Agent gab Anschlag zu

Alexej Nawalny sprach mit seinem „Mörder“

Ausland
21.12.2020 22:02

Ein Agent des russischen Geheimdiensts FSB soll nach Darstellung des Kremlkritikers Alexej Nawalny den Giftanschlag auf ihn zugegeben haben. Unter dem Titel: „Ich habe meinen ,Mörder‘ angerufen. Er hat gestanden“, veröffentlichte Nawalny am Montag auf YouTube den Mitschnitt des Telefonats.

Nawalniy gab sich in dem Gespräch am 14. Dezember demnach als Assistent des Chefs des russischen Sicherheitsrats aus, um das Vertrauen des Mannes zu gewinnen. Der Anruf erfolgte im Zuge einer Recherche mehrerer Medien, darunter des Nachrichtenmagazins „Spiegel“. Demnach war ein „Killerkommando“ des FSB jahrelang auf Nawalny angesetzt gewesen.

Nachdem er aus dem Koma aufgewacht war, hatte Alexej Nawalny täglich neue Bilder von sich gepostet - auch mit seiner Frau Julia an seiner Seite. (Bild: APA/AFP/Instagram account @navalny)
Nachdem er aus dem Koma aufgewacht war, hatte Alexej Nawalny täglich neue Bilder von sich gepostet - auch mit seiner Frau Julia an seiner Seite.

Agent: Gift an der Innenseite der Unterhose
Nawalny war im August auf einem Inlandsflug zusammengebrochen. Der mutmaßliche FSB-Mann sagte in dem nun veröffentlichten Telefonat, das Gift sei an der Innenseite der Unterhose angebracht gewesen. Nawalny habe den Anschlag nur überlebt, weil der Flug nicht lang gedauert und die Sanitäter rasch reagiert hätten, meinte der Gesprächspartner.

Das Video mit dem Telefonat selbst war drei Stunden nach der Veröffentlichung bereits mehr als eine halbe Million Mal aufgerufen worden. Immer wieder gerät der Mann in dem rund eine Dreiviertelstunde dauernden Gespräch ins Stocken, doch Nawalny - Deckname Maxim - bleibt beharrlich: Er brauche nur „zwei Absätze“ für einen ersten, vorläufigen Bericht. Ob er auch andere Männer anrufe? - „Aber natürlich.“ Und ob es nichts ausmache, über solche Dinge am Telefon zu sprechen? -„Aber wir haben doch nichts Besonderes besprochen.“

Dieses Plakat steht in Berlin vor der russischen Botschaft. (Bild: AFP)
Dieses Plakat steht in Berlin vor der russischen Botschaft.

FSB spricht von „geplanter Provokation“
Nawalny führte das Telefonat von Deutschland aus, weil er sich dort nach einer wochenlangen Behandlung in der Berliner Charité noch zur Reha aufhält, um wieder zu Kräften zu kommen. Der FSB reagierte am Abend auf die Veröffentlichung: Es handle sich um eine Fälschung, teilte der Geheimdienst nach Angaben der Staatsagentur Ria Novosti mit. Die „sogenannten Untersuchungen“ Nawalnys seien eine „geplante Provokation zur Diskreditierung des russischen FSB“. Es würden Ermittlungen eingeleitet. Nawalny hatte Präsident Wladimir Putin immer wieder als Drahtzieher des Auftragsmordes bezeichnet.

Polizeipräsenz vor der Berliner Charité (Bild: APA/AFP/JOHN MACDOUGALL)
Polizeipräsenz vor der Berliner Charité

An der Wohnadresse des bloßgestellten Tatverdächtigen in Moskau gab es ein großes Polizeiaufgebot, wie Nawalnys Mitarbeiterin Ljubow Sobol bei Twitter zeigte. Später am Abend wurde Sobol festgenommen, auch das filmte sie. Auf dem Video ist außerdem zu sehen, dass mehrere Journalisten vor Ort waren.

Kronen Zeitung/krone.at

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