Es war ja nicht anders zu erwarten: Kanzler und Gesundheitsminister hatten sich bei der ersten Corona-Impfung in Szene gesetzt. Auch in den Bundesländern waren Politiker als eitle Impf-Statisten vor den TV-Kameras aufgetaucht. Eine seriöse Sache ist so zum Spektakel geworden, der ORF hat es in einer Sondersendung live übertragen.
Die ehemalige Skirennläuferin Nicola Werdenigg war zu einer spontan geschriebenen Satire auf die Impf-Show motiviert: „Wir schalten jetzt um zu Peter Nidetzky, der direkt von der Einstichstelle berichtet. Peter, kannst du uns hören? Da gibt es offensichtlich Probleme mit der Leitung. Zurück zu Heinz Prüller: Grüß Gott an alle Impfsportfreunde ...“
Verdienter Spott. Bei allem Verständnis für politische Selbstvermarktung: Was zu viel ist, ist zu viel. Die schnelle Entwicklung von Impfstoffen gegen das Virus ist allein eine Leistung der Wissenschaft. Ein Erfolg, aus dem Österreichs Politik einige Lehren ziehen könnte: Ohne globale Vernetzung wären die Forscher kaum in dem Tempo auf die rettenden Formeln gestoßen. Stünde Österreich ganz einsam da, gäbe es auch keine Impf-Show. Ein Beispiel ist das Forscher-Ehepaar Ugur Sahin und Özlem Türeci, Kinder türkischer Familien, die in Deutschland willkommen waren, Karriere gemacht und einen Corona-Impfstoff entwickelt haben.
Es wird an Sebastian Kurz und Rudolf Anschober liegen, dass auch bei uns Menschen Laufbahnen wie die von Ugur Sahin und Özlem Türeci machen. Es könnte unser Leben retten.
Claus Pándi, Kronen Zeitung
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