Gesundheitsminister Rudolf Anschober (Grüne) hat nach den ersten Impfungen gegen das Coronavirus eine positive Bilanz gezogen. „Das war und ist ein großer Tag im Kampf gegen die Pandemie gewesen“, sagte er am Montag nach dem seiner Ansicht nach erfolgreichen Start. Die ersten Pflegeheime seien mit der ersten Dosis „bereits durchgeimpft“, nun wolle man „schrittweise professionell vorgehen“ und Informationsarbeit leisten. Bei der Impf-Hotline seien binnen einer Woche 20.000 Anrufe eingegangen und würden ein „echtes Informationsbedürfnis“ aufzeigen, so der Minister. Die Impfung sei „der Schlüssel gegen die Pandemie“ - nun sei es wichtig, diesen auch zu benützen.
Nach den ersten beiden Monaten im neuen Jahr 2021 werde man die Schutzimpfung gratis für alle Interessierten ausrollen, wobei jedem Wahlfreiheit zustehen werde, betonte der Minister erneut, dass es keine Impfpflicht geben soll. Anschober rief allerdings auch zur Geduld auf. Man werde „sehr behutsam, sehr sorgfältig“ in die schrittweise Umsetzung gehen. Wobei dies weiterhin von zwei Grundfaktoren abhängig sei: einerseits von der Marktzulassung der Impfstoffe, andererseits von der Frage, wann genau die Teillieferungen einlangen werden.
Minister erwartet in dieser Woche nächste Impfstoff-Lieferung
Die zweite Lieferung mit dem Biontech/Pfizer-Impfstoff - die erste mit 9750 Dosen war in der Nacht auf Samstag in Österreich eingetroffen - erwartet sich der Minister in dieser Woche. Anschober sieht dabei auch eine große Herausforderung für die Logistik, wie er sagte. Die erste Lieferung hatte der Pharmagroßhändler Herba Chemosan, wo die Tranche bei minus 70 Grad gelagert wird, in Wien und Niederösterreich selbst ausgeliefert, in den weiteren Bundesländern kam das Bundesheer zum Einsatz.
Wissenschaftlergremium wird eingerichtet
Ein weiterer paralleler Schwerpunkt für die Regierung werde die Informationsarbeit sein, sagte Anschober. Dazu zähle als erster Schritt die bereits erfolgte Einrichtung der Info-Hotline. In Summe habe es bis jetzt an die 20.000 Anrufe gegeben, wobei die Grundstimmung laut dem Minister aufgeschlossen und interessiert gewesen sei. Die zwei am häufigsten gestellten Fragen seien gewesen: Wann kann ich drankommen? Und: Welche unterschiedlichen Impfstoffe wird es in Österreich geben?
Hotline: 0800-555-621 oder
www.sozialministerium.at/Informationen-zum-Coronavirus
Auch ein Wissenschaftlergremium werde für diese und weitere Fragen eingerichtet, das „in diesen Tagen erarbeitet und in Kürze präsentiert“ werde, kündigte Anschober an.
Politiker-Impfungen: Zuerst oder wenn sie an der Reihe sind?
Was Impfungen für die Politiker selbst angehe, so sagte Anschober, das sei ein Thema, das derzeit diskutiert werde. Österreichs Politiker würden eher den Standpunkt vertreten, sich dann impfen zu lassen, wenn sie aufgrund ihres Alters oder eventueller Risikofaktoren an der Reihe seien, und nicht früher - auch wenn sich in anderen Länder Staats- oder Regierungschefs medienwirksam impfen ließen, um Skeptikern zu demonstrieren, dass keine Gefahr von dem Impfstoff ausgehe. Er werde sich „mit hundertprozentiger Sicherheit“ impfen lassen. Er sei überzeugt, dass sich die „überwiegende Mehrheit“ seiner Kollegen impfen lassen werde, um ein Vorbild zu sein.
NEOS fordern „nachvollziehbaren“ Plan, FPÖ „unabhängiges“ Gremium
Der Impf-Fokus nach den Immunisierungen in den Alters- und Pflegeheimen sowie des Gesundheitspersonals liegt dem Minister zufolge bei älteren Personen, solchen mit Risiko-Erkrankungen und dem Personal in kritischer Infrastruktur. In Phase drei kann sich dann die breite Masse impfen lassen. Die NEOS verlangten am Montag von der Regierung erneut einen „detaillierten und nachvollziehbaren“ Impfplan sowie ein „ehrliches und transparent erstelltes“ Informationsangebot, während die FPÖ ein „unabhängiges“ Nationales Impfgremium forderte.
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