Ein absoluter Überdrüber-Traumauftakt schaut zwar anders aus, aber mit vier Österreichern in den Top-13 sind die ÖSV-Adler zumindest mannschaftlich sehr ordentlich aus dem Auftakt-Springen der Vierschanzentournee 2020/21 ausgestiegen! Unser Bester war dabei wieder einmal Stefan Kraft, der beim Sieg des deutschen Lokalmatadors Karl Geiger auf dem 6. Rang landete, der nach dem 1. Durchgang noch Drittplatzierte Philipp Aschenwald wurde am Ende Achter ...
Geiger, vor wenigen Wochen erst Weltmeister im Skifliegen geworden, setzte sich am Dienstag mit den Weiten von 127 und 136,5 Metern 2,8 Punkte vor dem polnischen Routinier Kamil Stoch durch, der als Pole sein ganz eigenes Märchen schrieb: Erst wenige Stunden zuvor hatte das polnische Team nach dem Corona-Alarm und der Sperre vom Vortag doch die Freigabe bekommen. Mit den beiden Norwegern Marius Lindvik und Halvor Egner Granerud sowie dem Deutschen Markus Eisenbichler landeten weitere Mitfavoriten der 69. Auflage auf den Rängen drei bis fünf - unmittelbar vor Kraft. Die ÖSV-Adler Jan Hörl und Daniel Huber sprangen auf die Plätze 11 und 13, Thomas Lackner schaffte es zudem bei seinem Tournee-Debüt als 24. in die Punkteränge. Michael Hayböck hatte als 48. des 1. Durchgangs das Finale der Top-30 verpasst.
Die besseren Österreicher konnten ihre vielversprechenden Positionen nach dem 1. Durchgang nicht beibehalten. Vor den letzten zehn Springern, zu denen auch das Trio Hörl, Kraft und Aschenwald gehörte, verkürzte die Jury den Anlauf bei Rückenwind um zwei Luken. Hörl (123,5 m) büßte vier, Aschenwald (127) fünf, und Kraft (125) eine Position ein. Krafts Freude über Platz sechs war nach einer Corona- und Rücken-Zwangspause dennoch groß. „Sechster, genial - ein Traumauftakt“, jubelte der Salzburger. Der Weltcup-Titelverteidiger sprach aber auch von unfairen Verhältnissen, ärgerte sich über die Jury-Entscheidung und den Umstand, dass bei Rückenwind nicht kurz zugewartet wurde. „Plus acht (Windkompensation, Anm.) und der ‘Eisei‘ hat 0 Punkte von zwei Luken mehr, das ist ein bisschen schwierig. Aber Skispringen ist ein Freiluftsport, ich bin mega-happy mit den Sprüngen.“
Aschenwald trauerte der verpassten Podestchance nicht wirklich nach. „Im zweiten Durchgang war sicher mehr drin, aber ich bin glücklich, dass ich jetzt wieder in den Top-Ten bin“, sagte der Tiroler, der in dieser Saison erst einmal in diesem Bereich (Achter in Wisla) gelandet war. Hayböck erlebte eine dicke Enttäuschung. Nach einem Sprung auf 112 Meter und Rang 48 ist eine Topplatzierung in der Gesamtwertung für den Oberösterreicher außer Reichweite. Eine Erklärung hatte der Skiflug-WM-Vierte zunächst nicht parat. „Es war ein komischer Sprung, wo ich gleich gemerkt habe, dass irgendwas nicht zusammenpasst.“ Auch Huber war nicht gänzlich zufrieden. „Ganz stimmig ist es nicht. Es braucht Bomben, dass man da (vorne) mitspringt.“
Mit dabei waren nach einer Kehrtwende über Nacht auch die Polen um Routinier Stoch. Das Team war am Montag zwar nach einem positiven Corona-Test von Klemens Muranka vom ersten Bewerb ausgeschlossen worden, durfte nach zwei weiteren negativen Testreihen aber die Quarantäne verlassen - und dann auch springen. Stoch packte als Zweiter die Gelegenheit beim Schopf. „Es war ein fantastischer Tag. Ich kann mich nur bei unseren Trainern bedanken: Sie haben bis zum Ende für uns gekämpft“, sagte der zweifache Tournee-Sieger (2016/17, 2017/18). Der Bewerb ging deshalb zunächst mit allen 62 gemeldeten Teilnehmern in Szene, auf das geplante K.-o.-System, das bei der Tournee bei 50 Qualifizierten vorgesehen ist, wurde verzichtet.
Ein Dilemma droht bei den nächsten Stationen in Garmisch-Partenkirchen (1. Jänner), Innsbruck (3. Jänner) und Bischofshofen (6. Jänner) aber dennoch: Werden bei weiteren Serien-Testungen Infizierte unter den Sportlern entdeckt, könnten Teams den ‘polnischen Weg‘ mit weiteren Tests wählen. Im Hygienekonzept ist das eigentlich nicht vorgesehen. Geiger, der ebenfalls erst aus der Corona-Quarantäne zurückgekommen war, war das angesichts seines Heimsiegs einerlei: Er jubelte über „zwei saugute“ Sprünge bei einem „echt brutalen“ Wettkampf. „Ich weiß gar nicht, was ich sagen soll. Wenn jetzt noch Zuschauer da wären, wäre es perfekt“, sagte der 27-Jährige im nur mit Pappfiguren besetzten Stadion.
Das Ergebnis:
1. Karl Geiger (GER) 291,1 Punkte (127,0/136,5 m)
2. Kamil Stoch (POL) 288,3 (125,0/132,5)
3. Marius Lindvik (NOR) 285,2 (126,5/135,5)
4. Halvor Egner Granerud (NOR) 280,1 (122,0/131,0)
5. Markus Eisenbichler (GER) 274,3 (118,0/142,0)
6. Stefan Kraft (AUT) 273,6 (126,5/125,0)
7. Andrzej Stekala (POL) 273,3 (123,0/136,5)
8. Philipp Aschenwald (AUT) 273,0 (130,0/127,0)
9. Anze Lanisek (SLO) 270,1 (120,5/135,5)
10. Ziga Jelar (SLO) 269,8 (128,0/124,0)
11. Jan Hörl (AUT) 266,7 (129,0/123,5)
12. Domen Prevc (SLO) 266,2 (129,0/126,5)
13. Daniel Huber (AUT) 265,4 (121,0/127,5)
14. Ryoyu Kobayashi (JPN) 265,2 (123,0/128,0)
15. Dawid Kubacki (POL) 264,3 (122,0/126,5)
16. Keiichi Sato (JPN) 263,8 (125,0/123,0)
17. Peter Prevc (SLO) 261,4 (123,0/129,5)
18. Yukiya Sato (JPN) 260,7 (122,5/124,0)
19. Cene Prevc (SLO) 260,0 (125,0/128,5)
20. Naoki Nakamura (JPN) 259,0 (125,0/128,0)
21. Piotr Zyla (POL) 256,7 (119,5/129,0)
22. Daniel-Andre Tande (NOR) 254,8 (124,0/127,0)
23. Antti Aalto (FIN) 254,0 (124,0/128,5)
24. Thomas Lackner (AUT) 251,5 (124,5/128,0)
25. Severin Freund (GER) 249,5 (123,5/126,0)
26. Jewgenij Klimow (RUS) 245,4 (126,5/118,5)
27. Gregor Deschwanden (SUI) 245,0 (121,0/123,5)
28. Junshiro Kobayashi (JPN) 243,3 (122,0/122,5)
29. Wladimir Zografski (BUL) 243,0 (126,0/119,0)
30. Klemens Muranka (POL) 238,3 (122,0/120,5)
Nicht qualifiziert für den 2. Durchgang u.a.: Markus Schiffner (42./AUT) und Michael Hayböck (48./AUT)
Der Stand im Gesamtweltcup:
1. Halvor Egner Granerud (NOR) 650 Punkte
2. Markus Eisenbichler (GER) 508
3. Kamil Stoch (POL) 258
4. Piotr Zyla (POL) 248
5. Anze Lanisek (SLO) 248
6. Robert Johansson (NOR) 244
7. Karl Geiger (GER) 241
8. Dawid Kubacki (POL) 221
9. Pius Paschke (GER) 212
10. Yukiya Sato (JPN) 206
11. Daniel Huber (AUT) 202
12. Marius Lindvik (NOR) 180
13. Bor Pavlovcic (SLO) 137
14. Andrzej Stekala (POL) 124
15. Johann Andre Forfang (NOR) 116
Weiters:
24. Philipp Aschenwald (AUT) 66
25. Michael Hayböck (AUT) 63
27. Thomas Lackner (AUT) 62
33. Markus Schiffner (AUT) 53
37. Stefan Kraft (AUT) 40
45. Jan Hörl (AUT) 24
46. Clemens Leitner (AUT) 24
55. Manuel Fettner (AUT) 11
56. Timon-Pascal Kahofer (AUT) 9
57. Maximilian Steiner (AUT) 8
57. Gregor Schlierenzauer (AUT) 8
Der Stand im Nationencup:
1. Norwegen 1596 Punkte
2. Deutschland 1547
3. Polen 1348
4. Österreich 970
5. Slowenien 832
6. Japan 716
7. Russland 200
8. Schweiz 162
9. Kanada 86
10. Finnland 51
11. Estland 27
12. Italien 8
13. Tschechien 6
14. USA 3
15. Bulgarien 2
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