Finanzminister Gernot Blümel (ÖVP) im „Krone“-Interview über Weihnachten, Impfen, Hilfen für die Wiener und warum er für 2021 zuversichtlich ist.
„Krone“: Isolation oder zu Verwandten, wie feiern Sie Weihnachten, Herr Minister?
Gernot Blümel: Wir werden im engsten Familienkreis feiern und Corona-bedingt ein paar Abstriche machen. Es ist das erste Weihnachtsfest mit meiner kleinen Tochter. Und Besuche nur zu den Eltern.
Verstehen Sie, dass so viele Menschen die Nase voll von den Einschränkungen haben?
Absolut, aber die Infektionszahlen müssen runter. Die Situation in den Intensivstationen ist herausfordernd. Mit der Impfung ist Licht am Ende des Tunnels. Bis diese greift, braucht es Disziplin und testen, testen!
Lassen Sie sich impfen?
Ja. Hundertprozentig.
Die Krise fordert einen Finanzminister 24 Stunden am Tag. Wann bleibt Ihnen Zeit für Kommunalpolitik?
Wir sind ein breites Team, können die Arbeit gut aufteilen. Gleichzeitig mache ich als Finanzminister viel für meine Heimatstadt. Das Paket, das von Bundesseite an Wien geflossen ist, ist das Zehn- bis 15-Fache von dem, was die Stadt selbst auf die Beine gestellt hat. Jetzt kommt ein Investitionspaket dazu. Das sind rund 600 Millionen Euro, die an Liquidität nach Wien gehen.
Wohin fließt das Geld?
Darüber entscheidet Wien selbst. Wir haben viele Vorschläge: Die Kennedybrücke gehört saniert, der Schwedenplatz gemacht, ein zweiter Lift am Stephansplatz.
Wird der Bund weiter die Hälfte der Kosten beim U-Bahn-Ausbau tragen?
Ja, die U-Bahn wird mitfinanziert. Nur nach dem KH-Nord-Fiasko bin ich hellhörig bei Kostenschätzungen der Stadtregierung. Das behalten wir im Auge.
Sorgenkind ist die hohe Arbeitslosigkeit: Wann ist die Talsohle durchschritten?
Das hängt vom Ende der Krise ab. Wir haben Wachstumsprognosen zwischen 1,4 und 5,1 Prozent, abhängig von weiteren Corona-Maßnahmen.
Wie viele Lockdowns halten wir noch durch?
Jeder Lockdown ist einer zu viel.
Das heißt, nach Jänner wird es keinen mehr geben?
Das hängt rein von den Infektionszahlen ab.
Wie wird 2021?
Es besteht begründeter Optimismus, dass es besser wird als viele glauben.
Warum?
Sobald die Einschränkungen im Frühling weg waren, ist die Wirtschaft schnell zurückgekommen. Im Herbst-Lockdown sind die Daten besser. Alles, was Exporte und Industrie etc. betrifft, ist kaum mehr eingebrochen. Die Lieferketten haben sich eingespielt. Probleme bereiten der private Konsum und der Tourismus, speziell der Städtetourismus. Beim privaten Konsum sehe ich Positives. Wir haben eine Sparquote von 15 Prozent. Das sind 12 bis 13 Milliarden Euro Cash, die auf den Sparbüchern liegen. Geld, das potenziell ausgegeben wird, sobald der Optimismus zurückkehrt.
Alex Schönherr, Kronen Zeitung
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