Wie wichtig es ist, Kindern sogenannte In-App-Käufe zu untersagen, zeigt jetzt ein aktueller Fall aus den USA. Dort häufte ein sechs Jahre alter Bub mit dem Kauf virtueller Güter für ein Smartphone-Spiel Rechnungen von mehr als 16.000 US-Dollar an. Seine Mutter glaubte zunächst an einen Betrug - und dürfte nun auf den Kosten sitzen bleiben.
Wie die „New York Post“ berichtet, hatte Jessica Johnson, Immobilienmaklerin aus Wilton im US-Bundesstaat Connecticut, während ihrer coronabedingten Heimarbeit im Juli nicht bemerkt, dass der jüngere ihrer beiden Söhne im Zimmer nebenan mit ihrem iPad auf Einkaufstour ging und für Segas Smartphone-Spiel „Sonic Forces“ Extras kaufte, die ihm Spielvorteile und Zugang zu neuen Charakteren verschafften - von roten Ringen für 1,99 Dollar bis hin zu goldenen Ringen für 99,99 Dollar. Allein am 9. Juli kaufte George demnach 25 Mal ein. Gesamtwert: mehr als 2500 Dollar.
Als Jessica entdeckte, dass Apple und PayPal saftige Summen - 562 Dollar hier, 601 Dollar dort - von ihrem Konto bei der US-Bank Chase abzogen, nahm sie zunächst an, dass es sich um einen Fehler oder Betrug handelte. „Die Art und Weise, wie die Gebühren gebündelt waren, machte es fast unmöglich, herauszufinden, dass sie von einem Spiel stammten“, wird die Mutter zitiert. Bei der Bank hielt man einen Betrug ebenfalls für plausibel - schließlich gehörten PayPal und Apple zu den Top-Betrugsfällen, versicherte man der Mutter.
Bank glaubte zunächst auch an Betrug
Immer noch ahnungslos, dass für all die Abbuchungen ihr Sohn George verantwortlich zeichnete, reichte die 41-Jährige deshalb im Juli eine Betrugsanzeige ein. Zu diesem Zeitpunkt hatten sich bereits Rechnungen in der Gesamthöhe von 16.293,10 US-Dollar angehäuft, umgerechnet rund 13.400 Euro. Doch erst im Oktober wurde ihr von Chase mitgeteilt, dass die Gebühren tatsächlich von ihr stammten und sie Apple kontaktieren müsse. Dort habe man ihr schließlich eine „versteckte, laufende Liste mit allen Gebühren“ gezeigt, die laut Jessica ohne Anleitung nur schwer zu finden gewesen sei. Als sie in dieser Liste das „Sonic“-Symbol entdeckte, wusste sie, woher die Abbuchungen stammten.
„Pech gehabt“
„Apple sagte: ‘Pech gehabt.‘ Sie sagten mir, dass sie nichts tun können, weil ich nicht innerhalb von 60 Tagen nach der Anklage angerufen habe“, schilderte Jessica der „New York Post“. „Der Grund, warum ich nicht innerhalb von 60 Tagen angerufen habe, ist, dass Chase mir sagte, dass es sich wahrscheinlich um Betrug handelt.“ Doch bei der Bank zeigte man ebenfalls wenig Verständnis für den Fall der Mutter: „Sie sagten: ‘Es gibt eine Einstellung, das hätten Sie wissen müssen‘.“
Mutter klagt „räuberische Spiele“ an
Hätte sie gewusst, dass es eine Einstellung dafür gibt, hätte sie natürlich nicht zugelassen, dass ihr Sechsjähriger „fast 20.000 Dollar für virtuelle Goldringe bezahlt“, klagt die Mutter. „Mein Sohn hat nicht verstanden, dass das Geld echt war. Wie sollte er auch? Er spielt ein Zeichentrickspiel in einer Welt, von der er weiß, dass sie nicht real ist. Warum sollte das Geld für ihn real sein? Das würde einen großen kognitiven Sprung erfordern.“
Jessica kämpft jetzt darum, die Schulden zu begleichen. „Ich habe von März bis September keinen Gehaltsscheck bekommen“, sagt die Mutter, die auf Provision arbeitet. „Mein Einkommen ist in diesem Jahr um 80 Prozent gesunken.“ Anderen Eltern empfiehlt sie, ihre Sicherheitseinstellungen zu überprüfen. „Diese Spiele sind darauf ausgelegt, völlig räuberisch zu sein und Kinder dazu zu bringen, Dinge zu kaufen. Ich bin entsetzt, dass dies überhaupt möglich ist und dass Apple-Geräte nicht so voreingestellt sind, dass sie dies verhindern“, wird sie zitiert.
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