Geschmückte Bäume

Mode am Christbaum: Von Äpfeln bis Lichterketten

Kärnten
24.12.2020 20:16

Von der Dämonenabwehr über die einfach geschmückte „Tachse“ zum glitzernden Baum, dessen Zierde sich nach dem Zeitgeist richtet.

Alles, wirklich alles unterliegt der Mode, auch die Volkskultur. Der Begriff Mode, der sich vom Lateinischen modus ableitet, meint die Art und Weise, und die ändert sich eben je nach Geschmack. Sehr stark sogar beim Christbaumschmuck. Zunächst aber stand gar kein Baum in der Stube: Zusammengefügte Äste, also „Tachse“, wurden geschmückt. Dominierend im Raum war die Krippe. Ein mit Nüssen und Äpfeln geschmückter Ast sollte von der Decke hängend Dämonen vom Hergottswinkel fernhalten.

Wolfsberg 1926: Die Dämonenabwehr hängt von der Decke. (Bild: M. Huth Landesmuseum für Kärnten Fotothek Volkskunde)
Wolfsberg 1926: Die Dämonenabwehr hängt von der Decke.

Äpfel als Frucht des Lebens
„Rote Äpfel schmückten nach einem Bericht vom Bischof von Bamberg bereits 1426 sogenannte Wunderapfelbäume. Als Frucht des Lebens verweisen sie im christlichen Kontext auf den Paradiesbaum“, erklärt Heimo Schinnerl, der Leiter der Abteilung Volkskunde im Landesmuseum Kärnten.

„Tachse“ in Heiligenblut. Im Zentrum stand aber die Krippe. (Bild: Brandstätter Landesmuseum für Kärnten Fotothek Volkskunde)
„Tachse“ in Heiligenblut. Im Zentrum stand aber die Krippe.

Lebkuchen, Nüsse und Herzen
„Ein Schaffl Äpfel von unserem einzigen Hüblbauer-Apfelbaum“ spendete der Vater - berichtet Michael Unterlercher in seinem Buch „In der Einschicht. Das Leben eines Kärntner Bergbauernbuben“ vom Jahr 1866: Da hatte der Pfarrer verlautbart, im Wiedweger Kirchlein eine Christbaumfeier abhalten zu wollen. „Andere Evangelische gaben den Baum und was sie eben beisteuern konnten“, schreibt Unterlercher, beispielsweise Lebkuchen, Nüsse und Herzen.

Glasbläserei hat im deutschen Lauscha seit dem 12. Jahrhundert Tradition. (Bild: zVg)
Glasbläserei hat im deutschen Lauscha seit dem 12. Jahrhundert Tradition.

Christbaumkugeln statt Äpfeln
Weil Äpfel nicht so lange haltbar sind, wurden Christbaumkugeln hergestellt, um mit dem Reichsapfel die Macht des Erlösers zu repräsentieren. Die Produktion lief in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts an.

Christbaum im bürgerlichen Haus im 19. Jh. (Bild: Landesmuseum für Kärnten Fotothek Volkskunde)
Christbaum im bürgerlichen Haus im 19. Jh.

Seit 1790 auch Kerzen am Christbaum
Kerzen kamen erst spät zu Weihnachten: Um 1790 werden sie in Schlössern und Bürgerhäusern auf Christbäumen fixiert, denn nur die Oberschicht konnte sich Wachskerzen leisten. Erst mit der Erfindung des Stearins (1818) und Paraffins (1830) leuchteten alle Christbäume im zarten Licht. Schinnerl zitiert aus der Zeitschrift „Die Gartenlaube“: „Der Baum muß glänzen, glitzern, funkeln, blenden, daß einem die Augen übergehen.“

Sterne aus Aluminiumfolien. (Bild: Landesmuseum für Kärnten Fotothek Volkskunde)
Sterne aus Aluminiumfolien.

Stanitzel aus Bunter Alufolie
„In den 1950er Jahren war es ganz groß in Mode, aus günstiger bunter Bastel-Aluminiumfolie über einer Bleistiftspitze unterschiedlich lange Stanitzel zu drehen. Diese wurden mit Alleskleber zu Sternen oder Kugeln zusammengefügt“, erinnert Historiker Roland Bäck vom Landesmuseum und verrät: „Ich habe von meinem Vater und meiner Tante noch solche Basteleien, und die werden noch als Christbaumschmuck verwendet.“ Im nächsten Jahr will er solch einen Bastelkurs neben dem Strohsternebinden als Museumsworkshop organisieren.

Trends wie Bäume mit Lichterketten im Garten beobachtet inzwischen Volkskundler Schinnerl; eben die Mode von Weihnachten.

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