückkehren können. Dann hoffentlich ohne einen Wintereinbruch dieses Ausmaßes“, resümiert die gesamte Truppe.

 Andreas Moser, Kronen Zeitung

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