Freundin zerstückelt

Napoleon-Experte wegen Mordes verurteilt

Ausland
26.12.2020 19:44

Mehrmals hatte der russische Geschichtsprofessor Oleg Sokolow auf seine viel jüngere Freundin geschossen. Danach wollte er die zersägte Leiche der Frau entsorgen, doch der bekannte Napoleon-Experte wurde von der Polizei auf frischer Tat ertappt. Wegen dieses Mordes musste sich der 64-jährige Russe vor Gericht verantworten. Am Freitag verurteilte ein Gericht in St. Petersburg den Historiker zu zwölfeinhalb Jahren Haft. Das Urteil ist noch nicht rechtskräftig.

Die Staatsanwaltschaft hatte 15 Jahre Haft wegen Mordes und illegalen Waffenbesitzes gefordert. Sokolow war im November 2019 im betrunkenen Zustand bei dem Versuch festgenommen worden, Leichenteile im Fluss Moika in St. Petersburg zu versenken. Die Polizei holte den 63-Jährigen aus dem eiskalten Wasser und entdeckte in seinem Rucksack abgetrennte Frauenarme. In der Wohnung des renommierten Napoleon-Experten fanden die Beamte eine blutverschmierte Säge sowie die enthauptete Leiche seiner ehemaligen Studentin Anastasia Jeschtschenko. Mit der 24-Jährigen hatte Sokolow zusammengelebt und mehrere Bücher geschrieben.

Professor sprach zunächst von Notwehr
Der auch für seine Auftritte in historischen Kostümen bekannte Gelehrte hatte bei einer Anhörung kurz nach der Festnahme angegeben, seine Partnerin habe ihn „mit einem Messer angegriffen“. Jeschtschenkos Bruder sagte seinerseits russischen Medien, Sokolow sei rasend eifersüchtig gewesen. So habe der 63-Jährige seine Partnerin einmal zusammengeschlagen, als sie auf die Geburtstagsfeier eines Kommilitonen gehen wollte. Auch die Eltern der ermordeten Jeschtschenko waren bei der Urteilsverkündung anwesend. Ihre Anwältin sagte zu Reportern, „nichts kann ihre Tochter zurückbringen“. Die Familie wolle aber keine Berufung gegen das Urteil einlegen.

Oleg Sokolow ist auch für seine historischen Verkleidungen bekannt. (Bild: AP)
Oleg Sokolow ist auch für seine historischen Verkleidungen bekannt.

Professor soll mehrere Studentinnen bedroht haben
Der Fall hatte in Russland eine Debatte über Gewalt gegen Frauen ausgelöst. Studentinnen an der Staatlichen Universität St. Petersburg sollen schon vorher teils gewalttätige sexuelle Übergriffe des Professors gemeldet haben, ohne dass dies Folgen hatte. So gab eine Studentin, die 2008 eine Affäre mit Sokolow hatte, laut Medienberichten an, der Professor habe sie an einen Stuhl gefesselt, ihr ins Gesicht geschlagen und gedroht, sie anzuzünden und zu töten, wenn sie ihn verlasse.

In Russland werden nach Angaben von Aktivisten jährlich 16,5 Millionen Frauen Opfer häuslicher Gewalt. Unter Präsident Wladimir Putin waren die Strafen dafür herabgesetzt worden, die meisten Täter kommen mit einer Geldstrafe davon.

Porträt von krone.at
krone.at
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