Österreichische Prominente wie der Künstler wie Andre Heller, der Schauspieler Cornelius Obonya oder der Ex-Fußball-Nationalspieler Marc Janko haben am Wiener Ballhausplatz unter dem Motto „Retten statt Reden“ an die Bundesregierung und Kanzler Sebastian Kurz (ÖVP) appelliert, Flüchtlinge aus griechischen Lagern aufzunehmen.
„Wir stehen hier für Humanitas“, postulierte Burgschauspieler Cornelius Obonya im Nieselregen im Hinblick auf die Flüchtlingslager auf der Insel Lesbos 100 Tage nach dem Brand in Moria vor dem Kanzleramt: „Es geht darum, dass wir noch in den Spiegel und unseren Kindern ins Gesicht sehen können.“ Auch der einstige Fußball-Nationalspieler Marc Janko forderte, nun endlich zur Aktion zu schreiten: „Wir haben lange genug zugesehen. Es wird Zeit, dass gehandelt wird.“
„Moralisches Desaster“
Liedermacher Ernst Molden sang über die ÖVP: „Das Soziale geht mir schon Jahrzehnte ab, aber das Christliche habe ich ihnen noch geglaubt.“ Künstler Andre Heller prangerte die Tatenlosigkeit an: „Das ist ein moralisches Desaster und ein geistiger Offenbarungseid.“ Autorin Julya Rabinowich verurteilte in einem „Schlaflied“ den Zynismus der Regierung: „Wer ein Kind rettet, hat die anderen im Stich gelassen.“ Und deshalb helfe man keinem.
Ihr Berufskollege Doron Rabinovici erinnerte in diesem Zusammenhang an die Fluchtgeschichte seines eigenen Vaters in den 1940ern: „Dieser Bundeskanzler und diese Bundesregierung hätte meinen Vater nicht hereingelassen.“
„Es fehlt der Anstand“
Kabarettist Thomas Maurer geißelte den „uferlosen Zynismus“ von Türkis-Grün, während Florian Scheuba das Argument kritisierte, dass man durch Hilfe ungewünschte „Pull-Faktoren“ erzeuge. Letztlich seien eben jene Faktoren doch alles, was Österreich lebenswert und menschlich mache.
Percussionist Martin Grubinger unterstrich indes, dass es in der Frage der Hilfe für Betroffene nicht um politische Zugehörigkeit gehe, sondern schlicht um den menschlichen Anstand: „Am Ende fehlt dem Bundeskanzler und seiner Regierung der Anstand. Und irgendwann wird er sich dafür auch verantworten müssen.“
Initiiert wurde der Protest vom Verein Courage sowie dem NEOS-Nationalratsabgeordneten Sepp Schellhorn, der neben Parteikollegen wie Wiens Vizebürgermeister Christoph Wiederkehr und der Abgeordneten Stephanie Krisper erschienen war und die Hilflosigkeit ob der Verweigerung, Flüchtlingskinder aufzunehmen, beklagte: „Es macht mich wahnsinnig, dass hier nicht reagiert wird.“ Österreich habe genug Platz: „Beten alleine hilft nicht.“
„Herr Bundeskanzler: Ihre Politik des Händefaltens, Goschenhaltens geht nicht mehr“, pflichtete auch der einstige ÖVP-Nationalratsabgeordnete Ferry Maier bei, während Schellhorns Parteikollege Helmut Brandstätter aus der Bibel zitierte, um die ÖVP-Nationalratsabgeordneten bei der nächsten Abstimmung zu mehr Mut aufzufordern: „Fürchtet euch nicht.“ Und schließlich appellierte Kulturstadträtin Veronica Kaup-Hasler an die Bundesregierung, zumindest Wien die Aufnahme von Flüchtlingen zu erlauben: „Die Stadt ist bereit, die Türen weit aufzumachen.“
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