Die „Krone“ vor Ort

Der erste Blick in das geheime Impfstofflager

Österreich
20.12.2020 06:00

Noch heißt es warten auf die Zulassung der Covid-19-Impfungen und 17 Millionen Dosen - doch das Verteilerkonzept ist bereits fertig. In „Geheim-Bunkern“ an 17 Standorten soll der Impfstoff gelagert werden, die meisten davon sind bereits in Betrieb. „Krone“-Lokalaugenschein in den Hallen von Kwizda-Pharmahandel.

Streng geheim! Dort, wo das „Gold des 21. Jahrhunderts“ gebunkert werden soll, wird kein Zutritt gewährt. Von Lagerhallen, eisig kalt wie Polargebiete, war die Rede, in denen die Covid-Impfungen aufbewahrt werden. Die „Krone“ hat dennoch versucht, einen Blick in die streng abgesicherten Räumlichkeiten werfen zu können.

Thomas Brosch, Geschäftsführer der Kwizda Pharmahandel GmbH hat uns die Tore am Standort in Wien-Brigittenau geöffnet. Warm anziehen, lautete die Devise bei minus 70 Grad Celsius – jener Temperatur, die eine Lagerung der Impfdosen überhaupt möglich macht.

Kwizda-Geschäftsführer Thomas Brosch gewährte dem „Krone“-Team einen Blick in das geheime Impfstofflager. (Bild: Holl Reinhard)
Kwizda-Geschäftsführer Thomas Brosch gewährte dem „Krone“-Team einen Blick in das geheime Impfstofflager.

Der verdutzte Blick unseres Fotografen Reinhard Holl, als der Geschäftsführer im schicken schwarzen Anzug (ohne Jacke, Haube, Handschuhe und Co.) zum Gang in den „Geheim-Bunker“ bat, kostete Brosch ein Lächeln. „Keine Sorge“, sagte er. „Wir betreten jetzt keine Minus-70-Grad-Halle.“

(Bild: Holl Reinhard)

Klein und unscheinbar - doch wertvoll gefüllt
„Das ist es. Bitte, das Impfstofflager!“ Vor uns steht ein weißer Liebherr-Kühlschrank – klein und unscheinbar wirkt er in der 650-Quadratmeter-Halle. 700 Liter Fassungsvermögen, 2,1 Meter hoch, 1,2 Meter breit, einen Meter tief. Einkaufspreis: 10.000 Euro – befüllt Gold wert. Minus 80,2 Grad Temperatur leuchtet es weiß von der schwarzen Anzeige.

Lediglich zwei eigens geschulte Mitarbeiter dürfen den „Tresor“ an diesem Standort künftig öffnen und schließen. Dafür gibt es Spezialhandschuhe um 200 Euro pro Paar und somit keine Einweg-Utensilien. „Ohne diese Handschuhe wäre ein Griff zu den Covid-Impfstoffen nicht möglich“, erklärt Thomas Brosch. „Denn Minus 70 Grad führen zu Verbrennungen, wie glühende Kohlen.“

Hier in diesem Kühlschrank wird das „Gold des 21. Jahrhunderts“ künftig gebunkert. (Bild: Reinhard Holl)
Hier in diesem Kühlschrank wird das „Gold des 21. Jahrhunderts“ künftig gebunkert.

„Erstes Serum in den kommenden Tagen da“
Beim „Krone“-Lokalaugenschein war das Kühlgerät (noch) leer, es heißt noch warten auf die mRNA-Impfstoffe. Der Kwizda-Boss rechnet noch vor Weihnachten mit der ersten – von der Europäischen Arzneimittelagentur (EMA) koordinierten – Zulassung des ersten Covid-19-Impfstoffs. Dem Vernehmen nach wird es jener aus dem Hause Pfizer/Biontech sein. 17 Millionen Impf-Dosen sollen nach und nach in Transportfliegern aus Belgien importiert werden. Für die Verteilung in die über das Land verteilten 17 „Bunker-Kühlschränke“ konnte der Pharmagroßhandel Phago gewonnen werden.

Kühlakkus für den Transport der ersehnten 17 Millionen Covid-19-Impfdosen liegen bereit. Die ersten Dosen könnten noch vor Weihnachten eintreffen. (Bild: Holl Reinhard)
Kühlakkus für den Transport der ersehnten 17 Millionen Covid-19-Impfdosen liegen bereit. Die ersten Dosen könnten noch vor Weihnachten eintreffen.

Zurück zu unserem Kwizda-Tresor. 175.000 Impfdosen (verpackt in einer Art Mini-Pizzaschachtel) werden hier bald eingefroren. Erst einmal aufgetaut, hält der Wirkstoff bei Temperaturen zwischen zwei und acht Grad 120 Stunden, also fünf Tage, wenn er erneut in Kühlschränken landet. Jenen unserer Ärzte und Apotheker.

Sandra Ramsauer, Kronen Zeitung

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