Der steirische Landeshauptmann Hermann Schützenhöfer (ÖVP) befürwortet eine Corona-Impfpflicht im nächsten Jahr - und stößt damit bei den anderen Parteien auf breite Ablehnung. „Eine Impfung ist kein Glücksspiel. Es ist ein Eingriff in die körperliche Unversehrtheit eines Menschen. Die Entscheidung, ob sich jemand impfen lässt oder nicht, liegt bei jedem Einzelnen“, kritisierte etwa FPÖ-Chef Norbert Hofer.
FPÖ-Klubobmann Herbert Kickl warf der ÖVP vor, „weiter an der Eskalationsschraube in Richtung Corona-Diktatur“ zu drehen. Der steirische FPÖ-Klubobmann Mario Kunasek nannte den Vorstoß „völlig inakzeptabel“.
„Wasser auf die Mühlen der radikalen Impfgegner“
Der Grazer Gesundheitsstadtrat Robert Krotzer (KPÖ) brachte ebenfalls seine Ablehnung zum Ausdruck. Die Impfung werde den Durchbruch im Kampf gegen die Pandemie bringen, die Debatte über eine Impfpflicht sei allerdings „Wasser auf die Mühlen der radikalen Impfgegner“. Die steirische Grünen-Klubobfau Sandra Krautwaschl verwies darauf, dass die Bundesregierung eine Impfpflicht ausgeschlossen habe. Schützenhöfers Ansage sei „nicht hilfreich, um das Vertrauen der Menschen in dieser schwierigen Situation zu gewinnen“.
Kaiser: „Umfassende und transparente Information“
Kärntens Landeshauptmann Peter Kaiser (SPÖ) plädierte für Bewusstseinsbildung statt einer allgemeinen Impfpflicht. „Ich bin nach wie vor dafür, dass sich die Bevölkerung freiwillig für oder auch gegen eine Corona-Impfung entscheiden können soll“, meinte er in einer schriftlichen Stellungnahme. Damit diese Entscheidung möglichst objektiv sei, brauche es umfassende und transparente Information.
Bei gewissen Berufsgruppen müssten Experten über eine Verpflichtung entscheiden, meinte Kaiser. Explizit nannte er Gesundheitsberufe, allgemein Bereiche „in besonders sensiblen und mit besonders hoher Verantwortung verbundenen Betätigungsfeldern“. Erfahrungen zeigten laut Kaiser, dass ein Zwang zum Impfen das Misstrauen stärken könne. Umgekehrt zeigten Befragungen, dass das meiste Vertrauen bzw. das wenigste Misstrauen gegenüber Impfungen in Ländern ohne Impfpflicht bestehe.
#brennpunkt-Talk: Brauchen wir in Österreich eine Impfpflicht?
Schützenhöfer: „Dann muss man manche zum Glück zwingen“
Schützenhöfer hatte in einem Interview mit dem ORF Steiermark eine Impfpflicht sowie eine Maskenpflicht im Freien befürwortet. Er wolle über beides ab Montag diskutieren. „Ich wäre für eine Impfpflicht im nächsten Jahr. Wenn es um die Gesundheit geht, sag ich immer: Die Gesundheit ist nicht alles. Aber ohne Gesundheit ist alles nichts. Und wenn die Vorrang hat, dann muss man manche zum Glück zwingen. Wenn die Ärzte übereinstimmend sagen, diese Impfung hat keine Nachwirkung, diese Impfung ist sinnvoll“, so der steirische Landeshauptmann.
Corona: Impfbereitschaft lässt zu wünschen übrig
Nur knapp jeder fünfte Österreicher will sich derzeit jedenfalls gegen Covid-19 impfen lassen. Das zeigt der aktuelle „Österreich Trend“ von Meinungsforscher Peter Hajek. Demnach würden 17 Prozent „ganz sicher“ zur Impfung gehen, 29 Prozent „sicher nicht“. Die Arbeit der Regierung wird weiterhin positiv bewertet.
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