Für den Simulationsforscher Martin Bicher von der Technischen Universität (TU) Wien deutet viel darauf hin, dass der dritte harte Lockdown nach Weihnachten einen ähnlichen Effekt haben könnte wie der zweite von Anfang November. Damals sei es gelungen, die Fallzahlen auf ungefähr ein Drittel zu senken, „also kann man erwarten, dass der neuerliche Lockdown die Fallzahlen auch wieder auf ungefähr ein Drittel des aktuellen Niveaus senken wird“, sagte er am Montag. Jedenfalls müsse man wieder „in Gegenden kommen, wo ein Contact Tracing gut funktioniert“, sagte Bicher.
Am Beginn des zweiten harten Lockdowns am 17. November gab es rund 7500 Neuinfektionen pro Tag, an dessen Ende waren es am 7. Dezember noch rund 2500. Für Bicher komme man nun ungefähr in derselben Ausgangssituation zum neuerlichen Lockdown, „dementsprechend kann man erwarten, dass er ungefähr gleich viel hilft“, sagte der Simulationsforscher aus dem Team von Niki Popper im Ö1-„Morgenjournal“.
Funktionierendes Contact Tracing etablieren
Im Oktober habe es bei rund 1500 Fällen einen starken Knick nach oben gegeben. Als einer der Gründe dafür werde vermutet, dass genau in dieser Region das Contact Tracing nicht mehr funktioniert habe. Dementsprechend sei klar, dass man mindestens wieder unter dieses Niveau kommen müsse.
Impfung kann entscheidend zur Entspannung beitragen
Zur Frage, wie sich die bevorstehenden Impfungen auf das Gefahrenpotenzial überlasteter Intensivstationen auswirken werden, hat Poppers Team gemeinsam mit der Tiroler Privatuniversität UMIT zahlreiche Auswertungen gemacht. Unter der Annahme, dass der Impfstoff nur die geimpfte Person, aber nicht vor einer Weitergabe des Virus schützt, könnte man mit 2,5 Mio. Impfdosen bei Impfung vor allem älterer Menschen und besonders gefährdeter Gruppen die Zahl der Krankenhausaufenthalte und der Todesfälle um 35 bis 40 Prozent im Vergleich zu keiner Impfung senken, so Popper.
Für Bicher ist das „ein sehr guter Anfang“, auch wenn es nicht nach viel klinge. Doch im Sommer würden auch die Temperatur und die Saisonalität des Virus helfen. „Die Frage ist nicht, was verimpfen wir bis April oder Mai, sondern was geht sich aus bis September oder Oktober - da müssen wir schauen, dass wir möglichst viel verimpft haben und möglichst gut aufgestellt sind, um dann gegebenenfalls Richtung Normalität zu gehen“, so Bicher.
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