„Ich bitte darum!“

Schönborn: „Flüchtlinge aus Lesbos aufnehmen“

Österreich
18.12.2020 15:01

Kardinal Christoph Schönborn hat an die Österreicher appelliert, Menschen aus den Flüchtlingslagern in Griechenland aufzunehmen. „Bürgermeister, Gemeinden, Pfarren haben ihre Bereitschaft erklärt, Familien bei uns aufzunehmen. Ich bitte darum!“ schrieb der Wiener Erzbischof am Freitag.

„Die Menschen in diesen Lagern haben fast immer dramatische Fluchtwege hinter sich. Die Hoffnung auf eine menschenwürdige Zukunft hält sie aufrecht. Wir können nicht alles Leid der Welt lösen. Aber das Klopfen der Herbergsuchenden sollten wir nicht überhören. Jesus war einer von ihnen!“, schrieb der Kardinal in seiner Kolumne für die Tageszeitung „Heute“.

Kardinal Christoph Schönborn (Bild: APA/GEORG HOCHMUTH)
Kardinal Christoph Schönborn

Er verwies dabei auf den Besuch des Innsbrucker Bischofs Hermann Glettler in der Vorwoche auf der griechischen Insel Lesbos. Dieser habe die Zustände im dortigen Lager Kara Tepe als „erschütternd und katastrophal“ bezeichnet.

Bischof predigt in Innsbruck für Flüchtlingshilfe
Glettler selbst gedachte am Samstag im Innsbrucker Dom der Flüchtlinge auf Lesbos. In seiner Predigt stellte der Bischof die Verbindung zwischen Not und Elend im Zweiten Weltkrieg bzw. in der Nachkriegszeit und den vielen Nöten der Gegenwart her.

Flüchtlingscamp auf Samos (Bild: AFP)
Flüchtlingscamp auf Samos

Das Elend, das Innsbruck in den letzten Kriegsjahren und in der Nachkriegszeit erlebt hat, müsse heute auch sensibler für das Schicksal derer machen, „die mit vielen Ängsten und erlittenen Traumata vor den Toren Europas festsitzen“, so Glettler, und weiter wörtlich: „Jenseits aller politischen Rechthaberei und Auseinandersetzung müssen wir unbeirrt an einer Kultur des Miteinanders und der Achtsamkeit bauen - hier in Innsbruck und darüber hinaus.“

UNHCR appelliert ebenfalls an Bundesregierung
Zum „Internationalen Tag der Migranten“ am Freitag hatten sich bereits zuvor zahlreiche Organisationen zu den Zuständen in den Flüchtlingslagern auf den griechischen Inseln zu Wort gemeldet und eine Aufnahme von Menschen in Österreich gefordert. Die Frage spaltet die Regierung bisher: Während sich die Grünen dafür aussprechen, stellt sich die ÖVP vehement gegen die Forderung.

(Bild: APA/AFP/MANOLIS LAGOUTARIS)

„Die Bilder, die uns täglich von den Inseln erreichen, sind erschütternd und vor allem für die Kinder ist die Situation besonders belastend. Jeder einzelne Aufnahmeplatz kann das Leben eines schutzbedürftigen Menschen grundlegend verändern“, so der Appell von Christoph Pinter, Leiter des UNO-Flüchtlingshochkommissariates (UNHCR) Österreich, in einer Aussendung vom Freitag.

„Angesichts der humanitären Notlage auf den griechischen Inseln appellieren wir an die österreichische Bundesregierung, ebenfalls am europäischen Relocation-Programm teilzunehmen und für besonders schutzbedürftige Personen einen Ausweg aus ihrer Notlage zu bieten“, so Pinter.

„Europa darf nicht länger wegschauen“
Die grüne EU-Delegationsleiterin Monika Vana forderte wiederum eine Neuausrichtung der europäischen Asyl- und Migrationspolitik und „Schluss mit der Festung Europa“. „Die Schreckensbilder nach dem Brand im Flüchtlingslager Moria (auf Lesbos im September, Anm.) sind uns noch im Kopf, da erschüttern uns jeden Tag aufs Neue Elendsbilder aus dem Flüchtlingslager Kara Tepe auf Lesbos. Europa darf nicht länger wegschauen. Es darf keine weiteren Morias und Kara Tepes geben!“, betonte sie am Freitag in einer Aussendung.

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