Der Rat der Europäischen Weltraumorganisation ESA hat bei seinem heutigen Treffen in Paris den österreichischen Geophysiker Josef Aschbacher zum nächsten ESA-Generaldirektor gewählt. Er löst mit Anfang Juli 2021 den amtierenden ESA-Chef Jan Wörner ab, gab die Weltraumagentur am Donnerstag bekannt. Der 58-Jährige ist derzeit ESA-Direktor für Erdbeobachtungsprogramme und Leiter von ESRIN, dem Europäischen Zentrum für Erdbeobachtung bei Rom.
Vom Bergbauernhof zum ESA-Generaldirektor: Der aus Tirol stammende 58-jährige Geophysiker hatte sich bei einem Hearing gegenüber seinen Mitbewerbern aus Spanien und Norwegen durchgesetzt und wurde von der aus Schweden kommenden Vorsitzenden des ESA-Rats, Anna Rathsman, als einziger Kandidat zur heutigen Abstimmung vorgeschlagen.
Underdog aus Österreich
Der ESA-Rat ist quasi der Aufsichtsrat der Weltraumorganisation. Dass mit Aschbacher ein Österreicher an die Spitze der ESA gelangt, gilt als kleine Sensation. Den ESA-Generaldirektor stellten bisher vor allem die großen Mitgliedsstaaten wie Deutschland, Frankreich, Italien und Großbritannien, Österreich trägt dagegen nur rund ein Prozent zum ESA-Budget (6,7 Milliarden Euro im Jahr 2020) bei.
Eng mit Weltraumagentur verbunden
Aschbacher studierte an der Universität Innsbruck Meteorologie und Geophysik. Er blickt auf eine mehr als 30-jährige Berufserfahrung in internationalen Organisationen zurück. 2016 wurde er Direktor für Erdbeobachtung bei der ESA - der erste Österreicher, der einen Direktorenposten im ESA-Direktorium bekleidet. Mit dem Bereich verwaltet er das höchste Teilbudget der Raumfahrtagentur.
Als Siebenjähriger hat Josef Aschbacher am elterlichen Bergbauernhof in Ellmau in Tirol auf einem flimmernden Fernseher die Mondlandung erlebt. Die Faszination für den Weltraum ist ihm geblieben: „Bei der ESA zu arbeiten war immer mein Traum“, erklärte er einst seine Berufswahl. Nun steht der 58-Jährige als erster Österreicher an der Spitze der Europäischen Weltraumorganisation.
Wollte Astronaut werden
Der Weltraum sollte sein ganzes berufliches Leben prägen, auch wenn ihm der große Traum verwehrt blieb, selbst dorthin zu kommen: Noch als Student wollte er Österreichs erster Astronaut werden und bewarb er sich für die Mission „Austromir“ - erfolglos: 1991 flog Franz Viehböck als erster Astronaut zur damaligen russischen Raumstation „Mir“.
Nach Aufenthalten in Asien entwickelte Aschbacher das nunmehr unter dem Namen „Copernicus“ bekannte EU-Erdbeobachtungsprogramm mit - 2016 wurde er schließlich Direktor für die Erdbeobachtung bei der ESA und war damit der erste Österreicher, der einen der zehn Direktorenposten bekleiden durfte. Der Physiker veröffentlichte insgesamt mehr als 100 wissenschaftliche Publikationen.
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