„Falsche Hersteller“

Söder wettert gegen Impfstoff-Strategie der EU

Ausland
03.01.2021 08:24

Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU) hat in einem Interview die Beschaffung der Corona-Impfstoffe durch die EU kritisiert. Die Staatengemeinschaft habe auf die falschen Hersteller gesetzt, zu wenig Impfdosen bestellt und wohl zu bürokratisch geplant, so der Vorwurf. Söder setzt sich zudem dafür ein, den derzeit geltenden Lockdown in Deutschland bis Ende Jänner zu verlängern.

Der bayrische Ministerpräsident will die Corona-Impfkampagne beschleunigen, indem das Biontech-Produkt „in Lizenz bei anderen Firmen in Deutschland“ hergestellt wird. Es sei „schwer zu erklären, dass ein sehr guter Impfstoff in Deutschland entwickelt, aber woanders schneller geimpft wird“. Wie Söder der „Bild am Sonntag“ sagte, habe die EU zu wenig Impfstoff bestellt und auf die falschen Hersteller gesetzt.

„Land nicht endlos narkotisieren“
Söder betonte, dass Impfungen die „einzige Langfriststrategie gegen Corona“ seien. „Wir können unser Land nicht endlos narkotisieren und nur durch Schulden finanzieren. Daher ist das Impfen auch finanziell langfristig der bessere Weg“, sagte Söder.

Söder zeigt Unverständnis für die Vorgangsweise bei der Impfstoff-Beschaffung der EU. (Bild: AFP/Sven Hoppe)
Söder zeigt Unverständnis für die Vorgangsweise bei der Impfstoff-Beschaffung der EU.

Schon fast 200.000 Deutsche geimpft
Die Corona-Impfungen hatten in Deutschland am 27. Dezember offiziell begonnen. Nach jüngsten Abgaben des Robert-Koch-Instituts wurden inzwischen 188.553 Menschen einmal geimpft. Für den vollen Schutz sind zwei Impfungen nötig. In den USA wurden offiziellen Angaben zufolge bereits 4,2 Millionen Impfdosen der Mittel von Biontech/Pfizer und Moderna verabreicht und knapp 13,1 Millionen ausgeliefert.

Impfplan gegen „Impfnationalismus“
Um einen „impfnationalistischen“ Wettlauf zu vermeiden, haben die 27 EU-Länder in einer gemeinsamen Aktion bei sechs Herstellern zwei Milliarden Impfdosen für rund 450 Millionen EU-Bürger bestellt. Für eine ausreichende Immunisierung muss der Impfstoff zweimal verabreicht werden.

Der bislang einzige in der EU zugelassene Impfstoff von Biontech/Pfizer ist ein rares Gut. (Bild: AFP)
Der bislang einzige in der EU zugelassene Impfstoff von Biontech/Pfizer ist ein rares Gut.

Durch den aufwendigen Zulassungsprozess verzögert sich aber auch die Auslieferung - bislang wurde nur der Wirkstoff von Biontech/Pfizer zugelassen. Zudem kommt, dass nur wenige Produzenten den Impfstoff herstellen können, weshalb zusätzlich Zeit verstreicht. Bis Ende Jänner erhofft sich etwa Biontech-Chef Ugur Sahin, weitere Produzenten gefunden zu haben.

Kommt längerer Lockdown in Deutschland?
Abseits der Impfung forderte Söder auch eine Ausweitung des Lockdowns in Deutschland um drei Wochen. „Der Lockdown muss bis Ende Januar verlängert werden“, sagte er. „Die Zahlen sind einfach noch viel zu hoch. Dabei sind die Auswirkungen von Weihnachten und Silvester noch gar nicht absehbar.“ Dies könne man erst Mitte Jänner genau beurteilen, so der Ministerpräsident.

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