Vakzin für alle ratsam

Virologe geht von mehrjährigem Impfschutz aus

Wissenschaft
29.12.2020 13:39

Nach dem Impfstart gegen das Coronavirus am Wochenende fragen sich natürlich viele Menschen, wie lange das Vakzin gegen den Erreger schützt. Der steirische Virologe Florian Krammer nimmt an, dass man für „einige Jahre“ gegen den Ausbruch der Lungenkrankheit Covid-19 immun ist.

Krammer ist am Mount Sinai Hospital in New York tätig. Zwar gibt es laut dem Virologen noch keine gesicherten Fakten, „aber von der Antikörperantwort, die man jetzt sieht, und den Daten, die es bis jetzt gibt, also über vier Monate, nehme ich einmal an, dass der Schutz durch die Impfung schon für einige Jahre hält“, sagte er in einem Interview mit orf.at.

Auch mit Impfung ist Ansteckung anderer möglich
Die Impfstoffe würden die Lunge und somit vor Erkrankung dieser sehr gut schützen. Im Tierversuch zeigte sich aber auch, dass die Virusvermehrung in den oberen Atemwegen meistens kürzer war als bei ungeimpften Tieren. Auch war die Viruslast geringer. „Das wird bei Menschen nicht anders sein. Das heißt jetzt, dass es wahrscheinlich Leute gibt, die, wenn sie geimpft sind, auch vor einer Infektion geschützt sind. Und dann wird es wieder andere Leute geben, die, wenn sie geimpft sind, möglicherweise auch Leute anstecken können.“ Krammer glaubt, dass es dazu in wenigen Monaten Daten geben werde. 

(Bild: APA/Hans Punz)

Impfung auch nach überstandener Infektion ratsam
Seiner Meinung nach sollten sich auch Menschen impfen lassen, die bereits eine Coronavirus-Infektion überstanden haben. „Wir wissen mittlerweile, dass wenn man schon mit Covid-19 infiziert war, ein gewisser Schutz besteht, und deswegen würde ich sagen, muss man sich nicht als Erster impfen lassen. In den USA hat man darüber nach der Zulassung diskutiert. Es wurde dann aber beschlossen, dass man alle impfen wird, weil es zu viel Arbeit bzw. zu viel Aufwand wäre, wirklich sicherzustellen, ob jemand jetzt schon Corona hatte oder nicht.“

Wiederinfektionen „selten, aber die kommen vor“
Es gebe mittlerweile zwei Studien, die zeigen, wenn man Antikörper gegen das Virus gebildet hat, sei das Risiko der Neuinfektion, „sehr, sehr gering“, so Krammer. „Das Risiko ist aber nie null, das heißt, es gibt auch Reinfektionen, die sind sehr selten, aber die kommen vor“, erklärte der Wissenschaftler. „Es gibt schon gute Studien über Immunität, die zeigen, dass die Antikörperantwort am Anfang etwas runtergeht und sich dann zwischen fünf und sieben Monaten zu stabilisieren beginnt. Und es kann schon sein, dass diese Antikörper dann für Jahre stabil bleiben. So etwas Ähnliches würde ich mir auch von der Impfung erwarten.“

(Bild: APA/Barbara Gindl, Wiener Linien/Johannes Zinner, krone.at-Grafik)

Maske wird uns noch länger erhalten bleiben
Wie man sich in der Öffentlichkeit verhält und welche Regeln man einzuhalten hat, hängt nach Angaben Krammers nicht davon ab, ob man geimpft ist oder nicht, denn was die Maskenpflicht betreffe, könne man ja nicht jeden Fahrgast in den Öffis nach dem Impfpass fragen. Allerdings werde sich im privaten Bereich vieles ändern. „Wenn ich weiß, meine Eltern sind geimpft, meine Großeltern sind geimpft, dann kann ich relativ frei mit denen umgehen. Ich glaube, dass sich das Leben in der Familie und im Freundeskreis schneller normalisieren wird, als das öffentliche Leben.“

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